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Das Verlorene Symbol

Das Verlorene Symbol

Titel: Das Verlorene Symbol
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einen ruhigen Sonntag zu Hause gefreut … und jetzt bin ich bloß ein paar Hundert Meter vom Kapitol entfernt.
    Langdon hatte den Tag begonnen wie jeden anderen: Er war um Viertel vor fünf ins Wasser des einsamen Schwimmbads von Harvard gesprungen und hatte fünfzig Bahnen absolviert. Seine Kondition war nicht mehr ganz so gut wie zu seinen College-Zeiten – damals hatte er in der amerikanischen Nationalmannschaft Wasserball gespielt –, doch er war immer noch schlank und durchtrainiert und in beachtlicher Form für einen Mann Mitte vierzig. Der einzige Unterschied war der Aufwand, den er mittlerweile betreiben musste, damit es so blieb.
    Gegen sechs Uhr kam Langdon nach Hause und begab sich sogleich an sein morgendliches Ritual, Sumatra-Kaffeebohnen von Hand zu mahlen. Er genoss den exotischen Duft, der sich in seiner Küche ausbreitete. An diesem Morgen jedoch stellte er zu seinem Erstaunen fest, dass das rote Licht seines Anrufbeantworters blinkte. Wer ruft an einem Sonntag um sechs Uhr morgens an? Er drückte den Abspielknopf und lauschte der gespeicherten Nachricht.
    »Guten Morgen, Professor Langdon. Es tut mir schrecklich leid, Sie zu so früher Stunde zu stören.« Die höfliche Stimme des Anrufers besaß einen schwachen Südstaatenakzent und klang merklich zögernd, als der Mann fortfuhr: »Mein Name ist Anthony Jelbart. Ich bin der persönliche Assistent von Peter Solomon. Mr. Solomon hat mir verraten, dass Sie Frühaufsteher sind … er muss Sie unbedingt sprechen. Wenn Sie so freundlich wären, Mr. Solomon direkt anzurufen, sobald Sie diese Nachricht hören? Wahrscheinlich sind Sie im Besitz seiner neuen Privatnummer. Falls nicht – sie lautet 202-329-5746.«
    Sorge um seinen alten Freund stieg in Langdon auf. Peter Solomon gehörte nicht zu den Leuten, die sonntags in aller Herrgottsfrühe anriefen, wenn nicht irgendetwas furchtbar schiefgegangen war.
    Langdon ließ den halb fertig gemahlenen Kaffee stehen und eilte ins Arbeitszimmer, um den Rückruf zu tätigen.
    Hoffentlich ist Peter nichts passiert.
    Solomon war ein Freund, ein Mentor und – obwohl nur zwölf Jahre älter – seit ihrer ersten Begegnung an der Princeton University eine Vaterfigur für Langdon gewesen. Während des Studiums hatte Langdon eine abendliche Gastvorlesung des damals schon weithin bekannten jungen Historikers und Philanthropen besuchen müssen. Solomon hatte mit ansteckender Begeisterung vorgetragen und eine verblüffende Vision von Semiotik und Urgeschichte abgeliefert, die in Langdon den Funken für seine spätere lebenslange Leidenschaft für Symbole und deren verborgene Bedeutungen entzündet hatte. Doch es war nicht Peter Solomons strahlende Aura gewesen, sondern die Bescheidenheit in seinen sanften grauen Augen, die Langdon damals den Mut fassen ließ, ihm einen Dankesbrief zu schreiben. Der junge Student hätte sich nicht träumen lassen, dass Solomon, einer der faszinierendsten jungen Intellektuellen Amerikas, jemals auf seinen Brief antworten würde. Doch genau das hatte Solomon getan. Es war der Beginn einer tiefen Freundschaft gewesen.
    Peter Solomon, dessen ruhiges, bescheidenes Auftreten über seine wahre Herkunft hinwegtäuschte, entstammte einem wohlhabenden Familienclan, dessen Name überall in den Vereinigten Staaten auf Bauwerken und Universitätsgebäuden zu lesen stand. Wie bei den Rothschilds in Europa war der Name Solomon von einer geheimnisvollen Aura aus Vornehmheit und Erfolg umgeben. Alter Geldadel. Peter hatte den Mantel in jungen Jahren übergestreift, nach dem frühen Tod seines Vaters. Heute, mit achtundfünfzig Jahren, hatte er zahlreiche Ämter und Funktionen inne, die ihm Macht und Einfluss bescherten. Derzeit war er Vorsitzender der Smithsonian Institution. Gelegentlich pflegte Langdon seinen Freund damit aufzuziehen, der einzige Makel in seinem ansonsten blütenreinen Lebenslauf sei das Diplom an einer zweitklassigen Universität – Yale.
    Als Langdon nun sein Arbeitszimmer betrat, stellte er zu seiner Überraschung fest, dass ein Fax von Peter gekommen war:
    Peter Solomon
Office of the Secretary
Smithsonian Institution
    Guten Morgen Robert,
    ich muss dringend mit dir reden. Bitte ruf mich schnellstmöglich unter 202-329-5746 an.
    Peter
    Langdon wählte die Nummer und lehnte sich gegen die Platte seines handgeschnitzten Eichentisches, während er darauf wartete, dass die Verbindung zustande kam.
    »Büro von Peter Solomon«, meldete sich die vertraute Stimme des Sekretärs.
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