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Das verlorene Ich

Das verlorene Ich

Titel: Das verlorene Ich
Autoren: Vampira VA
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sie nicht akzeptieren konnte. Nicht durfte! Und nicht wollte! Er war doch kein . Vampir!
    »Was geschah dann?« fragte er lahm.
    »Soweit ich weiß, hast du meinen Leichnam vor dem Hause meines Vaters abgelegt.«
    Und vorher seine Taschen leergeräumt, vermutete Landers im stillen. Er entsann sich der Dinge, die ihm die Spur nach Paris gewiesen hatten.
    »Und dann?«
    »Hat man meinen toten Leib bestattet«, erklärte Jerome. »Aber es dauerte nicht lange, bis mich deine Macht zu neuem Leben erweckt hat, Herr. Es war ein hartes Stück Arbeit, aus diesem Sarg herauszukommen. Von da an habe ich mein Grab fast jede Nacht verlassen und mein neues Leben erhalten - um deine Rückkehr zu erwarten, Herr.«
    Während seines Berichtes hatte Jerome Vautier nicht aufgehört, den Beton um Landers' Füße mit Hammer und Meißel zu bearbeiten. Inzwischen war er brüchig, und in einer gemeinsamen Anstrengung schafften sie es schließlich, Landers vollends davon zu befreien.
    Er erhob sich, und Vautier kniete vor ihm, als würde er ihn anbeten. Wenn wohl auch nur unbeabsichtigt.
    Landers verstand nichts von dem, was er erfahren hatte, wirklich. Aber es ergaben sich Dinge daraus, über die er nachdenken mußte.
    Später.
    Denn zunächst galt es, ein Versprechen einzulösen.
    »Du weißt, wo dein Vater zu finden ist?« Seine Frage war eher eine Feststellung.
    Jerome nickte. »Natürlich.«
    »Dann laß ihn uns besuchen.«
    »Wie du willst, Herr.«
    *
    Sydney
    Lilith erwachte und meinte im ersten Moment, immer noch lebendig begraben unter schwerer Erde zu liegen. Sie hatte Mühe zu atmen. Ihre Lungen brannten und wehrten sich gegen die stinkenden Dämpfe, die in sie strömten .
    Dämpfe?
    Sie öffnete die Augen. Draußen herrschte jenes lichte Dunkel, das Lilith gewohnt war.
    Der Mann am Steuer neben ihr und das Auto, von dessen zurückgeklapptem Beifahrersitz sie sich aufrichtete, erschienen ihr greifbarer und wirklicher als alles, was sie in den zurückliegenden Stunden erlebt hatte.
    »Wer . sind Sie?«
    Der Mann war alt und korpulent. Offenbar machte ihm sein Gewicht zu schaffen. Sein Atem rasselte. Trotzdem paffte er gierig an einer Zigarre, die das Fahrzeuginnere verpestete.
    Als er Lilith das Gesicht zudrehte, bewegte ein Lächeln die fleischigen Züge. »Wach?«
    »Nein!« gab Lilith ungnädig zurück. »Was tun Sie? Wohin fahren wir?«
    »Ins nächste Krankenhaus, wenn's genehm ist - checken, was mit Ihnen los ist. Sie haben sich einfach langgelegt. Die Beule an ihrer Stirn stammt nicht von mir.«
    Lilith tastete ihren Kopf ab. »Da ist keine Beule.«
    Der Mann schnaubte. »Auf jeden Fall war eine da.« Er stemmte den Bauch gegen das Lenkrad, als er mit den Achseln zuckte.
    »Halten Sie an!«
    »Den Teufel werd' ich tun. Sie kommen ins Krankenhaus, und danach .«
    »Danach?«
    »... reden wir zwei Hübschen Tacheles!«
    Lilith stutzte. »Kennen wir uns etwa?« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Ein Schauer der Erregung durchrieselte sie. »Sie reden, als würden -«
    »Ist aber gar nicht nett, einen alten Mann verscheißern zu wollen ... Nun, einem schlechten Gedächtnis kann man auf die Sprünge helfen, meine Hübsche, und das werde ich, verlaß dich drauf! Ich werde nicht eher Ruhe geben, bis du's mir gesagt hast - und danach kannst du gern wieder die Kurve kratzen wie das letzte Mal!«
    Lilith schluckte so hart, daß ihr Kehlkopf schmerzte. »Das letzte Mal? Wir kennen uns also wirklich ...?«
    Der dicke Mann trat auf die Bremse. Lilith war ebensowenig angegurtet wie er selbst. Beide wurden aus den Sitzen gehoben, und Li-lith stieß mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe, wo sie sich doch noch ihre Beule holte.
    Der biologische »Airbag« des Fahrers verhinderte hingegen Schlimmeres. Sein Kopf kam gar nicht erst bis zur Windschutzscheibe.
    »Das reicht!« grollte er und streckte die Hand nach oben, um die Innenbeleuchtung anzuschalten. Dann blaffte er, Lilith scharf ins Auge fassend: »Du interessierst mich nicht im Geringsten - ich will nur wissen, wo Beth steckt! Sag's mir! Sofort! Warum, zur Hölle, ist sie ohne ein Sterbenswörtchen abgehauen, einfach so ...?«
    Sein Gesicht rötete sich, und die glimmende Spitze der Zigarre zielte auf Liliths Gesicht, als wollte er jeden Moment damit zustoßen.
    »Beth?« wiederholte sie.
    »Ich bin nicht eitel. Möglich, daß du dich wirklich nicht mehr an mich erinnern kannst, aber an deine beste Freundin ...?«
    Meine beste Freundin, dachte Lilith. Ihre Gesichtszüge
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