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Das verlorene Ich

Das verlorene Ich

Titel: Das verlorene Ich
Autoren: Vampira VA
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fragte er schließlich, tonlos, kaum hörbar.
    Niemand antwortete ihm. Nur Schritte näherten sich. Ohne aufzusehen wußte Landers, daß sie einen Kreis um ihn schlossen.
    »Warum?«
    Jetzt sah er doch auf, und wie zufällig traf sein Blick genau den Vautiers. Der alte Mann schaute auf ihn herab, lächelnd, aber es war ihm anzumerken, daß er nicht den Triumph verspürte, den er sich von diesem Augenblick erhofft haben mochte.
    »Du fragst, warum?« erwiderte er.
    »Warum das alles?« fragte Landers noch einmal. »Was habe ich dir getan?«
    »Allein für diese Frage sollte ich dich töten. Jetzt und hier.« Vau-tiers Blick ging kurz zum Grabmal seines Sohnes, als wollte er damit andeuten, daß dies der beste Ort für Landers' Tod wäre.
    »Versuch's meinetwegen«, gab Landers ungerührt zurück. »Aber beantworte erst meine Frage.«
    Vautier grinste häßlich.
    »Fast sollte ich dich ja bewundern«, meinte er, »dafür, daß du deinen Hochmut bis zuletzt nicht verlierst.«
    »Wie du meinst«, erwiderte Landers. Und sprang auf! Wie von einer Stahlfeder getrieben schnellte er in die Höhe, bekam in der Bewegung den alten Mann zu packen. Mit einer Leichtigkeit, die ihn selbst überraschte, hievte er Vautier hoch und schleuderte ihn, als wäre er nicht schwerer als eine Puppe, gegen den Grabstein seines Sohnes.
    Metallenes Klicken in der Dunkelheit ringsum.
    »Nicht schießen!« keuchte Vautier. »Ich will ihn selbst töten!«
    Landers wollte dem Alten nachstürzen, der seitlich neben dem Grab zu Boden gesunken war, nachdem ihn die schiefliegende Steinplatte davor bewahrt hatte, in die Grube zu stürzen. Doch da wuchs ein Schatten vor ihm auf, dunkel und groß - und scheinbar aus Stein, wie er feststellen mußte, nachdem er mit der Faust danach geschlagen hatte. Die Gestalt rührte sich durch den Schlag um keinen Deut, reagierte aber ihrerseits.
    Stählerne Fäuste packten Landers und warfen ihn mühelos gegen das nächststehende Grabmal. Zu seinem Erstaunen spürte Landers keinen echten Schmerz. Allein die Wucht des Aufpralls trieb ihm die Luft aus den Lungen und ließ ihn haltlos taumeln und schließlich stürzen. Sofort wollte er wieder in die Höhe kommen, doch da war der andere schon heran.
    Im Licht der Lampen, mit denen Vautiers Begleiter nach wie vor die Szenerie ausleuchteten, sah Landers das Gesicht seines Gegners. Es war von geradezu klassischer Schönheit, aber auch kalt und bleich, wie aus Marmor gemeißelt. Und kaum weniger widerstandsfähig.
    Zumindest seine Stirn hielt dem Vergleich statt. Landers bekam es zu spüren, als der andere seinen Kopf mit einem heftigen Ruck nach vorne bewegte.
    Betonhart war der Treffer. Und er genügte, um auch für Hector Landers alle Lichter auszulöschen.
    *
    Es kann keinen Zweifel geben!
    ER ist es!
    Der Meister - nach all den langen Jahren ist er zurückgekehrt. Endlich.
    Aber er scheint mir verändert. Es hätte ihm doch ein Leichtes sein müssen, sich dieser Gegner zu erwehren. Schließlich sind sie nur - Menschen
    Hat er am Ende seine Kräfte verloren? Aber was müßte dies für ein Schlag sein, so mächtig, daß er gegen die Macht des Meisters ankäme?
    Aber wie auch immer - er ist der Meister. Mein Meister und Herr. Und ich bin ihm verpflichtet, was ihm auch geschehen sein mag. Ich darf nicht zulassen, daß ihm Leid geschieht.
    Für den Moment ist es zu spät, ihm zur Hilfe zu eilen. Mir bleibt nur eines zu tun:
    Ich darf meinen Herrn nicht diesen Menschen überlassen, mit denen mich nichts verbindet - nichts mehr! Mögen sie mir irgendwann auch nahe gestanden haben. Es war in einem anderen Leben ...
    Dieses Leben widme ich einzig meinem Meister.
    Ich darf ihn nicht verlassen. Muß ihm folgen ...
    Und er tat es. Ein Schatten in der Nacht, die sein Refugium geworden war. Vor vielen Jahren, die doch nichts waren im Vergleich zur Zahl jener, die noch vor ihm lagen. Denn sein Leben, dieses neue Leben, das ihm geschenkt worden war, konnte ewig währen. Dem Meister sei Dank!
    *
    Sydney
    Erst fuhr der Wagen langsam, dann hielt er. Motor und Scheinwerfer erstarben. Der Mann am Steuer hustete. Er hatte Schmerzen in der Brust, und er wußte, woher sie rührten.
    Immer noch hierher zu kommen, dachte er. Was bin ich doch für ein alter sentimentaler Narr...
    Es war so lange her.
    Aber er vermißte sie. Wie sehr, das hatte er erst gemerkt, nachdem sie fort war. Beth .
    Sang- und klanglos war sie verschwunden, und danach hatte der Job aufgehört, Spaß zu machen. Also hatte er ihn
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