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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen
Autoren: PeP eBooks
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einzulenken, obwohl sie wusste, dass es sich für Heylon wie hohles Geschwätz anhören musste.
    »Netter Versuch!« Heylon warf dem ersten Stein einen zweiten hinterher. »Niemand liebt einen Versager. Nicht einmal der eigene Vater.«
    Die Verzweiflung, die in den Worten mitschwang, tat Caiwen weh. Das, was Emeric an seinem Sohn so sehr hasste, machte Heylon für sie liebenswert. Er war ihr vom Wesen her sehr ähnlich, und es ärgerte sie, dass niemand seine Stärken zu schätzen wusste. Caiwen war mit Heylon befreundet, seit sie denken konnte. Sie waren gleich alt und fast wie Geschwister aufgewachsen, weil ihre Mütter eng miteinander befreundet waren. Vor allem aber war es das Anderssein, das sie im Lauf der Sommer immer fester zusammengeschweißt hatte.
    Inzwischen hatte Caiwen einen Weg eingeschlagen, der ihr zumindest ein wenig Anerkennung durch die Gemeinschaft einbrachte. Armide war allseits beliebt und wurde nicht müde, die Begabung ihrer neuen Schülerin zu loben. Und seit die Heilerin Caiwen die Gelegenheit gegeben hatte, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, war das abfällige Lächeln ganz aus den Gesichtern der Riffbewohner verschwunden.
    »Du bist kein Versager«, sagte sie sanft. »Du bist nur anders.«
    »So wie du.« Heylon sah sie von der Seite her an.
    »Genau.«
    »Aber du bist eine Frau.«
    »Na und?« Noch während Caiwen das sagte, spürte sie, dass sie einen Fehler gemacht hatte.

    »Na und?«, fuhr Heylon sie an. »Wenn du mich jetzt auch verspotten willst, kannst du gleich wieder verschwinden. Du weißt ganz genau, was ich meine.«
    »Und du weißt ganz genau, dass ich dich nicht verspotten will.« Caiwen hielt seinem zornigen Blick gelassen stand. »Aber etwas mehr Vertrauen in dich selbst könnte dir wirklich nicht schaden. Du bist kein Versager. Du … du kannst so wunderbar zuhören und bist immer da, wenn ich dich brauche. Man kann sich stets auf dich verlassen, und du hast dir ganz allein etwas beigebracht, was außer meinem Vater nur ganz wenige können: lesen und schreiben.«
    »Ja, ganz wunderbar.« Heylon schnaubte wie einer der Seelöwen, die sich manchmal an den Südstrand verirrten. »Und was nützt mir das? Vom Lesen und Schreiben wird niemand satt. Ich falle allen nur zur Last. Ohne die Gemeinschaft würde ich glatt verhungern.«
    »Du könntest Tölpeleier und Muscheln sammeln, Suppe aus Seetang kochen und …«
    »Lass das. Mir ist jetzt nicht nach Scherzen zumute.« Heylon wandte sich ab.
    Eine Weile blieb das ferne Rauschen des Meeres das einzige Geräusch, dann brach Caiwen das Schweigen. »Willst du mir nicht sagen, was los ist?«
    Heylon ließ sich mit der Antwort Zeit. »Wenn die Tölpel zurückkehren, gibt mein Vater mir noch einen Schwarzmond«, hob er schließlich an. »Wenn ich bis dahin keinen Vogel getötet habe, werden sie mich für drei Schwarzmonde mit dem Floß auf die Nachbarinsel bringen.«
    »Allein?« Caiwen konnte nicht glauben, was sie da hörte. Plötzlich war sie sich nicht mehr sicher, ob sie jemandem von der Ankunft der Felstölpel erzählen sollte.
    »Natürlich allein. Was denkst du denn?« Heylon knetete seine Hände so fest ineinander, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Er
hat es mit den Ältesten so besprochen. Sie glauben, wenn ich eine Zeit lang auf mich allein gestellt bin, werde ich endlich lernen, mich wie ein Mann zu verhalten.«
    »Und wenn nicht?« Caiwen spürte, wie ihr die Furcht vor der Antwort die Kehle zuschnürte.
    »Dann hat das Riff einen Schmarotzer weniger.« Heylon spie auf den Boden. »Und mein Vater ist von der Schande seines nichtswürdigen Sohnes erlöst.«
    »Das ist grausam.« Caiwen ballte die Fäuste. Angst, Wut und Verzweiflung mischten sich zu einem wilden Sturm aus Gefühlen, der sie aufspringen ließ. »Das lasse ich nicht zu!«, rief sie aus. »Das … das darf nicht sein. Ich will nicht den einzigen Freund verlieren, den ich jemals hatte … Ich...«
    »Dann glaubst du also auch, dass ich es nicht schaffe?« Heylon schaute sie spöttisch an. »Danke für die Aufmunterung.«
    »He, so habe ich das nicht gemeint!« Caiwen ging in die Knie und ergriff seine Hände. »Du schaffst das, da bin ich mir sicher«, sagte sie voller Zuversicht. »Aber besser ist es doch, wenn es gar nicht erst so weit kommt.«
    »Wenn du damit sagen willst, dass ich einen der Vögel töten soll, kannst du es gleich vergessen.« Heylon streifte ihre Hände ab und schaute sie ernst an. »Niemals werde ich einem anderen
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