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Das Verlorene Symbol

Das Verlorene Symbol

Titel: Das Verlorene Symbol
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Würfel, das war nun offensichtlich, hatte im auseinandergeklappten Zustand genau die gleiche geometrische Form – ein Kreuz mit einem Circumpunct im Zentrum. Langdon musste lachen. Selbst der kleine Würfel weist auf die Kreuzung hin.
    »Robert! Sieh nur!« Katherine deutete auf die Spitze des Washington Monument.
    Langdon hob den Blick, doch ihm fiel nichts auf.
    Dann aber, als er genauer hinschaute, entdeckte er es.
    Ein winziger Punkt aus goldenem Sonnenlicht funkelte ganz oben auf der Spitze des mächtigen Obelisken. Der Punkt wurde rasch größer und heller und erstrahlte in goldenem Licht auf der Aluminiumkappe des Decksteins. Voller Staunen beobachtete Langdon, wie das Licht sich in ein Leuchtfeuer verwandelte, das über der Stadt zu schweben schien, die noch im Schatten lag. Er rief sich die winzige Inschrift auf der nach Osten gewandten Seite der Aluminiumspitze vor Augen, und voller Staunen wurde ihm klar, dass der erste Sonnenstrahl, der Tag für Tag auf die Hauptstadt der Vereinigten Staaten fiel, genau zwei Worte beleuchtete.
    Laus Deo.
    »Hier kommt sonst niemand her, um den Sonnenaufgang zu bewundern, Robert«, flüsterte Katherine. »Deshalb sieht auch nie jemand, was wir jetzt sehen. Das ist es, was Peter uns zeigen wollte.«
    Langdon spürte, wie sein Puls schneller ging, als das Leuchten an der Spitze des Monuments intensiver wurde.
    »Peter hat gesagt, die Gründerväter hätten das Monument deshalb so hoch gebaut. Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber eines weiß ich: Es gibt ein altes Gesetz, dass in Washington niemals ein höheres Gebäude errichtet werden darf.«
    Das Licht kroch über den Deckstein immer weiter in die Tiefe, je höher die Sonne über den Horizont stieg. Langdon konnte beinahe spüren, wie ringsum die Himmelskörper auf ihren ewigen Kreisbahnen durch das Universum zogen. Er dachte an den Großen Baumeister aller Welten und daran, dass Peter betont hatte, der Schatz, den er Langdon zeigen wollte, könne allein durch den Architekten enthüllt werden. Langdon hatte angenommen, dass Warren Bellamy gemeint war. Er hatte sich geirrt.
    Die Sonnenstrahlen wurden heller, wärmer, kräftiger, und das goldene Leuchten umhüllte den gesamten massiven Deckstein des Obelisken. Das Bewusstsein des Menschen, wie es Erleuchtung empfängt. Schließlich schob das Licht sich immer tiefer, auf dem gleichen Weg, den es Morgen für Morgen nahm. Der Himmel fährt zur Erde nieder. Gott verbindet sich mit dem Menschen. Der Vorgang, erkannte Langdon, kehrte sich am Abend wieder um. Die Sonne tauchte im Westen unter den Horizont, und das Licht stieg von der Erde zurück zur Spitze des Obelisken, bis es im Himmel verschwunden war … um sich auf einen weiteren Tag vorzubereiten.
    Neben ihm erschauerte Katherine und rückte näher an ihn heran. Er legte den Arm um sie. Während sie schweigend nebeneinanderstanden, dachte Langdon daran, was sie in dieser langen Nacht gelernt hatten. Er dachte an Katherines Überzeugung, die Welt stünde vor großen Veränderungen. An Peters Glauben, ein Zeitalter der Erleuchtung stehe bevor. Und an die Worte eines großen Propheten, der verkündet hatte: Denn nichts ist verborgen, das nicht offenbar werde, auch nichts Heimliches, das nicht kund werde und an den Tag komme.
    Als die Sonne über Washington aufging, blickte Langdon hinauf in den Himmel, wo die letzten Sterne der sterbenden Nacht verblassten. Er dachte an die Wissenschaften, an den Glauben, an den Menschen. Er dachte daran, dass jede Kultur in jedem Land und in jedem Zeitalter stets eines gemeinsam gehabt hatte. Wir alle hatten den Schöpfer. Wir mögen unterschiedliche Namen benutzt haben, unterschiedliche Gesichter, unterschiedliche Gebete, doch Gott war stets eine universelle Konstante der Menschheit. Gott war das Symbol, das wir alle teilen … das Symbol für alle Geheimnisse, die wir nicht verstehen. Die Alten priesen Gott als Symbol für unser grenzenloses menschliches Potenzial, doch dieses Symbol ging im ewigen Lauf der Zeit verloren. Bis zum heutigen Tag.
    In diesem Augenblick, hoch oben auf dem Kapitol, im wärmenden Licht der Sonne dieses junges Tages, spürte Robert Langdon, wie etwas in ihm aufwallte, etwas Gewaltiges, Machtvolles, eine innere Bewegtheit, so tief und aufwühlend, wie er sie nie zuvor empfunden hatte.
    Hoffnung.
     
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