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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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deinem Handy?«
    »Nein.«
    Sie hörte sich an wie ein bockiges Kind, und das wusste sie auch. Rama legte abwartend den Kopf schräg.
    »Ich hab sie vergessen. Ich hab …«
    Die Tür ging auf, und die Direktorin kam herein. Die furchteinflößende Koch, eine untersetzte Frau mittleren Alters, die Deutsch unterrichtet hatte, bevor sie zur Schulleiterin aufgestiegen war.
    »Entschuldigung«, sagte sie. »Ist Nanna Birk Larsen anwesend?«
    Keine Antwort.
    Sie ging nach vorn.
    »Hat jemand von euch Nanna heute gesehen?«
    Nichts. Sie wechselte ein paar Worte mit dem Lehrer. Lisa wusste, was als Nächstes kommen würde. Gleich darauf stand sie mit den beiden draußen auf dem Flur. Koch sah sie aus ihren schwarzen Augen an und fragte gebieterisch: »Wo ist Nanna? Sie wird von der Polizei gesucht.«
    »Ich hab Nanna seit Freitag nicht mehr gesehen. Wieso fragen Sie mich?«
    Koch bedachte sie mit ihrem Du-lügst-Blick.
    »Ihre Mutter hat der Polizei gesagt, sie hätte das Wochenende bei dir verbracht.«
    Lisa Rasmussen lachte. Sie und Nanna wurden manchmal für Schwestern gehalten. Gleich groß, gleich angezogen, beide blond, aber Nanna war hübscher. Und Lisa war fülliger um die Taille.
    »Was? Sie war nicht bei mir.«
    »Du weißt also nicht, wo sie ist?«, fragte Rama ein wenig sanfter.
    »Nein! Woher soll ich das wissen?«
    »Wenn du was von ihr hörst, sag ihr, sie soll zu Hause anrufen«, sagte Koch. »Es ist wichtig.« Sie warf Rama einen Blick zu. »Ihr Klassenzimmer wird für das Duell gebraucht. Sehen Sie zu, dass Sie um elf draußen sind.«
    Als sie gegangen war, drehte Rama sich um, fasste Lisa Rasmussen am Arm und sagte: »Wenn du irgendwas darüber weißt, wo Nanna ist, musst du’s sagen.«
    »Sie dürfen mich nicht anfassen.«
    »Entschuldige.« Er nahm seine Hand fort. »Wenn du weißt …«
    »Ich weiß gar nichts. Lassen Sie mich in Ruhe.«
    Lund und Meyer in Birk Larsens Wohnung. Die gleiche Unordnung wie im Büro unten, aber auf angenehme Art. Fotos, Kinderzeichnungen, Topfpflanzen und Blumen. Vasen und Urlaubssouvenirs. Liebevoll hergerichtet, dachte Lund. Sie selbst schaffte das einfach nicht. Die Frau, von der sie inzwischen wusste, dass es Pernille Birk Larsen war, bemühte sich, eine gute Mutter zu sein. Mit Erfolg, soweit Lund das beurteilen konnte.
    »Sie ist nicht in der Schule«, sagte sie.
    Pernille trug noch immer ihren Regenmantel, als sei das alles gar nicht wahr.
    »Dann ist sie bei Lisa, ihrer Freundin. Lisa hat mit ein paar Jungs zusammen eine Wohnung. Nanna ist ständig dort.«
    »Lisa ist in der Schule. Und sie hat gesagt, Nanna sei am Wochenende nicht bei ihr gewesen.«
    Pernilles Mund stand offen. Ihre Augen waren geweitet, leer. An der Küchenwand die gleichen Fotos wie im Büro: Nanna mit den Jungen, Nanna allein, schön und zu alt für neunzehn. An eine Korktafel gepinnt, neben einem Plan für die Sportveranstaltungen der Schule. Die Wohnung atmete eine Atmosphäre ungezwungener, behaglicher Häuslichkeit. Wie Hundegeruch, vom Besitzer nicht mehr, von Außenstehenden sofort wahrgenommen.
    »Aber wo ist sie dann? Was ist passiert?«, fragte Pernille.
    »Wahrscheinlich gar nichts. Wir tun auf jeden Fall alles, um sie zu finden.«
    Lund ging in den engen Flur hinaus und rief im Präsidium an. Meyer nahm Pernille beiseite und befragte sie zu den Fotos. Nachdem sie zu Buchard durchgestellt worden war, sagte Lund: »Ich brauche alle verfügbaren Leute.« Der alte Mann stellte keine Fragen, hörte nur zu. »Sag ihnen, wir suchen nach einer verschwundenen Gymnasiastin. Nanna Birk Larsen, neunzehn Jahre alt. Wird seit Freitag vermisst. Schick jemanden her wegen der Fotos.«
    »Und ihr?«
    »Wir fahren zu ihrer Schule.«
    Hartmann und Rie Skovgaard mussten ein leeres Klassenzimmer herrichten. Sie ging noch einmal die Zahlen des Bildungsetats durch, er tigerte nervös auf und ab. Schließlich klappte sie den Laptop zu, trat zu ihm und überprüfte seine Kleidung. Blaues Hemd, keine Krawatte. Er sah gut aus. Trotzdem fingerte sie an seinem Kragen herum, kam ihm so nahe, dass er sie festhalten musste. Seine Hände glitten über ihren Rücken. Er zog sie an sich, küsste sie. Ein plötzliches Verlangen. Unerwartet. Sie wollte lachen. Er wollte mehr.
    »Lass uns zusammenziehen«, sagte er und schob sie gegen das Pult. Sie ließ sich zurückfallen, schlang leise lachend ihre langen Beine um ihn.
    »Hast du denn Zeit dafür?«
    »Für dich immer.«
    »Nach der Wahl, ja?«
    Sein Gesichtsausdruck
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