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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings
Autoren: Stefan Bauer
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dass neben den von mittelalterlichen Handschriften inspirierten Illustrationen von Pauline Baynes, die freilich mehr die kleineren Werke Tolkiens betreffen, die Gebrüder Hildebrandt für den ›Herrn der Ringe‹ immer noch eine der besten Interpretationen geschaffen haben; man wünschte nur, sie wäre nicht gar so disneybunt gewesen.
    Am Rande sei noch eine Ausgabe des ›Herrn der Ringe‹ erwähnt, die nicht in den allgemeinen Handel gekommen ist, nämlich die der Londoner Folio Society (1977), einer englischen Buchgemeinschaft, vergleichbar der Büchergilde Gutenberg. Hinter der Illustratorin dieser Ausgabe, Ingahild Grathmer, verbirgt sich niemand anders als Königin Margarethe von Dänemark, die als junge Frau in Oxford studiert hatte. Die Zeichnungen, umgesetzt von Eric Fraser, in ihrem holzschnittartigen Stil an Tolkiens eigene Landschaftsbilder erinnernd, sind quasi vom Verfasser autorisiert – und es sind keineswegs die schlechtesten.
    Außerdem darf man wohl sagen, dass der britische Tolkien-Verlag bei seiner einbändigen Jubiläumsausgabe zum ›Herrn der Ringe‹ mit Alan Lee einen guten Griff getan hat, einem Illustrator, der zuvor bereits ein stimmungsvolles Buch über Burgen, Castles, und einen Band mit Artus-Geschichten gestaltet hatte. Zumindest ist seine Aquarelltechnik von höherem künstlerischen Rang als das Meiste, was die übrigen Interpreten beigetragen haben, und Lee vermag es, eine durchgehende Stimmung zu vermitteln, die vielleicht ein wenig düster und gedämpft in den Farben, aber durchweg ansprechend ist. Ein Teil der Bilder erschien auch im Tolkien-Kalender 1993 sowie als Poster.
    Dagegen kann man die Illustration der deutschen Jubiläumsausgabe von Anke Doberauer (1993) zu den misslungenen Experimenten rechnen. Schon die Technik, Fantasy-Fans für Fotos posieren zu lassen und diese Fotos dann unreflektiert in Primamalerei umzusetzen, ist fragwürdig, da sie allenfalls ein mit dem Werk verbundenes (und als negativ bewertetes) Phänomen illustriert, nicht aber das Werk selbst. Da die ›hochkünstlerischen Farbtafeln‹ – so der Klappentext, wohl um jeden, dem sie nicht gefallen, als Banausen hinzustellen – zudem schlicht und einfach hässlich sind, könnte man auch sie mit dem Mantel des Vergessens zudecken, würde diese Vorgehensweise nicht einen Mangel an Respekt gegenüber den Intentionen des Autors und eine Verachtung für den Großteil der Leser bezeugen.
     
     
     
    TOLKIEN MULTIMEDIAL
     
    Ein weiteres Großprojekt, das im Jubiläumsjahr 1993 zu einem Medienereignis wurde, ist eine aufwendige Hörspielfassung des › Herrn der Ringe‹.
    Hier scheint die Umsetzung von Anfang an glücklicher gewesen zu sein als im visuellen Bereich. Bereits die erste, englische Hörspielfassung des ›Hobbit‹ von 1968, eine Produktion der BBC, ist ausgesprochen gut gelungen, etwa in der Eingangszene, in der Bilbo der Hobbit dem Erzähler dauernd ins Wort fällt, was ihn schnell zu einem überzeugenden Charakter macht. Eine weitere Fassung folgte in den siebziger Jahren als dramatische Lesung, gesprochen von Nicol Williamson, einem bekannten Shakespeare- und Filmschauspieler, der unter anderem durch seine Rolle als Merlin in John Boormans Excalibur in Erinnerung ist. Die virtuose Verwendung verschiedener regionaler Akzente – Bilbo spricht mit einem Yorkshire-›lilt‹, Gandalf der Zauberer knappes Oxford-Englisch, die Trolle tiefsten Manchester-Dialekt – und der sparsame, aber stimmungsvolle Einsatz alter Musik gibt dieser Fassung ihren besonderen Reiz.
    Die Hörspielfassung des ›Herrn der Ringe‹ der BBC schließt indes an den BBC-›Hobbit‹ an, wobei der Reiz für den Kenner des Buches nicht zuletzt darin liegt, dass insbesondere die Vorgeschichte hier, anders als in der Romanvorlage, chronologisch dargestellt wird. Auch die Stimmen der Darsteller vermögen zu überzeugen, und was vor allem besticht, ist die leitmotivisch eingesetzte Musik; so ertönt etwa jedes Mal, wenn der Ring in Aktion tritt, der auf- und wieder abschwellende Hauch einer Panflöte, der dem Hörer nach einiger Zeit an sich schon Schauder über den Rücken jagt.
    Um etwas völlig Eigenständiges zu schaffen, beschloss das Jubiläumsunternehmen von Peter Steinbach (Bearbeitung), Bernd Lau (Regie) und Peter Zwetkoff (Musik) für den SWF/WDR, die englische Fassung bewusst zu ignorieren und gegen die vorangegangene deutsche Fassung des ›Hobbit‹ anzukämpfen. Freilich war die Letztere schon ein Maßstab, dem
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