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Das Verlorene Symbol

Das Verlorene Symbol

Titel: Das Verlorene Symbol
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nur noch ein winziger Fleck, der mit gleichmäßigen Schritten die Halle durchquerte und schließlich verschwand. Bellamy hatte Langdon und Katherine unter das Dach geführt und sie dann mit eindeutigen Instruktionen allein gelassen.
    Peters Instruktionen.
    Langdon schaute auf den alten Schlüssel, den Bellamy ihm in die Hand gegeben hatte. Dann blickte er zu der schmalen Treppe, die von dieser Ebene nach oben führte – es ging tatsächlich noch höher hinauf. Gott stehe mir bei! Dem Architekten des Kapitols zufolge führte die schmale Treppe zu einer kleinen Metalltür, die man mit dem alten Schlüssel öffnen konnte. Aber wir sollen mit dem Öffnen der Tür warten. Warum bloß?
    Wieder schaute Langdon auf die Uhr und stöhnte, als sein Blick am Ziffernblatt vorbei in die Tiefe glitt.
    Er steckte den Schlüssel in die Tasche und schaute schaudernd über den weiten Abgrund hinweg auf die andere Seite des Balkons. Katherine war furchtlos vorausgegangen; offensichtlich machte ihr die Höhe nichts aus. Sie war bereits halb um die Kuppel herum und bewunderte dabei Brumidis Apotheose Washingtons, die sich dicht über ihren Köpfen wölbte. Von ihrem Aussichtspunkt war jedes Detail der gut fünf Meter hohen Figuren zu erkennen, die das Fresko zierten.
    Langdon kehrte Katherine den Rücken zu, das Gesicht zur Wand, und flüsterte: »Katherine, hier spricht dein Gewissen. Warum hast du Robert allein gelassen?«
    Katherine schien mit den erstaunlichen akustischen Eigenschaften der Kuppel vertraut zu sein, denn die Wand flüsterte zurück: »Weil Robert ein Angsthase ist. Er sollte zu mir rüberkommen. Wir haben noch jede Menge Zeit, bevor wir die Tür öffnen dürfen.«
    Langdon wusste, dass sie recht hatte. Widerwillig machte er sich auf den Weg um den Balkon herum, wobei er sich so nahe an die Wand drückte, wie er konnte.
    »Das Gemälde ist wundervoll«, sagte Katherine beinahe ehrfürchtig und reckte den Hals, um die ganze Pracht der Apotheose in sich aufzunehmen. »Antike Götter neben genialen Erfindern und ihren Schöpfungen. Wenn man bedenkt, dass dieses Gemälde das Zentrum unseres Kapitols bildet …«
    Langdon richtete den Blick nach oben auf die gewaltigen Gestalten Franklins, Fultons und Morses mit ihren technischen Errungenschaften. Ein strahlender Regenbogen ging von ihnen aus und lenkte das Auge des Betrachters auf George Washington, der auf einer Wolke gen Himmel fuhr. Das große Versprechen der Vergöttlichung des Menschen.
    »Es ist«, sagte Katherine, »als würde die Essenz der Alten Mysterien über der Rotunde schweben.«
    Wie Langdon wusste, gab es nicht viele Fresken auf der Welt, die wissenschaftliche Erfindungen mit antiken Göttern und menschlicher Apotheose verschmolzen. Die spektakuläre Bildersammlung unter der Kuppeldecke war in der Tat eine Botschaft der Alten Mysterien. Für die Gründerväter war Amerika wie eine leere Leinwand gewesen, ein Feld, auf dem man die Saat des Wissens ausbringen konnte. Heutzutage schwebte diese Ikone – der Vater der Nation auf dem Weg in den Himmel – über jenen Männern und Frauen, die nunmehr die gesetzgeberische und politische Macht im Lande ausübten. Es war eine kühne Erinnerung, eine Karte, die den Weg in die Zukunft wies, ein Versprechen, dass der Mensch dereinst vollkommene spirituelle Reife erreichen würde.
    »Das Gemälde ist in der Tat prophetisch, Robert«, flüsterte Katherine. »Heutzutage nutzt der Mensch seine fortschrittlichsten Erfindungen, um die ältesten Ideen zu studieren. Noetik als wissenschaftliche Disziplin mag neu sein, aber im Grunde ist sie die älteste Wissenschaft der Welt – das Studium des menschlichen Denkens.« Sie drehte sich zu Langdon um. Ein Ausdruck tiefen Staunens lag in ihren Augen. »Und was erfahren wir dabei? Dass die Alten das Denken besser begriffen haben als wir selbst.«
    »Und dafür gibt es eine Erklärung«, erwiderte Langdon. »Der menschliche Geist war das einzige Hilfsmittel – die einzige Technologie sozusagen –, das den Alten zur Verfügung stand. Und diese Technologie, den menschlichen Verstand, haben die antiken Philosophen voller Hingabe studiert.«
    »Ja. Viele Autoren antiker Texten sind geradezu besessen von der Kraft und Macht des menschlichen Geistes. Die Veden erzählen vom Fluss geistiger Energie. In der Pistis Sophia wird das universale Bewusstsein beschrieben. Der Zohar erkundet die Natur des Geistes. In schamanistischen Texten wird die Fernheilung beschrieben und damit Albert
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