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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn
Autoren: Margaret Weis
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aufmerksam musterten.
    »Wo bist du?« Die Worte brannten wie Feuer in Nem. »Sag mir, wo ich dich finde.«
    Der Schmerz war unerträglich. Nem wand sich in Qualen. Er konnte nicht davonlaufen, denn die Klaue hielt ihn fest, doch die Dunkelheit eilte ihm entgegen, warf ihre Decke über ihn und vergrub ihn in ihrer Tiefe.
    Als Nem erwachte, war ihm übel. Er hatte hämmernde Kopfschmerzen und panische Angst vor dem Ungeheuer, das ihn angegriffen hatte. Zunächst presste er seine Wange auf den kalten Boden. Die Kälte half gegen die Übelkeit. Erschauernd und schwitzend zugleich lag er da, wollte weder gehen noch bleiben.
    Ein anderes Gesicht kam ihm in den Sinn. Bellonas vor Ärger verzerrte Miene. Ihr Gesicht war so real wie ihre Weidenrute. Der Drachenkopf verblich dahinter bereits. Mit zitternden Knien kroch Nem aus der Höhle. Er bewegte sich langsam und verstohlen. Alle paar Schritte blieb er stehen und lauschte.
    Doch nichts kam ihm nach.
    Da rannte der Junge los und hielt erst wieder inne, als er den Fluss in der Nähe der Hütte erreichte. Dort fiel ihm auf, dass er Durst hatte und einen scheußlichen Geschmack im Mund. Er kniete nieder und schöpfte Wasser mit der hohlen Hand. Dabei bemerkte er sein Spiegelbild.
    Sein eigener Anblick schockierte ihn. Er war leichenblass, seine Augen weit aufgerissen und noch immer entgeistert. Wenn Bellona ihn so sah, würde sie sofort Verdacht schöpfen. Sie würde Fragen stellen, die er nicht beantworten wollte. Nem wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser und kniff sich in die Wangen, damit sie wieder rot wurden. Es war noch nicht so spät, wie er befürchtet hatte. Die Sonne hing zwischen den tieferen Ästen der Bäume, hatte jedoch noch nicht den Boden erreicht. Darum setzte Nem sich in die Sonne, ließ sich von ihr wärmen und verbannte jede Erinnerung an den Drachen.
    Nem wusste nicht, warum ein Drache ihm nachjagte, und er hatte niemanden, den er fragen konnte.
    Bellona gegenüber würde er jedenfalls nicht davon anfangen. Letztes Jahr hatte er auf dem Markt einer Schauspieltruppe zugesehen. Es war um einen Prinzen gegangen, eine Jungfrau und einen Drachen. In der letzten Szene war der Drache auf die Bühne gekommen, wo der Prinz gegen ihn kämpfen sollte. (Natürlich war es kein echter Drache gewesen, das konnte selbst ein Fünfjähriger erkennen.) Sie hatten tapfer gekämpft, bis der Prinz den Drachen erschlug. Danach war Nem zum Zelt zurückgekehrt. Als Bellona gefragt hatte, wo er gewesen wäre, hatte er es ihr erzählt – oder das zumindest versucht.
    Sobald das Wort »Drache« gefallen war, war Bellona aufgestanden. Ihr Gesicht war so fahl gewesen wie sein Gesicht eben im Strom. Sie hatte ihn nicht geschlagen, obwohl er das befürchtet hatte. Ihre Hände zuckten, ihre Finger verkrampften sich. Doch sie hatte ihm nur den Rücken zugewandt, war hinausgegangen und die ganze Nacht fortgeblieben. Er war auf sich selbst gestellt gewesen. In dem Jahr hatten sie den Markt bald wieder verlassen und im Winter nur das Allernötigste zum Leben gehabt.
    Jetzt sank die Sonne unter den letzten Ast und glitt auf den Horizont zu. Gerade als die ersten Schatten der Nacht auf die Schwelle fielen, kam Nem in der Hütte an. Dort saß Bellona am Tisch und versah ihre Pfeile mit Federn. Mit dem üblichen oberflächlichen Blick vergewisserte sie sich, dass er noch lebte und atmete. Dann konzentrierte sie sich wieder auf ihre Arbeit, von der sie erst aufschaute, wenn es Zeit zum Essen und Schlafengehen wurde.
    In dieser Nacht konnte Nem nicht schlafen. Er hörte etwas Riesiges draußen um die Hütte tappen. Doch als er am anderen Morgen nach den Spuren Ausschau hielt, konnte er nichts finden.
    Die Nacht war ruhig gewesen, versicherte ihm Bellona, als er sie fragte. Danach brachen sie zum Markt auf.
    Der Jahrmarkt in Schönfeld gehörte zu den größten im Königreich Idlyswylde. Die Stadt am Aston, südlich der Hauptstadt Ramsgate-upon-the-Aston war für den Markt bekannt, der alljährlich auf dem ausgedehnten Feld abgehalten wurde, das der Stadt ihren Namen gegeben hatte. Das ganze Jahr über gingen die achthundert Einwohner der Stadt geradezu schlafwandlerisch ihren Privatgeschäften nach, erhoben sich zu Geburten und Todesfällen, zu Hochzeiten oder auch mal einem Krieg, ließen aber ansonsten das Leben an sich vorüberziehen. Nur in der Jahrmarktswoche schlugen sie die Augen auf und sahen sich in der Welt um. Dann strömten Menschen aus dem ganzen Reich und den Nachbarländern nach
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