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Das verlorene Ich

Das verlorene Ich

Titel: Das verlorene Ich
Autoren: Vampira VA
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an den Nagel gehängt.
    Ich hätte besser mich aufhängen sollen, dachte er.
    Sein Blick schweifte über das dunkle Grundstück. Irgend etwas Unglaubliches, etwas Beängstigendes war hier passiert, aber es schien, als würde das außer ihm niemanden mehr interessieren.
    Die Welt wurde jeden Tag schnellebiger. Und grauer.
    Ein Strick, dachte der Mann, wäre nicht so bequem. Besser wären Tabletten ... und ein guter Brandy zum Nachspülen ...
    Der Schmerz stach wie eine glühende Nadel in seine rechte Brustseite. Der Mann keuchte. Dann beugte er sich unbeholfen vor und ertastete den Schlüssel.
    Der Motor kam wummernd.
    Vielleicht drehe ich später noch eine Runde, dachte der Mann. Wenn ich wieder nicht einschlafen kann.
    Er wollte Gas geben. Aber in diesem Augenblick .
    Die Bewegung fand in seinen Augenwinkeln statt. Ganz am äußersten Rand seines Gesichtsfeldes. Er glaubte an ein Tier oder einen Vogel und drehte den Kopf.
    Und sah gerade noch, wie die wankende Gestalt zusammenbrach.
    *
    Paris
    Jene, die für gewöhnlich im Schatten der Brücken und hochaufragenden Mauern beiderseits der Seine ihr Dasein fristeten, hatten sich stillschweigend zurückgezogen, als die anderen aufgetaucht waren, und ihnen das Feld überlassen. Wie so oft, wenn diese anderen kamen, um den Fluß zu füttern. Um den Gestank der Seine zu mehren.
    Das träge Glucksen der Wasser weckte Hector Landers schließlich. Sein Blick klärte sich rasch, und er verspürte weder Schmerz noch Schwäche. Augenblicklich wußte er auch, was geschehen war. Nur wie er hierher gekommen war, daran fehlte ihm freilich jede Erinnerung.
    Nach wie vor lag die Gewitterfront über Paris. So, als hätte sie beschlossen, erst dann weiterzuziehen, wenn alles vorüber war.
    Was für ein seltsamer Gedanke, durchfuhr es Hector Landers. Jetzt erst hob er den Blick und sah sich um. Er war nicht allein, natürlich nicht. Doch jetzt konnte er die anderen - im Vergleich zu vorhin -besser erkennen. Das Streulicht der Straßenlampen, die meterweit über ihren Köpfen brannten, war zwar mäßig, aber es genügte seinen ungewöhnlich scharfen Augen.
    Die Zahl der Männer war geringer, als er zuvor angenommen hatte.
    Sechs zählte er, Vautier eingeschlossen. Zwei von ihnen beschäftigten sich mit einem wannenartigen Behältnis, rührten darin und nickten Vautier in diesem Moment zu. Der gab ein Zeichen mit der Hand, woraufhin sich jener seltsam alterslos wirkende Kerl, mit dem Landers vorhin schon unliebsame Bekanntschaft geschlossen hatte, in Bewegung setzte. Er packte Landers, hob ihn hoch - - und stellte ihn kurzerhand in jene Wanne.
    Landers' Füße tauchten bis über die Knöchel in einen zähen, kalten Brei ein. Wie im Reflex wollte er den linken Fuß anheben, um sich von dem Zeug zu lösen, aber es hielt ihn fest, als stecke er in einem Sumpfloch!
    »Verdammt, was soll das, Vautier?« fuhr Landers auf.
    »Wie sieht es denn aus?«
    »Albern.«
    »Dann lach doch, Landers. Solange du noch kannst«, erwiderte Vautier.
    »Ich warte immer noch auf eine Antwort«, erinnerte ihn Landers.
    »Vielleicht findest du sie da drin.« Vautier wies mit einem Kopfnicken zum Fluß hin.
    »Verstehst du denn nicht, Vautier?« unternahm Hector Landers einen weiteren Versuch, Informationen zu bekommen, während er spürte, wie der Brei um seine Füße zunehmend härter wurde. »Ich weiß nicht, was ich dir getan habe! Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, daß wir uns je begegnet sind.«
    Vautier zuckte lächelnd die Schultern. »Dann bist du mir gegenüber im Vorteil. Ich wünschte, ich könnte vergessen, dich je gekannt zu haben. Bruneau, wie sieht's aus?« Seine Frage galt einem schwarzhaarigen Mann, der sich daraufhin niederkniete und vorsichtig die Masse in der kleinen Wanne berührte.
    »Hart.«
    »Dann zum Ufer mit ihm!« befahl Vautier. Die Worte galten wiederum dem kräftigen Burschen. Der packte Landers erneut, und auch dessen zusätzliches Gewicht schien ihm keinerlei Mühe zu bereiten. Unmittelbar am Rand des gepflasterten Uferstreifens stellte er seine Last ab und trat einen Schritt zurück, so daß Landers' Fäuste ihn nicht erreichen konnten.
    »Weißt du, daß ich manchmal nicht mehr geglaubt habe, diesen Moment je zu erleben?« Giordan Vautiers Stimme hatte einen fast wehmütigen Klang, als er näher herantrat.
    »Das wirst du noch bereuen«, stieß Landers keuchend hervor.
    »Du erlaubst, daß ich daran zweifle?« spottete Vautier - und versetzte Landers einen Stoß.
    Er
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