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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen
Autoren: PeP eBooks
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dem Sterbebett geschworen hatte, die Piratenbrut bis auf den letzten Nachkommen vom Angesicht der Welt zu tilgen, um sie am Verlassen ihrer kargen Heimat zu hindern.
    »Mar-Undrum sei gepriesen! Ein Schiff!« Emerics Ruf löste die Anspannung, die die Männer auf ihrem Weg begleitete. Er ging an der Spitze der zwanzig Mann starken Gruppe und konnte durch Gebüsch und Felsen hindurch als Erster einen Blick auf das Meer weit unter ihnen werfen.
    »Ein Schiff!«
    »Ein Schiff ist gestrandet.«
    »Mar-Undrum sei Dank, endlich ein Schiff.«
    Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Männern, als sie in einer Reihe die ausgetretenen Stufen im Felsgestein hinabstiegen. Nach den letzten beiden Stürmen war die Suche vergebens geblieben. Nicht eine Planke, nicht ein einziges Fass hatten die Wellen an den Strand getragen. Diesmal hatten sie Glück. Ein Schiff ließ auf reiche Beute hoffen. Und obwohl sie nur rätseln konnten, was es geladen hatte, genügte allein der Anblick des gekenterten Wracks draußen auf den Felsen, um die Stimmung zu heben.
    Die Männer hatten es nun eilig. Im Laufschritt hasteten sie die vom Regen der Nacht schlüpfrigen Stufen hinunter, um so viel Strandgut wie möglich in Sicherheit zu bringen, ehe die Flut einsetzte. Jeder kannte seine Aufgabe und den Strandabschnitt, an dem er zu suchen hatte. Für Neid und Missgunst gab es keinen Raum. Alles, was das Meer anspülte, gehörte der Gemeinschaft und würde später auf dem Versammlungsplatz bei einem feierlichen Thing, dem großen Dankfest zu Ehren Mar-Undrums, bei dem alle Dorfbewohner zusammenkamen, gerecht verteilt werden.

    Lenval sah schon von Weitem, dass Mar-Undrum es diesmal gut mit ihnen gemeint hatte. Raubmöwen kreisten über dem Strand, der mit Schiffstrümmern, Fässern, Kisten und anderer Beute übersät war. Auch Schiffbrüchige hatte das Meer an Land gespült. Einige lagen reglos in den Wellen, andere kauerten erschöpft im Sand oder irrten zwischen den Trümmern umher. Als sie die Männer erblickten, fuchtelten sie mit den Armen und kamen rufend auf sie zugelaufen. Wie immer, wenn es Überlebende gab, glaubten sie, gerettet zu sein. Doch wie immer irrten sie sich.
    »Borel und Lenval, ihr übernehmt den Dicken. Emeric, du den Jungen dahinten. Olev und ich nehmen den Bärtigen. Die anderen kümmern sich um die im Sand«, befahl Sicard, wie es ihm als ihr Anführer zustand. Die Männer nickten grimmig und griffen ihre Äxte fester. Erst wenn Mar-Undrum auch jene Seelen erhalten hatte, die ihm im Sturm entgangen waren, würden sie die Beute bergen.
     
    Der Dicke machte es Lenval und Borel nicht leicht. Als einer der Ersten begriff er, dass es keine Retter waren, die sich ihm von den Klippen her näherten. Obwohl er vollkommen erschöpft sein musste, ergriff er eine Schiffsplanke und wehrte sich nach Leibeskräften, bis Borel ihn mit einem Axthieb auf den Hinterkopf niederschlug. Mit geübten Bewegungen entkleideten Lenval und Borel den Bewusstlosen, fesselten ihn an Händen und Füßen und schleppten ihn zum Wasser.
    Nach einem kurzen Dankesgebet übergaben sie ihn dem Gott des Meeres und des Windes und stapften zurück an den Strand, wo einige der anderen bereits dabei waren, die Kleidungsstücke der Schiffbrüchigen zusammenzutragen und ihre Strandabschnitte nach Beute abzusuchen. Lenval sah, wie Emeric den gefesselten Schiffsjungen schulterte, ihn zum Wasser trug und in die Strömung fallen ließ. Damit war auch der letzte Überlebende des
Schiffsunglücks an Mar-Undrum übergeben worden. Nun gehörte der Strand ihnen.
    Lenval verschwendete keinen Gedanken an das grausame Schicksal der Gestrandeten. Wer dem Sturm entkam, musste dem Meeresgott geopfert werden, nur dann, so hieß es in der Überlieferung, würde Mar-Undrum ihnen auch weiterhin gnädig gestimmt sein.
    Lenval schulterte seinen Spaten und machte sich auf den Weg zu seinem Strandabschnitt. Er lag ganz am Ende des schmalen Strandes, dort, wo die Klippen bis weit ins Meer hineinreichten und eine natürliche Begrenzung bildeten. Schweigend ging er an den Männern vorbei, die unermüdlich Beutestücke an den Fuß der Treppe schleppten. Dann war er am Ziel.
    Er hob den Kopf und ließ den geübten Blick über den gut hundert Schritt langen Abschnitt schweifen. Ein paar Fässer und Kisten, zersplitterte Planken, Takelage in einem wirren Haufen …
    Lenval wusste, Kisten und Fässer waren am wertvollsten. Um sie musste er sich als Erstes kümmern. Eine Kiste
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