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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen
Autoren: PeP eBooks
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kleine Hand entgegen.
    Verrina wird wieder lachen können, schoss es ihm durch den Kopf. Noch weiß niemand, dass unsere Caiwen gestorben ist. Niemand wird es merken, wenn wir dieses Kind an ihrer statt annehmen …
    »Bitte … hilf … hilf meiner Tochter.« Lenvals Kopf flog herum, und er sah, dass die Frau die Augen geöffnet hatte. Ihr Blick war trübe, überdeckt vom Schatten des nahen Todes. Dennoch hatte er für einen Moment das Gefühl, dass sie seine Gedanken gelesen hatte.
    »Bitte... hilf ihr.«
    »Deine Tochter wird es gut bei uns haben.« Die Worte entflohen Lenvals Lippen wie von selbst. Er konnte sich nicht erinnern, eine Entscheidung getroffen zu haben, und doch wusste er, noch während er die Worte aussprach, dass es genau so sein würde.
    »Dann... ist … es gut.« Die Lider der Frau flackerten. »Sag ihr...«, hauchte sie mit dünner Stimme, die kaum das Meeresrauschen zu übertönen vermochte. »Sag ihr... dass ich sie nicht … nicht verlassen wollte. Ah!« Die Frau riss angstvoll die Augen auf. Ihre suchenden Finger tasteten nach dem Kind und legten sich auf seine Stirn, während sie etwas murmelte, was Lenval nicht verstehen konnte. Das Kind lächelte. Die Frau ließ die Hand sinken und sah Lenval flehend an. Er spürte, dass sie noch etwas sagen wollte, aber sie hatte keine Kraft mehr. Das Leben verließ sie nun sehr schnell. Noch ehe sie den Mund öffnen konnte, erschlaffte sie.
    Lenval ließ den Blick schweifen, um sich zu vergewissern, dass niemand etwas bemerkt hatte. Er hatte Glück. Alle waren damit beschäftigt, die Beute vom Strand fortzuschaffen. Niemand beachtete ihn. Er drehte sich um und verscheuchte die Raubmöwe mit einem Fußtritt, die näher gekommen war und die Gestrandeten neugierig beäugte. Mit protestierendem Pfeifen erhob sich der große Vogel in die Lüfte und flog davon.

    Lenval seufzte und warf einen letzten Blick auf die leblose Gestalt der Frau. Dann machte er sich daran, das schlafende Kind aus den Seilen zu befreien, um es an einem sicheren Ort zu verstecken, bis er es holen konnte.

ERSTES BUCH
    Síve i cala fire earo morne núriessen, San fire estel.

STUR MKIND
    V ereinzelte Sonnenstrahlen fielen durch die bleigraue Wolkendecke, brachen sich auf den seichten Wogen des Ozeans und ließen die Wasseroberfläche wie Perlmutt schimmern. Die windstille Luft war salzig und roch nach Seetang. Es war kalt.
    Caiwen schlang die Arme fröstelnd um den Körper, trat an den Rand der Klippe und richtete den Blick nach Westen, wo sich an der Grenze zwischen Himmel und Wasser ein dunkler Punkt abzeichnete. Mit ihren fünfzehn Wintern war sie hochgewachsen und schlank, aber auch ausdauernd und kräftig, wie es das Leben in der rauen Umgebung verlangte. Ihre Haut war hell und bräunte auch im Sommer kaum. Das glatte goldblonde Haar trug sie kurz geschnitten. Am auffälligsten aber war ihr Gesicht, das sie noch mehr als die helle Haut und die blonden Haare von den anderen Riffbewohnern unterschied. Die dunklen Brauen standen schräg über den nussbraunen Augen, die Ohren waren klein und ungewöhnlich spitz, während die hohen Wangenknochen ihr Gesicht schmal wirken ließen.
    »Sie trägt eindeutig das Erbe meiner Urgroßmutter in sich«, hatte sie Lenval, ihren Vater, schon oft sagen gehört, als müsse er sich bei den anderen Männern des Dorfes für ihr fremdartiges Aussehen entschuldigen. »Sie war eine der begehrtesten Hafendirnen
in ganz Tamoyen und meinem Urgroßvater in wahrlich ergebener Liebe zugetan.«
    Caiwen hatte lange gebraucht, um herauszufinden, was eine Hafendirne war, und sich dann gewünscht, nie davon gehört zu haben. Es war nicht gerade ein ehrenvoller Beruf, den ihre Ururgroßmutter ausgeübt hatte. Caiwen schämte sich dafür, und doch waren es gerade die Gedanken an die einstige Hafendirne gewesen, die vor ein paar Wintern das Fernweh in ihr geweckt hatten.
    Eine Weile folgte Caiwen dem dunklen Punkt am Horizont mit den Augen, dann war er verschwunden. Sie seufzte, unschlüssig, ob sie nun traurig oder froh sein sollte. Den ganzen langen Winter hatte sie kein einziges Schiff vorbeifahren sehen. Allein die Schiffstrümmer, die die Stürme hin und wieder an die Küste der Riffinseln warfen, kündeten davon, dass es irgendwo dort draußen noch eine andere Welt gab, in der auch Menschen lebten. Menschen, die es wagten, den Ozean der Stürme auch in der gefährlichsten Jahreszeit zu befahren, und die diesen Mut nur allzu oft mit dem Leben bezahlten.
    Der
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