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Das Verlorene Symbol

Das Verlorene Symbol

Titel: Das Verlorene Symbol
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die eine Hälfte der Jacke unter den Kopf. Dann legte sie sich neben ihn – zwei Kinder, Seite an Seite auf dem schmalen Rundweg, die staunend hinauf zu Brumidis Fresko blickten.
    »Also gut«, flüsterte Katherine. »Versetze dich in diesen Zustand … stell dir vor, du liegst in deinem Kanu und siehst hinauf zu den Sternen … Öffne deinen Verstand für das Wunder.«
    Langdon versuchte es, doch eine Woge der Erschöpfung überkam ihn, und die Lider wurden ihm schwer. Dann bemerkte er undeutlich eine Gestalt unter der Kuppel, die ihn sofort wieder hellwach werden ließ. Ist das möglich? Er konnte nicht glauben, dass es ihm nicht früher aufgefallen war, doch die Gestalten in der Apotheose Washingtons waren unübersehbar in zwei konzentrischen Ringen angeordnet: ein Kreis in einem Kreis.
    Die Apotheose – ein Circumpunct?
    Langdon fragte sich, was er in dieser Nacht sonst noch alles übersehen hatte.
    »Ich muss dir etwas Wichtiges sagen, Robert. Es gibt da noch eine Sache … einen Aspekt, den ich für den erstaunlichsten meiner gesamten Forschung halte.«
    Es gibt noch mehr?
    Katherine stützte sich auf den Ellbogen. »Ich verspreche dir … wenn wir als Menschen diese eine, schlichte Wahrheit begreifen … dann wird die Welt sich über Nacht ändern.«
    Jetzt hatte sie Langdons volle Aufmerksamkeit.
    »Ich sollte vielleicht damit anfangen, dass ich dir die freimaurerischen Mantras ins Gedächtnis rufe, zu ›versammeln, was verstreut ist‹, ›Ordnung aus Chaos‹ zu schaffen und das ›Eins-Sein‹ zu finden.«
    »Sprich weiter.« Langdon lauschte gebannt.
    Katherine lächelte auf ihn hinunter. »Wir haben wissenschaftlich bewiesen, dass die Kraft menschlicher Gedanken exponentiell mit der Zahl der Menschen steigt, die diese Gedanken teilen.«
    Langdon schwieg und wartete, worauf sie hinauswollte.
    »Was ich damit sagen will … Zwei Köpfe sind besser als einer, aber zwei Köpfe sind nicht doppelt so gut wie einer, sondern viele Male besser. Das Ganze ist größer als die Summe seiner Teile! Viele Köpfe, in einem Gedanken vereint, verstärken die Wirkung dieses Gedankens exponentiell. Das ist die Macht, die Glaubensversammlungen, Kirchengesängen und Massenanbetungen innewohnt. Die Vorstellung eines universalen Bewusstseins ist kein ätherisches New-Age-Konzept. Es ist eine wissenschaftliche Realität, die unsere Welt verändern kann, wenn wir herausfinden, wie wir sie nutzen müssen. Das ist die grundlegende Entdeckung der Noetischen Wissenschaften. Mehr noch – es geschieht bereits, man kann es ringsum spüren. Die Technologie verbindet uns auf eine Weise, wie wir es uns niemals vorgestellt hätten: Twitter, Google, Wikipedia, all die anderen … dazu gedacht, ein Bewusstseinsgeflecht zu schaffen.« Sie lächelte. »Ich garantiere dir, sobald ich meine Arbeit veröffentliche, stürzen sich die Twitterati darauf. Das Interesse an den Noetischen Wissenschaften wird geradezu explodieren.«
    Langdons Augenlider fühlten sich unendlich schwer an. »Weißt du eigentlich, dass ich immer noch keine Ahnung habe, wie man einen Twitter abschickt?«
    »Einen Tweet«, verbesserte sie ihn lachend.
    »Einen was?«
    »Egal. Ruh dich aus. Ich wecke dich, wenn es so weit ist.«
    Langdon ertappte sich dabei, dass er den alten Schlüssel von Warren Bellamy fast vergessen hatte. Er wusste nicht einmal mehr, weshalb sie überhaupt in die Kuppel hinaufgestiegen waren. Er gab sich nun ganz seiner Erschöpfung hin und schloss die Augen. Dann, in der Dunkelheit, gingen ihm Gedanken über ein universales Bewusstsein durch den Kopf. Er dachte an Platons Schriften über das ›Bewusstsein der Welt‹ und die ›sich versammelnden Götter‹ und C.G. Jungs ›kollektives Bewusstsein‹. Die Vorstellung war ebenso einfach wie verblüffend.
    Gott entsteht in der Versammlung vieler … Er ist nicht der Eine.
    »Elohim«, sagte Langdon und riss die Augen auf, als es ihm dämmerte.
    »Wie bitte?« Katherine lag immer noch neben ihm, auf den Ellbogen gestützt, und schaute ihn verblüfft an.
    »Elohim«, wiederholte Langdon. »Das hebräische Wort für Gott im Alten Testament. Ich habe mich immer gefragt, was es bedeutet.«
    Katherine lächelte wissend. »Ja. Elohim ist Mehrzahl.«
    Genau. Langdon hatte nie verstanden, warum die allerersten Zeilen der Bibel von Gott im Plural sprachen. Elohim, nicht Eloah. Der allmächtige Gott der Genesis wurde nicht als der Eine beschrieben, sondern als viele.
    »Gott ist Plural …«,
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