Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verhaengnisvolle Rendezvous

Das verhaengnisvolle Rendezvous

Titel: Das verhaengnisvolle Rendezvous
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
erleuchteten Nachthimmel emporsteigen. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, während sie am Rand des Geschehens nach einem Parkplatz Ausschau hielt. Männer mit rußgeschwärzten Gesichtern rannten hin und her und bemühten sich verzweifelt, die rasende Feuersbrunst unter Kontrolle zu bringen. Flammen und Rauch schlugen aus den Fenstern, deren rußgeschwärzte Scheiben längst unter dem Druck der Hitze zerborsten waren. Der Dachstuhl war bereits völlig ausgebrannt und fiel gerade krachend in sich zusammen.
    Sie stieg aus und blickte voller Entsetzen auf die gespenstische Szenerie. Obwohl sie in einiger Entfernung stand, wehte die Gluthitze des Feuers zu ihr hinüber und ließ sie den eisigen Februarwind, der an ihren Kleidern zerrte, nicht spüren.
    Kein Zweifel. Alles. Alles, was in dem Gebäude gewesen war, war dem Inferno anheimgefallen.
    Schwankend zwischen Faszination und Schrecken stand sie wie erstarrt und starrte mit aufgerissenen Augen in die Flammen. »Miss Fletcher?« Sie wandte sich um. Ein Mann mittleren Alters, der eine graue Uniform trug, stand vor ihr.
    »Ich bin Jim Banks.«
    »Oh. Ja.« Noch immer wie vor den Kopf geschlagen, griff sie nach der Hand, die sich ihr entgegenstreckte. Sie war eiskalt und zitterte. »Sind Sie in Ordnung? Sind Sie sicher, dass Sie nicht verletzt sind?«
    »Ja, Ma’am. Ist das nicht schrecklich?«
    Sie schauten eine Zeit lang schweigend zusammen auf das Feuer und beobachteten die Männer, die ihr Letztes gaben. »Was war mit der Alarmanlage? Hat sie nicht funktioniert?«
    »Ich hab nichts gehört. Erst als ich die Explosion hörte, bin ich aufmerksam geworden. Ich wollte nach oben rennen, da sah ich das Feuer. O Gott! Es war überall.« Er schlug sich die Hand vors Gesicht. Nein, diese Angst und Panik, die ihn bei dem schrecklichen Anblick überfallen hatte, wollte er niemals mehr erleben. »Es war einfach überall«, wiederholte er tonlos. »Ich bin sofort rausgerannt und hab die Feuerwehr von der Telefonzelle dort hinten alarmiert.«
    »Sie haben vollkommen richtig gehandelt. Haben Sie eine Ahnung, wer hier der Verantwortliche ist?«
    »Nein, Miss Fletcher.«
    »Na gut. Ich werd’s rausfinden. Sie sollten jetzt nach Hause gehen, Jim. Ich werde mich um alles Weitere kümmern. Lassen Sie mir nur Ihre Nummer da, für den Fall, dass Sie jemand diese Nacht noch dringend sprechen möchte.«
    Er nickte langsam und starrte wieder in die Flammen. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie leid mir das tut, Miss Fletcher.« Wie hinterhältig und gemein muss jemand sein, um so ein Feuer zu legen?
    »Ja. Es ist schrecklich. Rufen Sie mich morgen an, bitte.«
    »Aber natürlich. Gute Nacht.« Damit wandte er sich um und ging zu seinem Wagen.
    Natalie blieb stehen, wo sie war, und wartete.
    Als Ry am Ort des Geschehens eintraf, hatte sich bereits eine große Menschenmenge versammelt, die fasziniert in die prasselnden Flammen starrte. Jedes Feuer zieht unweigerlich Menschen an, das wusste er aus Erfahrung. Wie ein guter Boxkampf oder ein geschickter Jongleur.
    Bald würde es für ihn Zeit sein, an die Arbeit zu gehen.
    Er stieg aus, nahm vom Rücksitz einen langen schwarzen Schutzmantel und warf ihn sich über sein kariertes Flanellhemd und die Jeans. Er reichte ihm bis zu den Füßen. Mit den Fingern fuhr er sich durch sein widerspenstiges dunkelbraunes Haar und setzte sich dann einen breitkrempigen grauen Hut auf, den er tief in die Stirn zog. Ry war ein schlanker, breitschultriger Mann mit Augen von der Farbe eines rauchgrauen Winterhimmels.
    Nun schüttelte er sich eine Zigarette aus dem Päckchen, das er aus seiner Manteltasche hervorgeholt hatte, klemmte sie sich zwischen die Lippen und steckte sie an. Das Licht der Flamme erleuchtete für Sekunden sein offenes, scharfkantiges, gut geschnittenes Gesicht. Es wirkte ruhig und beherrscht. Dann lief er mit federnden Schritten, denen man das jahrelange sportliche Training und die absolute Körperbeherrschung anmerkte, in Richtung des Geschehens. Obwohl das Feuer noch immer gierig loderte und Holzbalken knackten, um gleich darauf einzustürzen, sagte ihm seine Erfahrung, dass die Feuerwehrleute den Brand weitgehend unter Kontrolle gebracht hatten.
    Er versuchte sich einen Überblick zu verschaffen und überflog mit einem kurzen Blick die Szenerie. Ein Mann in seiner Stellung hatte in einer solchen Situation auf alles zu achten. Wind, Wetter, all diese Dinge waren ausschlaggebend für den Verlauf eines Brandes. Nachdem seine Kollegen ihre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher