Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn
Autoren: Margaret Weis
Vom Netzwerk:
hatten keine Ahnung, wie gründlich sie das Leben der Menschen durcheinander gewirbelt hatten.
    Doch sie würden es bald herausfinden.
    Ein Parlamentsmitglied wusste Bescheid – der Drache, der für Maristara spionierte, das Drachenweibchen, das als Erste das Gesetz ihrer Art gebrochen hatte. Sie hatte ein Menschenreich erobert und in Bann geschlagen. Ihr Spion war ein männlicher Drache, vermutlich ein Mitglied des Parlaments. Das folgerte Drakonas daraus, dass Maristara über die Vorgänge im Parlament besser Bescheid wusste als die meisten Drachen, die bei den Sitzungen dabei waren, aber oft die ganze Zeit über dösten.
    Davor hatte Drakonas Anora gewarnt, als sie ihn zur Berichterstattung vor das Parlament zitiert hatte. Obwohl sie seiner Meinung war, konnte sie wenig machen. Als gegenwärtige Premierministerin stand sie unter dem Druck der anderen Drachen, die nicht mehr schliefen und das Problem gelöst wissen wollten. Ihre Nervosität war verständlich. Immerhin waren zwei ihrer Artgenossen ermordet worden, wahrscheinlich von anderen Drachen. So unvorstellbare Vorfälle waren seit den Drachenkriegen nicht mehr vorgekommen, und die lagen Jahrhunderte zurück.
    Zu den Drachen, die auf Anora Druck ausübten, gehörte auch Malfiesto, der sich eben über Drakonas' spätes Eintreffen beschwert hatte. Nach allem, was sie und Drakonas wussten, kam Malfiesto als der Mörder in Frage. Oder als der Spion. Genau darum hatte Drakonas sich energisch gegen eine Parlamentssitzung gewehrt. Das Parlament konnte ihm nichts sagen, was er hören wollte, und er konnte nichts anderes empfehlen, als sich schnellstens auf den Feind zu stürzen.
    Aber Anora bestand darauf.
    »Wenn das Parlament in dieser Frage nicht einbezogen wird – dem größten Notfall seit dem Ende der Drachenkriege –, dann können wir es ebenso gut auflösen und wieder regieren wie einst«, hatte sie ihm erklärt. Die Farben ihrer Gedanken waren von dunkler Furcht gerändert gewesen. »Auf die vernichtende Weise von einst.«
    In diesem Punkt konnte Drakonas ihr leider nicht widersprechen.
    Er betrat die gewaltige Höhle, deren Decke sich weit über ihnen in der Dunkelheit wölbte, die so finster war wie das Ende des Universums. Nicht einmal seine Drachenaugen konnten bis dort oben sehen. Die versammelten Drachen fixierten ihn. Er konnte ihre Befürchtungen hören, ihre Unfähigkeit, still zu halten: Krallen, die über das Gestein scharrten, nervöses Schwanzschlagen, schnappende Zähne, raschelnde Flügel. Und er sah die Angst in den Farben ihrer Gedanken: hässliche Grün- und Gelbtöne, die von schwarzen Streifen durchzogen waren.
    Jetzt ließen die Drachen ihre Gedanken zu Grau zusammenfließen, um ihre Gefühle nicht preiszugeben. Forschend sah Drakonas sie der Reihe nach an. Vielleicht gab es ja doch einen Hinweis, wer der Spion sein mochte, einen verräterischen Blick, ein Zucken am Nasenloch, eine herrische Kopfbewegung. Er konzentrierte sich besonders auf die männlichen Drachen, denn er und Melisande waren von einem solchen angegriffen worden. Dieser Drache war so geschickt und listenreich gewesen, dass er Drakonas gründlich genarrt hatte.
    Fünf der zwölf großen Drachenfamilien unterstanden einem männlichen Oberhaupt, der Rest wurde von Weibchen regiert. Der Drache, der sich beschwert hatte, Malfiesto, war deutlich über tausend Jahre alt und das älteste Mitglied des Parlaments. Seine einst strahlend blauen Schuppen waren so nachgedunkelt, dass sie beinahe schwarz wirkten. Die Zähne waren gelb und die Augen umwölkt. Wenn er sich bewegte, knackten seine Gelenke. Drakonas hätte ihn daher als Maristaras Bundesgenossen eher ausgeschlossen, doch jedes Knacken konnte vorgespielt sein.
    Malfiesto hielt sich für schlau. Er hatte sich aufgeregt, als Anora beschlossen hatte, nicht nur ihn, sondern das ganze Parlament einzuladen, und er war durchaus fähig zu der Entscheidung, selbst über dem Gesetz zu stehen. Drakonas mochte Malfiesto nicht, der zwar nicht mehr Feuer spie, aber immer noch Gift und Galle.
    Litard war mittleren Alters, ein kerngesunder Drache von beinahe neunhundert Jahren. Er war sehr eitel, was seine blitzenden, grünen Schuppen anging, und pflegte sie sehr. In den Parlamentssitzungen verbrachte er viel Zeit damit, sich zu putzen, was die anderen Drachen oft erzürnte. Neuerdings wirkte er ein wenig abgelenkt, fand Drakonas, als hätte er andere Dinge im Kopf. Litard wich seinem Blick aus.
    Mantas war ungefähr in Drakonas' Alter,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher