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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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Frau griff nach einem Aktenordner. Sie schien genervt.
    »Nein, ist er nicht. Das war unser erstes freies Wochenende in zwei Jahren. Wieso sollte er?«
    Ein unaufgeräumtes Büro. Überall Papierkram. Große Firmen arbeiteten anders. Die hatten Systeme. Organisation. Geld. Lund ging hinaus und schaute in den Kofferraum. Unterlagen und Aktenordner. Kinderspielzeug. Ein kleiner Fußball, ganz ähnlich wie der, den Meyer ins Büro mitgebracht hatte. Ein ramponiertes Nintendo. Sie schlenderte in das Büro zurück.
    »Was hat er gemacht, als Sie nach Hause gekommen sind?«, fragte Meyer.
    »Wir sind schlafen gegangen.«
    »Da sind Sie sich sicher?«
    Sie lachte.
    »Ja, bin ich.«
    Lund wanderte unterdessen in dem Büro umher, sah sich das Chaos an, hielt zwischen all den Rechnungen und Quittungen nach etwas Persönlichem Ausschau.
    »Hören Sie, ich weiß nicht, was Sie Theis da anhängen wollen … ist mir auch egal«, sagte die Frau. »Wir waren am Meer. Dann sind wir zurückgekommen. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.«
    Meyer schnaubte, warf Lund einen Blick zu.
    »Gut. Vielleicht kommen wir ein andermal wieder.«
    Er ging hinaus und zündete sich eine Zigarette an, lehnte sich gegen einen der roten Transporter und schaute zum fahlen Himmel auf. An der hinteren Wand des Büros, hinter ramponierten, altmodischen Ablagekörben, einige Fotos. Ein hübsches junges Mädchen, lächelnd, die Arme um zwei kleine Jungen gelegt. Dasselbe Mädchen in Nahaufnahme, blonde Ringellocken, wache Augen, ein bisschen zu viel Make-up. Um älter zu wirken.
    Lund holte ihre Nikotinkaugummis hervor und steckte sich einen in den Mund.
    »Sie haben eine Tochter?«, fragte sie, den Blick noch auf das Mädchen gerichtet, das gewinnende Lächeln. Auf beide Fotos, allein, zu alt, und mit den Jungen, die große Schwester.
    Die Mutter ging zur Tür. Blieb stehen. Drehte sich um, sah Lund an und sagte leise: »Ja. Und zwei Jungs. Sechs und sieben.«
    »Leiht sie sich manchmal den Videothekausweis von ihrem Vater?«
    Birk Larsens Frau sah plötzlich anders aus. Das Gesicht schlaff, gealtert. Der Mund offen. Die Augenlider zuckend, als führten sie ein Eigenleben.
    »Schon möglich. Warum?«
    »War sie heute Nacht zu Hause?«
    Meyer war zurückgekommen und hörte zu.
    Die Frau legte ihre Papiere ab. Sie schien beunruhigt, erschrocken.
    »Nanna war übers Wochenende bei einer Freundin. Lisa. Ich dachte …«
    Ihre Hand wanderte zu ihrem kastanienbraunen Haar hinauf, ohne Grund. »Ich dachte, sie ruft vielleicht an. Hat sie aber nicht.«
    Lund konnte die Augen nicht von den Fotos lösen, dem Gesicht, strahlend, sorglos in die Kamera blickend.
    »Sie sollten sie anrufen. Jetzt.«
    Das Gymnasium Frederiksholm im Stadtzentrum. Wo das Geld war. Nicht in Vesterbro. Große Pause. Lisa Rasmussen rief noch einmal an.
    »Hier ist Nanna. Ich mach gerade Hausaufgaben. Hinterlasst mir eine Nachricht. Ciao!«
    Lisa Rasmussen holte tief Luft und sagte dann: »Nanna, bitte ruf zurück.«
    Bescheuert, dachte sie. Dreimal hatte sie an diesem Morgen dieselbe Nachricht auf Nannas Mailbox gesprochen. Jetzt saß sie im Unterricht, und Rama, der Lehrer, sprach über Bürgerrecht und die bevorstehenden Wahlen. Niemand wusste, wo Nanna war. Niemand hatte sie mehr gesehen seit der Halloween-Party am Freitag in der Aula der Schule.
    »Heute«, sagte Rama, »habt ihr die Möglichkeit herauszufinden, wem ihr eure Stimme geben wollt.«
    Ein Foto auf dem Whiteboard. Das Halbrund der Stühle im Rathaussaal. Drei Politiker, ein gutaussehender, ein alter Mann, eine blasiert wirkende, dicke Frau. Lisa scherte das alles nicht. Von neuem holte sie ihr Handy hervor und tippte eine Nachricht. Nanna, wo steckst du, verdammt nochmal?
    »Wir haben das Glück, in einem Land zu leben, in dem wir das Recht haben, unsere Stimme abzugeben«, fuhr der Lehrer fort. »Über unsere Zukunft zu entscheiden. Unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.«
    Er war um die dreißig, irgendwo aus dem Nahen Osten, was man ihm aber nicht anhörte. Einige der Mädchen standen auf ihn. Groß, attraktiv. Gute Figur, coole Hemden und Hosen. Immer hilfsbereit. Hatte immer Zeit für die Schüler. Lisa mochte Ausländer nicht besonders. Auch nicht, wenn sie lächelten und gut aussahen.
    »Dann lasst mich einmal hören, welche Fragen ihr für das Bürgermeisterduell vorbereitet habt«, sagte Rama.
    Die Klasse fast vollzählig, die anderen schienen interessiert.
    »Lisa?« Natürlich. »Deine drei Fragen. Hast du die in
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