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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen
Autoren: PeP eBooks
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gehen, als ihn zu gewinnen. So richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Kaimauer, lauschte dem Zischen der feuchten Pechfackeln und beobachtete die Funken, die in glühenden Mustern über den Flammen aufstiegen. Immer wieder glaubte sie, darin Bilder zu erkennen, als wären die Funken ein Spiegel ihrer Seele und der Trauer, die sie in den letzten Mondwechseln immer heftiger in sich spürte.
    Welchen Sinn hat das alles noch? , dachte sie bei sich. Werde ich mein Ziel je erreichen? Kann ich meine Heimat vor dem Untergang bewahren?
    Sie seufzte und verscheuchte die trüben Gedanken. Hadern war zwecklos. Ihr Versagen konnte nur gesühnt werden, indem sie ihren Schwur erfüllte. Das Schicksal hatte sie gewiss nicht ohne Grund nach Arvid geführt. Hier lief alles zusammen. Hier endeten alle Spuren, denen sie auf ihrer langen Suche gefolgt war. Mit etwas Glück würde sie an diesem Ort endlich den entscheidenden Hinweis finden. Irgendwo in den Tavernen oder Straßen dieser Stadt musste es doch jemanden geben, der sich erinnerte …
    Geduldig wartete sie, bis die Gardisten und der Feuerträger in eine andere Straße einbogen. Dann schloss sie den Mantel fester,
um sich vor der Kälte zu schützen, löste sich aus dem Hauseingang und strebte auf die nächstbeste Taverne zu, hinter deren geschlossenen Fensterläden mildes Licht und Stimmengemurmel auf etwas Gesellschaft hoffen ließen.
    Zum Hölzernen Fass stand auf einem verwitterten Schild über der Tür. Die Tür selbst war von innen verriegelt.
    Sie haben Angst. Ein dünnes Lächeln umspielte Finearfins Lippen. Es erschien ihr nur gerecht, dass auch das Volk der Tamoyer litt. Warum sollte es ihnen besser ergehen als meinem Volk, dachte sie verbittert. Nach allem, was sie uns angetan haben.
    Der Gedanke war ungerecht und sie wusste es. Die Tamoyer hatten aus einer Not heraus gehandelt. Man hatte sie erpresst. Aber sie hatten alles nur noch schlimmer gemacht, indem sie die Waffen gegen die Falschen erhoben hatten. Und obwohl auch die Tamoyer in den Jahren des Krieges einen hohen Blutzoll gezahlt hatten, tat Finearfin sich schwer damit, ihnen zu vergeben. Entschlossen trat sie vor und klopfte mit der Faust kräftig gegen das verwitterte Holz der Tür. Augenblicklich wurde es still in der Taverne.
    Schritte näherten sich und eine schnarrende Stimme fragte: »Wer ist da?«
    »Eine Wanderin, die eine Bleibe für die Nacht sucht«, erwiderte Finearfin gut vernehmlich.
    »Du bist spät dran.«
    »Es ist ein weiter Weg nach Arvid.« Für einen Augenblick fürchtete Finearfin, man würde sie nicht einlassen, aber dann hörte sie das Scharren eines Riegels und sah, wie die Tür einen Spalt weit geöffnet wurde. Ein kleiner, gedrungener Mann mit Augenklappe, Buckel und wettergegerbtem Gesicht steckte den Kopf heraus und schaute sich aufmerksam um. »Bist du allein?«, fragte er misstrauisch.
    »Wenn du wissen willst, ob ich Mahre, Wechselwesen oder Dämonen im Gefolge habe, kannst du beruhigt sein«, antwortete
Finearfin kühl und schlug den Mantel zur Seite, damit der Wirt die beiden kurzen Katanas an ihrem Gürtel sehen konnten. »Ich habe mehr von ihnen getötet, als du jemals Gäste in deiner Taverne haben wirst.«
    »Oh.« Der Wirt riss erstaunt sein verbliebenes Auge auf, machte aber keine Anstalten, Finearfin einzulassen »Ihr... Ihr tragt aber ungewöhnliche Schwerter für eine...«
    »Willst du mich jetzt einlassen oder warten, bis der erste Nachtmahr um die Ecke kommt?«, fiel Finearfin ihm ins Wort. »Es ist kalt und ich habe Hunger.«
    »Oh ja... ja natürlich, verzeiht.« Hastig wich der Wirt zurück und öffnete die Tür gerade so weit, dass sie eintreten konnte.
    Fünfzehn Augenpaare starrten sie mit einer Mischung aus Ablehnung und Neugier an und folgten jedem ihrer Schritte, als sie zum Tresen ging. Finearfin tat, als bemerke sie es nicht. Sie hatte gewusst, dass die Tamoyer sie nicht willkommen heißen würden, und scherte sich nicht darum. Ohne die anderen Gäste auch nur eines Blickes zu würdigen, ließ sie die Tasche mit ihren Habseligkeiten auf einen der hochbeinigen Schemel vor dem Tresen gleiten, öffnete die silberne Spange ihres Umhangs und legte ihn dazu.
    Ein Raunen ging durch den Raum. Finearfin war groß und langbeinig und besaß den athletischen Körperbau einer Kriegerin. Ihre Bewegungen waren geschmeidig wie die einer Katze, ihre Sinne immer hellwach. Ein dünnes Lederband hielt das flachsblonde Haar zurück, das ihr, zu dünnen Zöpfen
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