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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure
Autoren: Iny Lorentz
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ein Anrecht auf eine gewisse Mitgift. In diesem Moment nahm Marie den Säugling auf und legte ihn ihm in die Arme.
    »Es ist deine Tochter, glaube mir! Ich kenne dein Gesicht gut genug, um mir völlig sicher zu sein.«
    »Trotzdem gibt es noch einen letzten Punkt zu klären.« Michel sah etwas unglücklich drein, da er nicht so recht wusste, was er mit Hildegard anfangen sollte, und reichte die Kleine an Alika weiter, die neben Marie stand. Die Augen des Kindes weiteten sich, als es das dunkle Gesicht über sich sah, und es schien nicht zu wissen, ob es nun weinen oder danach greifen solle. Schließlich stieß es sein Händchen gegen Alikas Wange.
    »Sie mag mich!«, sagte die Mohrin erfreut.
    »Das will ich auch hoffen, denn ab jetzt wirst du ihre Kindsmagd sein. Mariele und Theres werden dir helfen, denn du musst dich auch weiterhin um Lisa kümmern! Michel, bitte lass mich noch etwas sagen, bevor du zu sprechen beginnst.«
    Marie ging auf Schwanhild zu und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich habe gehört, du nährst deine Tochter selbst.«
    Die junge Frau nickte scheu.
    »Gut! Bitte tu es noch so lange, wie Hildegard deine Milch braucht.«
    »Gerne, Herrin.« Schwanhild klopfte das Herz bis zum Hals, denn sie fürchtete nun doch, sie würde die Kleine hinter Klostermauern würde stillen müssen.
    Unterdessen räusperte Michel sich ungeduldig und klopfte mit den Fingerknöcheln auf den Tisch. »Ich habe von Seiner Eminenz, Bischof Johann von Brunn, ein Gutachten erbeten, was meine Eheschließungen betrifft. Die frommen Doktoren der Theologie zu Würzburg sind übereinstimmend zu dem Urteil gelangt, dass meine zweite Ehe ungültig ist, da ich zum Zeitpunkt der Hochzeit weder Witwer war noch einen päpstlichen Dispens hatte.«
    Seine Worte wirkten auf Schwanhild wie ein Schlag ins Gesicht.Nach einigen von Scham und Angst durchlebten Augenblicken aber begriff sie, dass sie nach diesem Spruch nicht mehr unter Michels Vormundschaft stand und er sie damit auch nicht zwingen konnte, in ein Kloster zu gehen. Die Alternative gefiel ihr jedoch noch weniger, denn sie würde nach Magoldsheim zu ihrem Vater zurückkehren und den Spott und die Häme ihrer Halbgeschwister ertragen müssen.
    »Ich hoffe, Ihr erlaubt mir, so lange zu bleiben, bis meine Tochter entwöhnt ist.« Schwanhilds Bitte war weniger an Michel denn an Marie gerichtet.
    Diese nickte sofort. »Natürlich könnt Ihr so lange bleiben.«
    Dann stutzte sie, strich sich mit Zeige- und Mittelfinger über die Stirn und ließ ihren Blick zwischen Schwanhild und dem Junker hin- und herwandern. Schickte Michel die junge Frau in das Haus ihres Vaters zurück wie eine Bettmagd, die nicht mehr benötigt wurde, würde dies zu neuem Hader und Streit führen. Immerhin war Schwanhild eng mit dem Pfalzgrafen am Rhein und den bayerischen Herzögen verwandt, und diese hohen Herren zu verärgern tat in diesen Landen keinem gut.
    Mit einem ebenso geheimnisvollen wie listigen Lächeln wandte Marie sich an Michel. »Mein Lieber, du kannst die Verantwortung für Schwanhild nicht abstreifen wie einen alten Handschuh. Sie hat dir immerhin im guten Glauben, dein angetrautes Weib zu sein, dein Bett gewärmt und dir ein Kind geboren.«
    »Das schon, aber …« Michel kam nicht dazu, den Satz zu vollenden, denn Marie verschloss ihm liebevoll mit der Hand den Mund.
    »Es gibt kein Aber! Du bist es Schwanhild schuldig, sie so zu versorgen, wie es ihr für das Opfer ihrer Jungfernschaft und für ihr Kind gebührt. Da sie sich wegen der unglücklichen Umstände nicht Witwe nennen kann, würde sie bei den meisten Adelshäusern als befleckte Ware gelten und könnte auf keine ehrenvolle Heirat mehr hoffen. Aus diesem Grund ist es deine Pflicht, ihreinen Ehemann zu besorgen, der bereit und willens ist, sie in Ehren zu halten.«
    Michels Gesicht drückte so viel Verwirrung und hilflosen Unglauben aus, dass Marie sich das Lachen verbeißen musste. Schwanhild starrte sie an, als habe Marie ihr eben ein besonders strenges Kloster als neue Heimstätte genannt, während der Junker hilflos die Fäuste ballte und zu glauben schien, die Frau, die er liebte, würde ihm nun auf ewig entrissen.
    Marie beobachtete die Reaktion der beiden genau und lächelte.
    »Mein Vorschlag ist, Schwanhild mit einem Mann zu verheiraten, der zwar edel geboren, aber keine besonderen Ansprüche an eine Ehefrau stellen kann. In meinen Augen wäre Ingold von Dieboldsheim genau der Richtige.«
    »Jetzt bist du wohl völlig
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