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Das Urzeit-Monstrum

Das Urzeit-Monstrum

Titel: Das Urzeit-Monstrum
Autoren: Jason Dark
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helle Decke.
    Nach dem plötzlichen Erwachen hatte er zunächst nicht gewußt, in welchem Zimmer seines Hauses er sich befand. Es war nicht sein Atelier, sondern der Raum, in dem er schlief. Hier standen nur das Bett und der Schrank.
    Ein kahler Raum ohne persönliche Note.
    Das war Beckmann recht. Für ihn gab es zwei Welten. Die der Arbeit und die des Schlafs. In der zweiten Welt brauchte er keine Atmosphäre, da hatte er ja die Augen geschlossen.
    Noch immer steckte kein Funken Energie in seinem Körper. Er kroch wie ein müder Wurm über den Boden. Der alte Eichenschrank hatte zwei Türen, aber beide waren geschlossen. Der Maler kroch auf dieses Möbel zu.
    Nicht weil er es öffnen wollte, er wollte sich daran in die Höhe stemmen.
    Ohne eine derartige Hilfe würde er nicht auf die Beine kommen.
    Vor dem Schrank blieb er liegen, auf dem Bauch und mit offenem Mund.
    Sein Keuchen war das einzige Geräusch, das er hörte. In seinem Kopf schien das Gehirn hin- und herzuschwimmen und ihn dabei kurzerhand mitzunehmen.
    Er trieb davon, und die andere Welt näherte sich immer mehr, um ihn zu holen. Aber er blieb liegen.
    Ausruhen, abwarten. Zunächst einmal nichts tun.
    Irgendwann würde es wieder klappen. Dann konnte er sich auf die Füße stemmen und in die Küche gehen. Er dachte dabei an frischen Kaffee, der ihn aufmuntern sollte, aber er gestand sich auch ein, daß es Schwierigkeiten geben würde. Noch nie war es so schlimm gewesen.
    Plötzlich überkam ihn der Anfall, ausgelöst von seinem letzten Gedanken.
    Nicht so schlimm gewesen! Er lachte weiter. Was war denn eigentlich schlimm? Die letzte Zeit hatte ihn umgehauen. Die Tage, die Wochen, all diese fürchterlichen, traumatischen Erlebnisse, die ihn in den Nächten, aber auch tagsüber so gequält hatten. Das war kein körperlicher Horror gewesen, noch nicht, aber Beckmann ging davon aus, daß sich der seelische Druck sehr bald in einen körperlichen verwandeln würde.
    Ihm war kalt.
    Ihm war heiß.
    Er durchlebte ein Wechselbad der Gefühle, während er am Boden lag und auch versuchte, darüber nachzudenken, was ihn in der letzten Nacht so schrecklich gequält hatte.
    Es war schlimm gewesen.
    Viel schlimmer als in den Tagen und Wochen zuvor.
    Es war einfach über ihn gekommen, und er hatte sich denken können, daß sich das grausame Finale allmählich näherte.
    Aber welches Finale? Auf was sollte all dieser Horror noch hinauslaufen?
    Gab es ein Ende? Existierte ein Ziel? Wenn ja, dann hatte dies unmittelbar mit ihm persönlich zu tun und mit seinen Träumen, die Boris Beckmann nicht mehr so als Träume akzeptieren wollte. Sie gerieten bereits mehr in den Bereich der Wahnvorstellungen, und das wiederum machte ihm noch mehr Angst.
    Etwas kam auf ihn zu.
    Nein, es war schon da. Und es hatte sich ausgerechnet ihn als das Ziel ausgesucht. Aber was?
    Es ging ihm nicht nur schlecht. Und in den Zeiten, wo sich Boris Beckmann besser fühlte, da hatte er schon über diese Wechselbäder nachgedacht und war zu dem Entschluß gelangt, daß alles mit ihm persönlich zu tun hatte. Er war der Auslöser. Er war derjenige, den es traf.
    Einen Grund? Verdammt noch mal, es mußte einen Grund für diese Veränderung geben, die so schleichend gekommen war. Langsam, aber mit Methode. Nur hatte sich die Geschwindigkeit verändert. In den letzten Nächten war es regelrecht über ihn hereingebrochen. Da waren seine Gedanken zu alptraumhaften Vorstellungen geworden, zu monströsen Dingen, die sich kaum von den Motiven seiner Bilder unterschieden.
    Genau das war es gewesen. Es ging einzig und allein um die Motive.
    Beckmann gehörte nicht zu den Künstlern, die seinen Käufern eine schöne, heile und lichte Welt boten. Seine Bilder waren genau das Gegenteil davon. Die Szenen erzählten von einer unheimlichen und grauenvollen Welt. Gemalt in düsteren und erschreckenden Farben. Es gab nichts Freundliches, nichts Nettes, es war eine fremde Landschaft, ein Pandämonium, das sich aus Phantasien, Träumen und Halbwahrheiten zusammensetzte. Die Düsternis der Bilder fand kaum einen Vergleich, es sei denn, man zog die Werke des spanischen Malers Goya hinzu.
    Aber seine Bilder waren gefragt. Sie wurden gekauft. Er stellte auch aus, doch auf den Vernissagen ließ er sich nur selten blicken.
    Die Motive fielen ihm spontan ein. Sie waren plötzlich da. Diese Ideen schössen wie Blitzstrahlen in seinen Kopf hinein. An ihrem Ende verästelten sich die Strahlen, um dann in schreckliche Phantasiegebilde
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