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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen
Autoren: PeP eBooks
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geflochten, bis über die Schultern reichte. Ihre Haut war hell und spannte sich straff über die breite Stirn und die hohen Wangenknochen. Die Augen waren dunkel und schienen mit ihren Blicken alles zu durchdringen. Es hätte nicht erst der spitzen Ohren bedurft, um zu erkennen, was sie war: eine Elfe aus dem Zweistromland.
    »Was darf ich Euch bringen?« Als Einziger im Raum schien der buckelige Wirt seine Sprache wiedergefunden zu haben. Er hatte die Tür verriegelt und kehrte humpelnd zum Tresen zurück.
    »Was hast du?«
    »Gewürzten Wein, heiße Brühe und Brot.«
    »Dann nehme ich das.«
    »Eine gute Wahl.« Der Wirt verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen.
    »Habe ich denn eine?« Finearfin bemerkte die Neugier in den Augen des Mannes und wappnete sich. Sie war nicht in der Stimmung, sich zu unterhalten.
    »Die Zimmer sind alle belegt«, hörte sie den Wirt sagen, während er ihren Becher mit Wein füllte. »Aber Ihr könnt die Nacht in der Schankstube verbringen, wenn Ihr Euch nicht an den anderen Gästen stört.«
    »Ich hatte schon schlechtere Gesellschaft«, entgegnete Finearfin knapp. »Was bin ich dir schuldig?« Noch während sie sprach, löste sie einen Lederbeutel von ihrem Gürtel und ließ ihn auf den Tresen fallen. Das klirrende Geräusch ließ Gier in den Augen des Wirtes aufblitzen. »Drei Silberstücke.«
    »Zwei.« Finearfin maß den Wirt mit einem langen, schwer zu deutenden Blick. Dieser riss empört den Mund auf, als ob er widersprechen wollte, überlegte es sich dann aber anders und nickte. »Also gut, zwei.«
    Mit ausdrucksloser Miene zählte Finearfin zwei Stücke Hacksilber auf den Tresen. Sie war sich bewusst, dass es immer noch viel zu viel war für die karge Mahlzeit und das dürftige Dach über dem Kopf, aber sie war müde und wollte nicht streiten. Mit dem Becher und dem Brot in der einen und einer Schüssel Brühe in der anderen Hand machte sie sich auf den Weg in den hinteren Teil der Schankstube, wo in einer Ecke nahe dem Ofen noch ein Tisch frei war.
    Während sie die Brühe löffelte, die zwar heiß, aber nicht besonders schmackhaft war, nahmen die anderen Gäste nach und nach ihre Unterhaltung wieder auf und schienen bald das Interesse an ihr zu verlieren. Anscheinend waren keine Gardisten in Zivil unter ihnen, die häufig noch eine offene Feindschaft gegen
die Elfen hegten. Der Elfe war das nur recht. Der Krieg hatte sie gelehrt, die kostbaren Momente der Ruhe und Sicherheit zu schätzen. Von ihrem Platz aus hatte sie einen guten Blick über die Schankstube, in der es rasch wieder so laut und lärmend zuging wie vor ihrem Eintreten. Die meist männlichen Gäste hatten, den geröteten Wangen nach zu urteilen, schon reichlich dem Wein zugesprochen. Sie vertrieben sich die Zeit mit Würfeloder Kartenspielen oder versuchten, der drallen Bedienung mit derben Sprüchen die Schamröte ins Gesicht zu treiben.
    Nur einmal wurde es still, als ein Nachtmahr unter einem der Fenster sein schauriges Heulen ertönen ließ. Instinktiv schlossen sich Finearfins Finger um den Griff der Katana.
    »Verdammtes Dreckspack!« Ein bärtiger Seefahrer mit nur einem Bein schleuderte seinen Weinkrug in Richtung Fenster. Das Scheppern, mit dem der tönerne Krug an der Wand zerbarst, ließ den Nachtmahr verstummen. Finearfin spürte, wie die Aura des Bösen, die den Wesen der Anderwelt anhaftete, schwächer wurde, als er sich davonmachte. Sie fürchtete die Nachtmahre nicht, hatte aber gelernt, sie zu respektieren. Es waren blutrünstige Bestien, die wie eine Kreuzung aus Hund, Schwein und Kojote aussahen, ihre Artverwandten aber um mehr als zehn Handspannen überragten. Von allen abscheulichen Kreaturen, die das Tor der Anderwelt durchschritten, waren sie die hinterhältigsten, da ihre nackte grauschwarze Haut sie in der Dunkelheit so gut wie unsichtbar machte. Zudem waren sie die einzigen, die in Rudeln jagten. Eine Eigenschaft, die sie noch gefährlicher machte.
    Dass Finearfin bisher alle Begegnungen mit den hässlichen Kreaturen überlebt hatte, hatte sie allein ihren feinen Elfensinnen zu verdanken, die sie stets rechtzeitig gewarnt hatten. Der Gedanke, dass sich ein Nachtmahr in den Straßen herumtrieb, behagte ihr gar nicht, auch wenn sie, ebenso wie die anderen Gäste der Taverne, nicht vorhatte, die Schankstube vor dem Morgengrauen zu verlassen.

    Ein letztes Mal tastete sie mit ihrem Bewusstsein nach draußen, um sich zu vergewissern, dass der Nachtmahr wirklich verschwunden war. Dann
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