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Das Verlorene Symbol

Das Verlorene Symbol

Titel: Das Verlorene Symbol
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und konnte ihn nicht abziehen, weil der Finger zu dick geschwollen ist. Der Arzt hat den Verband darüber gewickelt.«
    »Kein Problem«, sagte Nuñez. »Ich nehme den Handdetektor.«
    Er strich mit dem Gerät über die verbundene Hand des Besuchers. Wie erwartet war das einzige Metall ein großer Klumpen am verletzten Ringfinger. Nuñez nahm sich Zeit und strich über jeden Quadratzentimeter des Verbands und der Schlinge. Er wusste, dass sein Vorgesetzter wahrscheinlich im Sicherheitszentrum saß und ihn über die Kameras beobachtete, und Nuñez brauchte den Job. Lieber Vorsicht als Nachsehen, sagte er sich. Behutsam schob er den Detektor hinauf in die Schlinge.
    Der Besucher zuckte schmerzerfüllt zusammen.
    »Oh, das tut mir leid, Sir.«
    »Schon gut«, sagte der Besucher. »Man kann heutzutage nicht vorsichtig genug sein.«
    »Wahre Worte, Sir.« Der Mann war Nuñez sympathisch. Eigenartigerweise zählte das in diesem Job eine Menge. Menschlicher Instinkt war Amerikas erste Verteidigungslinie gegen den Terrorismus. Es ist erwiesen, dass kein elektronisches Gerät ein so treffsicherer Detektor für Gefahren ist wie die menschliche Intuition – die Gabe der Angst, wie es in einem der Handbücher für Sicherheitsleute heißt.
    In diesem Fall spürte Nuñez nichts, was Angst in ihm geweckt hätte. Die einzige Merkwürdigkeit, die ihm bewusst wurde – jetzt, wo er und der Besucher einander so nah gegenüberstanden –, war die Selbstbräunungscreme oder Abdeckschminke, die dieser hart aussehende Bursche im Gesicht aufgetragen hatte. Nun ja, wer läuft schon gerne leichenblass durch den Winter.
    »Alles in Ordnung«, sagte Nuñez, als er mit der Überprüfung fertig war und den Detektor beiseitelegte.
    »Danke.« Der Mann machte sich daran, seine Habseligkeiten aus der Schale einzusammeln.
    Dabei fiel Nuñez auf, dass die zwei Finger, die unten aus dem Verband lugten, tätowiert waren: Die Kuppe des Zeigefingers wies eine Krone auf, die des Daumens einen Stern. Anscheinend hat heutzutage jeder Tattoos, dachte Nuñez, auch wenn ihm die Fingerkuppen als besonders schmerzhafte Stellen für Tätowierungen erschienen. »Hat das nicht wehgetan?«
    Der Besucher blickte auf seine Hand und schmunzelte. »Weniger, als Sie wahrscheinlich glauben.«
    »Glück gehabt«, sagte Nuñez. »Ich hätte schreien können vor Schmerz, als ich mir im Ausbildungslager eine Meerjungfrau auf den Rücken habe stechen lassen.«
    »Eine Meerjungfrau?« Der Kahlköpfige lachte leise.
    »Ja«, gestand Nuñez. »Jugendlicher Leichtsinn.«
    »Oh, den kenne ich«, entgegnete der Kahlköpfige. »Auch ich habe in meiner Jugend einen Fehler gemacht. Heute wache ich jeden Morgen mit ihr auf.«
    Beide lachten; dann entfernte der Besucher sich ins Innere des Gebäudes.
    Ein Kinderspiel, dachte Mal'akh, als er an Nuñez vorbeiging und die Rolltreppe hinauf in Richtung Kapitol fuhr. Die Kontrollen waren leichter zu überwinden gewesen, als er angenommen hatte. Mal'akhs gekrümmte Haltung und der ausgepolsterte Bauch hatten den Sicherheitsmann über seine wahre körperliche Verfassung hinweggetäuscht, und das Make-up im Gesicht und die Verbände hatten die Tattoos verborgen, die seinen ganzen Körper bedeckten. Das wirklich Geniale jedoch war die Schlinge, die den gefährlichen Gegenstand verhüllte, den Mal'akh nun ins Gebäude schmuggelte.
    Ein Geschenk – für den einen Menschen auf der Welt, der mir helfen kann, das zu finden, wonach ich suche.

KAPITEL 5
    Das größte und technologisch fortgeschrittenste Museum der Welt ist zugleich eines ihrer bestgehüteten Geheimnisse. Es beherbergt mehr Ausstellungsstücke als die Eremitage, die Vatikanischen Museen und das New York Metropolitan … zusammen. Trotz dieser einzigartigen Sammlung erhält die Öffentlichkeit praktisch keinen Zutritt in die streng bewachten Mauern.
    Das Museum befindet sich in der Silver Hill Road 4210, unmittelbar außerhalb von Washington, D.C. – ein gewaltiges, zickzackförmiges Gebilde aus fünf ineinander verschachtelten Magazinen, jedes einzelne größer als ein Fußballfeld. Die blau schimmernde metallene Fassade des Gebäudes verrät so gut wie nichts über das Fremdartige in seinem Innern – eine mehr als fünfzigtausend Quadratmeter große unirdische Welt, die eine ›Todeszone‹, ein ›Feuchtbiotop‹ – das Präparatelager – und fast zwanzig Kilometer Lagerregale und -schränke enthält.
    An diesem Abend war Katherine Solomon von innerer Unruhe erfüllt,
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