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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs
Autoren: John Boyne
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Erklärung schulde.«
    Â»Was Lady Bentley sagen möchte«, schaltete Sir Quentin sich ein, »ist, dass es uns lieber wäre, wenn Sie sich von Gareth fernhielten. Und zwar so weit, wie es nur geht. Wissen Sie, seit wie vielen Jahren ich schon Anwalt bin, Mr Montignac?«
    Â»Vermutlich seit einigen.«
    Â»So könnte man es nennen.« Sir Quentin lächelte selbstzufrieden. »Und wissen Sie, was das Wichtigste ist, das ich in dieser Zeit gelernt habe?«
    Â»Nein.«
    Â»Das ist, wie man einen Schuldigen erkennt. Als ich Gareth Bentley verteidigt habe, habe ich keine Sekunde an ihm gezweifelt. Ich wusste, dass er Fehler gemacht hatte, aber auch, dass er niemanden getötet hatte. Gareth ist kein Mörder. Aber andere sind es durchaus.«
    Montignac stieß einen tiefen Atemzug aus und stellte sein Weinglas auf dem Schreibtisch ab. »Ich glaube, ich gehe jetzt besser.«
    Â»Ich werde einen Weg finden, es zu beweisen«, sagte Jane und trat dicht an ihn heran. »Haben Sie mich verstanden? Wenn ich jemals erfahre, dass Sie Gareth auch nur mit dem Blick gestreift haben, finde ich diesen Weg. Selbst wenn Sie sich auf derselben Straße wie er befinden, werde ich es beweisen. Deshalb halten Sie sich von ihm fern! Sie und Gareth haben nichts mehr miteinander zu tun.«
    Â»Nichts anderes hatte ich vor«, entgegnete Montignac.
    Â»Dann sehen wir uns heute zum letzten Mal. Sie lassen uns in Frieden und wir Sie.«
    Montignac überlegte, ob er sie herausfordern sollte – es gefiel ihm nicht, von ihr Befehle erteilt zu bekommen –, doch dann rief er sich zur Vernunft, verneigte sich elegant und verließ das Arbeitszimmer.
    Jane folgte ihm wenige Minuten später über den Flur und hielt inne, als sie ihren Mann allein in der Küche stehen sah. Mit einem unwilligen Seufzer dachte sie, es wäre eigentlich schön, wenn Roderick und ihr Sohn sich dort befänden, wo die Gäste waren, schließlich hatten sie nichts verbrochen. Es war Zeit, zur Normalität zurückzukehren und so zu tun, als wäre nichts gewesen, und sich nicht wie Bösewichte in einem Theaterstück zu verhalten.
    Sie betrat die Küche. »Warum bist du nicht bei den Gästen?«
    Â»Weil mir der Sinn nicht nach Feiern steht.«
    Â»Das sollte er aber. Die Leute werden sich sonst wundern.« Jane umschloss die Hand ihres Mannes. »Er ist in Sicherheit, Roderick. Das ist doch das Einzige, was zählt, oder?«
    Â»In meiner Zeit als Richter habe ich drei junge Männer zum Tode verurteilt«, entgegnete er leise. »Sie hatten Mütter und Väter wie dich und mich. Und doch bin ich jedes Mal bei meiner Entscheidung geblieben. Selbst wenn auf mich Druck ausgeübt wurde, statt des Todesurteils eine Gefängnisstrafe zu verhängen, bin ich standhaft geblieben und habe meine Integrität gewahrt. Und jetzt schau, wie leicht sie zu kaufen war.«
    Â»Leicht? Das Leben deines Sohnes stand auf dem Spiel.«
    Â»Ich habe mein Rücktrittsgesuch eingereicht.«
    Jane riss die Augen auf. »Du willst zurücktreten? Aber warum?«
    Â»Ja, glaubst du denn, ich könnte mein Amt jetzt noch weiter ausüben?«
    Â»Natürlich. Warum denn nicht?«
    Roderick lächelte bekümmert. »Ich hatte von jeher ein gewisses Bild von mir. Das Bild eines ehrenhaften Mannes. Eines wahren Mannes. Und was ist daraus geworden? Vor ein paar Tagen bin ich zu Keaton gelaufen und wollte meine Entscheidung widerrufen und meinen Stolz zurückgewinnen, aber es war schon zu spät. Selbst wenn er es zugelassen hätte, hätte es keine Rolle mehr gespielt. Er und ich hätten gewusst, welchen Preis ich habe.«
    Â»Roderick, das ist doch lächerlich. Willst du wegen nichts deine Karriere wegwerfen?«
    Er trat ans Fenster und schaute hinaus. »Wir sollten von hier fortziehen. London verlassen. Wir verkaufen das Haus und lassen uns irgendwo nieder, wo es friedlicher ist. Was meinst du dazu?«
    Â»Aber was ist mit den Gartenfesten?«, rief Jane aufgebracht. »Und mit der Krönung, die wie geplant im nächsten Sommer stattfinden soll.«
    Â»Dieses Leben ist jetzt vorbei«, erwiderte er. »Auch wenn Gareth zu guter Letzt freigekommen ist. Warum auch nicht, er hatte ja nichts verbrochen. Im Gegensatz zu mir. Deshalb ist dieses Leben jetzt beendet. Du musst es nur noch einsehen.«
    Hilflos starrte Jane auf seinen Rücken. Hinter ihr
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