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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings
Autoren: Stefan Bauer
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zwar die britische Erstauflage der einzelnen Bände der ›History of Middleearth‹ in gebundener Form von anfänglich 5000 Exemplaren beim ersten auf 3000 beim neunten Band reduziert, doch zählt man die Buchklubausgaben mit hinzu, so relativiert sich das Verhältnis von 6000 zu 5000 – angesichts der Situation des britischen Buchhandels immer noch eine Größe, mit der man rechnen kann, von den Taschenbuch-Ausgaben ganz zu schweigen. Und Tolkien blieb somit weiterhin ein Autor, von dem immer wieder Neues erschien.
    Nach der Übernahme von Tolkiens Originalverlag A LLEN & U NWIN (der kurzzeitig auch als U NWIN H YMAN firmierte) durch die HARPERCOLLINS-Verlagsgruppe kommt Tolkien zudem die ungewöhnliche Sonderstellung zuteil, dass er nicht nur literarisch sui generis dasteht, sondern nun gewissermaßen selbst zum Markennamen geworden ist – ein eigenes Verlagsimprint, das sich nur aus seinen Werken und dem Umfeld speist.
     
     
     
    B ILDER VON M ITTELERDE
     
    Mit der Vermarktung von Tolkiens Ideen hat es in Amerika begonnen. Schon bald nach dem großen kommerziellen Erfolg machte man sich an das erste Nebenprodukt, einen Tolkien-Kalender, der gleichfalls modellbildend für andere werden sollte. Der erste Kalender dieser Art erschien 1974, mit Illustrationen nach Ölbildern von Tim Kirk, einem begabten Zeichner aus der amerikanischen Science-Fiction-Szene, der diesen Zyklus auf dem College als Magisterarbeit vorgelegt hatte (und später für Hallmark und Disneyland arbeitete).
    Schon Legende ist die Geschichte, wie ein halbes Jahr darauf zwei farbbeschmierte Gesellen in der Redaktion von H OUGHTON M IFFLIN , dem amerikanischen Tolkien-Verlag, auftauchten, mit Plastiktüten in den Händen, und Entwürfe zu Tolkien-Bildern zeigten. Um die Märchen-Illustrationen in abgetönten Acrylfarben, welche die insgesamt drei Kalender der Gebrüder Hildebrandt zierten, zu goutieren, bedurfte es schon damals eines gewissen Wohlwollens gegenüber dem Kitsch. Dennoch gelang es ihnen, die Institution eines Tolkien-Kalenders zu etablieren, und erst im Nachhinein mag man aus den vielen missglückten Ansätzen teilweise angesehener, teilweise unbekannter Genre-Künstler schließen, wie verteufelt schwierig es ist, Tolkiens Welt visuell umzusetzen.
    Tolkiens eigene Zeichnungen und Aquarelle, die auf mehreren Kalendern erschienen, erweisen ihn als einen talentierten Naiven, der sich bezeichnenderweise in erster Linie auf Landschaften und Artefakte konzentrierte; Figuren kommen in seinen Arbeiten so gut wie gar nicht vor. Es scheint ein besonderes Merkmal von Tolkiens Werk zu sein, dass sich jeder Leser seine eigene Vorstellung von den Handlungsfiguren macht und bei deren bildlicher Darstellung meist enttäuscht ist. Dies geht einher mit Tolkiens eigener These, dass die bildliche Repräsentation in der Fantasy dem Betrachter den Interpretationsspielraum raube, so wie er dies in seinem Essay ›On Fairy-Stories‹ (1936; dt. ›Über Märchen‹, in Die Ungeheuer und ihre Kritiker) dargelegt hat. Indes mag dies insbesondere auf seine eigene Erzählweise zutreffen, die eher allgemeine Charakteristika von Gestalten darstellt – oft in einer Metaphorik, die an die mittelalterliche Typendarstellung erinnert – als individuelle Züge.
    Von den Illustratoren, die im Bildband Tolkien ‘s World (1992) enthalten sind – welcher nur die britischen Kalender-Illustratoren vorstellt –, vermag Roger Garland allenfalls bei seinen metaphysischen Sujets aus dem Ersten Zeitalter zu überzeugen. Ted Nasmith ist ein weiterer talentierter Naiver, der in minutiös gemalten Landschaften faszinieren kann; seine Figuren sind steif und unglaubwürdig. Seine jüngeren Illustrationen zur Ausgabe des ›Silmarillion‹ von 1998 (teilweise auch im Tolkien-Kalender 2000 wiedergegeben) verstärken diesen Eindruck. John Howe malt sehr stimmungsvoll, was Wiedergabe von Landschaft, Wetterbedingungen und Figuren betrifft, ist aber in handlungsbetonten Szenen nicht recht glaubhaft. Michael Hague, der den ›Hobbit‹ im Stil von Arthur Rackham illustrierte, verdient zumindest eine Erwähnung, wenngleich seine Figuren gleichfalls nicht überzeugen. Einige andere Künstler übergeht man besser mit Schweigen. Selbst der anerkannte amerikanische Comic-Zeichner Michael Kaiuta, der den Kalender für 1994 geschaffen hat, kann mit seinen nervigen Figuren nicht den Geist der Hobbits und das mittelalterliche Ambiente des Romans wiedergeben.
    Im Rückblick scheint es fast,
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