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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure
Autoren: Iny Lorentz
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revoltierten die Hussiten und setzten ihn ab, während Ungarns Grenzen nach dem Untergang des Serbischen Reiches von den Osmanen bedroht wurde.
    An zwei Fronten kämpfend musste Sigismund an das Reich zurückfallende Lehen meistbietend an einen solventen Territorialherrn vergeben, um seine Ausgaben bestreiten zu können. Sigismunds Versuch, sich auf die Reichsritterschaft anstatt auf die mächtigen Fürsten zu stützen, hätte zweihundert Jahre früher noch Erfolg haben können. Um diese Zeit aber war die Ritterherrlichkeit längst vorbei, und die Kraft, eine Entscheidung imSinne des Kaisers herbeizuführen, hatte dieser Stand schon lange nicht mehr.
    Noch einmal schien das Schicksal der Idee des universellen Kaisertums gewogen zu sein, denn Kaiser Sigismund hatte keinen Sohn, sondern nur eine Erbtochter, die er mit Albrecht von Habsburg, dem mächtigsten der Reichsfürsten, vermählte. Albrecht folgte Sigismund auf den Kaiserthron, starb aber bereits nach wenigen Jahren noch vor der Geburt seines Sohnes Wladislaw – oder Ladislaus, wie er in Deutschland genannt wurde. Als dieser mit achtzehn Jahren starb, wurde mit ihm die letzte Chance zu Grabe getragen, der Kaiserwürde im Römischen Reich der Deutschen zu neuer Macht und altem Glanz zu verhelfen.
    Noch entscheidender waren die Umwälzungen im Osten. Nach dem Zerfall der Kiewer Rus und dem Mongolensturm waren die russischen Fürstentümer unter die Herrschaft der Tataren der Goldenen Horde geraten. Das alte Zentrum Kiew verlor an Bedeutung, und die Großfürstenwürde wanderte nach Norden, wo sie nach mehreren Zwischenstationen an einen Seitenzweig der Rurikiden geriet, der Generationen zuvor mit einem Walddorf an der Moskwa abgespeist worden war. Die Moskauer Teilfürsten vermochten sich mit ihren tatarischen Oberherren zu arrangieren und wurden, da sie relativ bedeutungslos waren, mit dem Eintreiben des Tributs in Russland beauftragt. Dieses Privileg nutzten die Moskauer Fürsten geschickt aus, denn sie kamen darüber zu Reichtum und begannen mit dem Sammeln der russischen Erde. Doch das Land wurde weiterhin von Erbteilungen und Thronstreitigkeiten bedroht, und die Herren der anderen Teilfürstentümer versuchten immer wieder, den Rang des Großfürsten für sich zu erringen.
    Dem Moskauer Fürsten Dimitri Donskoj gelang es als erstem russischen Herrscher, die Tataren in der Schlacht auf dem Kulikowo Pole, dem Schnepfenfeld, entscheidend zu schlagen. SeinSohn Wassili I. baute die Vormachtstellung Moskaus aus. Er war es auch, der mit der Tradition brach, die im Fall eines minderjährigen Erben die Großfürstenwürde dem nächstältesten seiner Brüder zusprach, und ernannte seinen noch kindlichen Sohn Wassili II. zu seinem Nachfolger. Wassili II., der zunächst durch Vormunde vertreten wurde, musste sein Leben lang kämpfen, um seine Stellung zu bewahren, doch die Macht Moskaus war bereits zu groß, als dass seine Feinde sie auf Dauer hätten erschüttern können. Er hinterließ Moskau seinem Sohn Iwan III. als gefestigtes Reich, auch wenn es noch mehr als zweihundert Jahre dauern sollte, bis Russland unter dem Zaren Peter Romanow den Kampf mit dem Osmanischen Reich wagen konnte.
    Den Osmanen, zu Beginn ein kleiner türkischer Teilstamm, gelang es vom dreizehnten Jahrhundert an, im Wettstreit mit rivalisierenden Stämmen die Herrschaft über Kleinasien zu erringen. Bereits im vierzehnten Jahrhundert konnten sie über Kleinasien hinaus nach Europa greifen. Ein Versuch, ihren Vormarsch aufzuhalten, endete am 25. September 1396 bei Nikopol mit der totalen Niederlage eines westlichen Kreuzfahrerheeres. Um diese Zeit war Konstantinopel, das in seiner Blüte Zentrum eines gewaltigen Reiches gewesen war, nur mehr eine kleine Enklave im Osmanischen Reich und lange Zeit zu unbedeutend, als dass die Sultane die Kosten einer Eroberung hätten aufbringen wollen. Erst Mehmed II. machte sich kurz nach seiner Thronbesteigung daran, die Stadt im Jahr 1453 zu erobern. Konstantinos Dragestes, der letzte oströmische Kaiser, bestritt in der Rüstung eines einfachen oströmischen Kriegers seine letzte Schlacht, um dem siegreichen Eroberer nicht den Triumph zu gönnen, seinem Leichnam den Kopf abschlagen und als Siegestrophäe auf eine Lanze stecken zu können.
    Ein weiteres bitteres Kapitel jener Zeit war die Sklaverei. Da nach dem Willen der Kirche keine Christen zu Sklaven gemachtwerden durften, hielt man eifrig nach Heiden Ausschau, die man unterwerfen und versklaven konnte.
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