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Das Verlorene Symbol

Das Verlorene Symbol

Titel: Das Verlorene Symbol
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einen verzierten Torbogen, und seine mächtige Brust war mit dem doppelköpfigen Phönix geschmückt … jeder der zwei Köpfe im Profil zur Seite gewandt, sodass Mal'akhs Brustwarzen das jeweilige Auge bildeten. Schultern, Hals, Gesicht und der rasierte Kopf waren vollständig mit einem verschlungenen Muster von uralten Symbolen und Zeichen bedeckt.
    Ich bin ein Artefakt … ein sich entfaltendes Bild.
    Es gab nur einen sterblichen Menschen, der Mal'akh jemals nackt gesehen hatte – achtzehn Stunden zuvor. Der Mann hatte vor Angst geschrien: »O Gott, Sie sind ein Dämon!«
    »Wenn Sie mich als solchen betrachten«, hatte Mal'akh kühl geantwortet. Für die Menschen der Antike waren Engel und Dämonen ein und dasselbe gewesen – zwei Seiten einer Münze, alles eine Sache der Polarität: Der Schutzengel, der deinen Feind im Kampf besiegte, wurde von deinem Feind als dämonischer Zerstörer betrachtet.
    Mal'akh senkte das Haupt, um im riesigen Spiegel einen Blick auf die Oberseite seines Kopfes werfen zu können. Dort, innerhalb eines kronengleichen Strahlenkranzes, leuchtete ein kleiner Kreis blassen, nicht tätowierten Fleisches. Diese sorgfältig ausgesparte Fläche war Mal'akhs einziges Stück jungfräulicher Haut. Diese geweihte Stelle hatte geduldig gewartet, und heute Nacht würde sie gefüllt werden. Auch wenn Mal'akh noch nicht besaß, was er zur Vollendung seines Meisterwerks benötigte, so wusste er doch, dass es sehr bald so weit sein würde.
    Erregt von seinem eigenen Spiegelbild spürte er bereits, wie seine Macht wuchs. Er schloss seine Robe, trat ans Fenster und blickte noch einmal hinaus auf die mystische Stadt.
    Irgendwo da draußen liegt es vergraben.
    Mal'akh konzentrierte sich wieder ganz auf die vor ihm liegende Aufgabe. Er ging zum Frisiertisch und trug sorgfältig eine Schicht von deckendem Make-up auf Gesicht, Kopfhaut und Hals auf, bis seine Tattoos davon bedeckt waren. Dann legte er die vorbereitete Kleidung und einige andere Dinge an, die er zuvor sorgfältig für diesen Abend zusammengestellt hatte. Als er fertig war, überprüfte er noch einmal sein Äußeres im Spiegel. Zufrieden strich er sich mit der Hand über den blanken Schädel und lächelte.
    Es ist da draußen, dachte er. Und heute Nacht wird mir jemand helfen, es zu finden.
    Als Mal'akh sein Haus verließ, bereitete er sich geistig auf jenes Ereignis vor, das sehr bald das Kapitol erschüttern würde. Er hatte weder Kosten noch Mühen gescheut, um das Spielbrett für den heutigen Abend auszubreiten und die Figuren aufzustellen.
    Und jetzt endlich war seine letzte Figur ins Spiel gekommen.

KAPITEL 3
    Robert Langdon war mit dem Studium seiner Karteikarten beschäftigt, als das Surren der Reifen auf dem Asphalt heller wurde. Erstaunt hob er den Kopf, um zu sehen, wo er sich befand.
    Schon auf der Memorial Bridge?
    Er legte seine Karteikarten beiseite und blickte nach draußen, wo die trägen Wasser des Potomac unter der Brücke hindurchflossen. Dichter Dunst hing über der ausgedehnten Fläche. Foggy Bottom, wie man diesen Landstrich so treffend nannte, war ihm stets als eine merkwürdige Gegend erschienen, um hier die Hauptstadt der Vereinigten Staaten zu errichten. In der riesigen Neuen Welt hatten die Gründerväter ausgerechnet eine sumpfige Uferlandschaft auserkoren, um den Grundpfeiler ihrer utopischen Gesellschaft zu setzen.
    Langdon blickte nach links über das Tidal Basin hinweg auf die anmutige Silhouette des Jefferson Memorial, des amerikanischen Pantheon, wie es von vielen genannt wurde. Direkt voraus, am Ende der Brücke, erhob sich mit unnachgiebiger, erhabener Strenge das Lincoln Memorial, dessen orthogonale Linien eine unverkennbare Reminiszenz an den Parthenon in Athen darstellten. Noch ein Stück weiter entfernt erblickte Langdon das Herzstück der Stadt – die gleiche Spitze, die er schon aus der Luft gesehen hatte. Die architektonische Inspiration dieses Monuments reichte viel weiter in die Vergangenheit als bis zu den Römern oder Griechen.
    Amerikas ägyptischer Obelisk.
    Direkt vor ihm ragte das hell angestrahlte monolithische Gebilde des Washington Monument in den Himmel wie der majestätische Mast eines gigantischen Schiffes. Aus Langdons schrägem Blickwinkel wirkte es wie losgelöst, schwankend vor dem düsteren Firmament wie auf unruhiger See. Langdon fühlte sich ähnlich losgelöst. Sein Besuch in Washington war vollkommen unerwartet. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, habe ich mich auf
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