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Das verhaengnisvolle Rendezvous

Das verhaengnisvolle Rendezvous

Titel: Das verhaengnisvolle Rendezvous
Autoren: Nora Roberts
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einen boshaften Kommentar nicht verkneifen. »Also, auf geht’s! Und im Übrigen – alles muss so bleiben, wie es ist, fassen Sie bitte nichts an.«
    »Ich habe nicht die Absicht …«
    »Das sagen sie immer alle …«
    Sie wandte sich ihm zu. »Eine Frage, Inspector, arbeiten Sie allein, weil es Ihnen lieber ist, oder deshalb, weil es kein Mensch länger als fünf Minuten in Ihrer Nähe aushalten kann?«
    »Beides.« Er grinste sie offen an. Charmant, dachte sie. Sehr verdächtig. Was führte er jetzt wieder im Schilde? »Was bringt Sie eigentlich auf die Idee, in einem Fünfhundertdollarkostümchen auf einer Brandstelle herumzuturnen?«
    »Ich …« Noch immer misstrauisch, knöpfte sie ihren Mantel bis obenhin zu. »Ich hab heute Nachmittag noch einige Geschäftsbesprechungen und keine Zeit mehr, mich umzuziehen.«
    »Manager«, brummte er abschätzig und legte seine Hand auf ihren Arm. »Na los, kommen Sie. Seien Sie vorsichtig, es besteht Einsturzgefahr. Aber ich denke, wir können’s riskieren. Ich kenne die Stellen, wo man aufpassen muss.«
    Er reichte ihr die Hand, damit sie gefahrlos über ein verkohltes Holzregal steigen konnte. Sie sah nach oben. Wo früher die Decke zwischen den Stockwerken gewesen war, gähnte jetzt ein schwarzes Loch. Alles war nach unten durchgefallen und lag nun in Gestalt von verkohlten Trümmern hier unten auf dem Boden. Sie erschauderte beim Anblick einer geschmolzenen Masse, die früher eine Schaufensterpuppe gewesen war.
    »Sie hat nicht gelitten«, versicherte ihr Ry, und sie blitzte ihn wütend an.
    »Ich bin sicher, Sie sehen dies alles nur als einen Witz, aber …«
    »Feuer ist niemals ein Witz. Passen Sie auf, wo Sie hintreten!«
    An der Stelle, wo er gearbeitet hatte, als sie kam, lag eine Schaufel, die wie ein Kinderspielzeug aussah, einige Gefäße, ein Brecheisen, ein Zollstock. Während sie die Sachen betrachtete, zeichnete Ry an einer Fußbodenleiste etwas an.
    »Was machen Sie da?«
    »Meinen Job.«
    Sie biss die Zähne zusammen. »Sind wir beide etwa aus demselben Grund hier?«
    Er schaute hinauf zu ihr. »Vielleicht.« Mit einem Spachtel kratzte er etwas von der Wand. Er schnüffelte daran, brummte vor sich hin und tat es dann mit einem hochzufriedenen Gesichtsausdruck in eins der Gläser, die er mitgebracht hatte, und hielt es ihr dann hin. »Riechen Sie mal.«
    Sie steckte ihre Nase hinein.
    »Erkennen Sie den Geruch?«
    »Rauch, Feuchtigkeit … Ich weiß nicht.«
    Er schraubte das Gefäß zu. »Benzin«, klärte er sie dann auf. »Schauen Sie, hier läuft die Spur an der Wand entlang, und hier – eine Ritze im Fußboden, sehen Sie?« Sie sah, dass er auch hier gearbeitet und offensichtlich Benzinrückstände gefunden hatte. »Und hier!« Nun deutete er auf eine andere Stelle, wo er Schutt beiseitegeschaufelt hatte. Darunter war ein runder schwarzer Fleck zum Vorschein gekommen.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Es ist wie eine Landkarte. Ich trage es ab, Schicht für Schicht, und bin dann imstande, Ihnen zu sagen, was geschehen ist.«
    »Wollen Sie behaupten, dass jemand hier im ganzen Haus Benzin ausgegossen und das Gebäude dann in Brand gesteckt hat?«
    Er hüllte sich in Schweigen, hob einen halb verkohlten Stofffetzen auf und fuhr mit den Fingerspitzen darüber. »Seide. Schade drum.« Er schnüffelte daran. »Stoff getränkt mit Benzin ist eine wunderbare Fackel und gibt dem Feuer Nahrung.« Er griff nach einem BH, dessen spitzenbesetze Schalen fast vollständig erhalten waren. Amüsiert lächelte er Natalie an. »Lustig, was übrig geblieben ist, finden Sie nicht auch?«
    Ihr war kalt, doch nicht vom Wind, der durch das zerstörte Gebälk pfiff. Die Kälte kam von innen. Es war kalte Wut. »Das Feuer ist also mit voller Absicht gelegt worden.«
    Ry kam langsam aus der Hocke hoch und studierte mit Interesse ihr Gesicht und ihre zornblitzenden Augen. Sein schwarzer Feuerwehrmantel stand offen und enthüllte seine ausgebleichten Jeans und dasselbe Flanellhemd, das er letzte Nacht getragen hatte. Er war noch nicht zu Hause gewesen, hatte seit seiner Ankunft heute Morgen um halb drei durchgearbeitet bis jetzt.
    »Sie werden meinen Bericht bekommen.« Er stand jetzt neben ihr. »Wie hat es hier vor vierundzwanzig Stunden ausgesehen? Ich möchte es wissen, um mir vorstellen zu können, was geschehen sein könnte.«
    Sie schloss für einen Moment die Augen, doch es half nichts. Der Geruch der Zerstörung lag in der Luft, sie atmete ihn ein, er drang ihr in
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