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Das Urzeit-Monstrum

Das Urzeit-Monstrum

Titel: Das Urzeit-Monstrum
Autoren: Jason Dark
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hineinzulaufen, die er schließlich auf die Leinwand brachte.
    Waren die Gebilde nur die reine Phantasie? Früher hatte er es geglaubt, heute nicht mehr. Sie entsprangen nicht nur seinen Ideen und Träumen, sie mußten irgendwo anders liegen. Tief verborgen. Vergraben in seinem Unterbewußtsein, um dann in die Höhe zu schnellen, ausgelöst durch irgendein Ereignis, mit dem er nicht zurechtkam. Das er auch rational nicht nachvollziehen konnte, denn in seinem Leben war die Rationalität verschwunden. Er schaffte es kaum noch zu unterscheiden, was real war und was Phantasie.
    Beckmann hob den Kopf an. Sein Blick glitt an der Schrankwand hoch.
    Seine Zunge leckte über die trockenen und spröde gewordenen Lippen.
    In seinem Mund spürte er einen Geschmack, den er nicht beschreiben konnte.
    Er trug keinen normalen Schlafanzug, sondern einen hellgrauen Jogginganzug mit schwarzen Streifen an den Seiten. Er wußte selbst, daß er relativ ungepflegt aussah, aber das störte ihn nicht. Für einen Friseurbesuch hatte er kaum Geld übrig. Er schnitt seine Haare selbst.
    Und das sah man!
    Auf den Boden liegenbleiben wollte er nicht. Der Tag hatte die Nacht längst verdrängt. Nur war es ein Wintertag. Grau und verhangen. Durch das einzige Fenster des Raumes sickerte das Licht und malte auf den Boden einen helleren Fleck.
    Mit einer müden Bewegung hob Boris Beckmann seinen rechten Arm.
    Er drückte die Hand gegen das Schrankholz. Der Arm rutschte nicht ab.
    Für ihn schon ein kleiner Erfolg, und so schaffte es Beckmann, sich allmählich in die Höhe zu stemmen.
    Er kam zuerst auf die Knie und blieb in dieser Haltung hocken. Tief holte er Luft. Er mußte sich erst zurechtfinden und seine Gedanken ordnen.
    Du schaffst es! Hämmerte er sich ein. Du hast es immer geschafft. Du wirst es auch heute packen, das steht fest. Beckmann wußte aber auch, daß es ihn noch nie so schlimm erwischt hatte wie an diesem Morgen.
    Hinter ihm lag eine schreckliche Nacht, an die selbst er keine Erinnerung mehr hatte, dafür aber an seine fürchterlichen, traumatischen Erlebnisse, die ihn durchdrungen hatten. Vergessen konnte er sie sowieso nicht.
    Beckmann ging einfach davon aus, daß sie ihn auch weiterhin quälen würden. Schlimmer als alles andere zuvor.
    Auf einmal stand er auf den Füßen. Der Maler konnte kaum nach vollziehen, wie ihm das gelungen war, aber er freute sich darüber, auf den eigenen Beinen zu stehen.
    Es ging ihm besser. Er atmete tief durch. Der Schwindel ließ sich ertragen, und er kam auch mit seiner normalen Umgebung wieder besser zurecht, denn dieses Bild verdrängte die Träume.
    Langsam drehte er sich um. Sein Blick glitt zum Bett hin. Er sah das hellere Fenster, er sah aber auch die Tür, durch die er in die Diele gehen konnte.
    Von ihr zweigte die Treppe nach oben ab. Sie endete in der ersten Etage, wo er sich sein Atelier eingerichtet hatte. Nach dem Umbau existierte dort nur ein einziges Fenster. Es wies nach Süden hin, um einen guten Lichteinfall zu gewährleisten.
    Wie ein alter Mann ging Beckmann auf die Tür zu. Er wollte ins Bad, aber zuvor brauchte er einen Kaffee. Den kochte er sich in der kleinen Küche, die mehr aussah wie ein Laden voller Gerumpel. Eine Bank, ein Tisch, eine Kochstelle, aber auch Farbtöpfe, die auf dem Boden standen.
    Hinzu kam eine Staffelei, zwei Paletten, eine Mappe mit Blättern, verschiedene Pinsel, doch keine modernen Hilfsmittel wie Spritzpistolen.
    Was Beckmann auf die Leinwand brachte, das schaffte er noch nach alter Methode.
    Scharf saugte er den Atem ein. Zwei kleine Fenster gab es in der Küche.
    Die beiden Kreuze waren von außen weiß gestrichen, als wollten sie in den kleinen Vorgarten hineinleuchten, der, ebenso wie das gesamte Haus, von einer Steinmauer umgeben war. Auf ihr wuchsen im Sommer die Heckenrosen, die später zu Hagebutten wurden, und jetzt, wo der Winter das Land fest im Griff hielt, verblüht aussahen.
    Vor dem Haus führte die schmale Straße vorbei.
    Er hatte die Kaffeemaschine bereits eingeschaltet und lauschte ihren Geräuschen. Die braune Brühe lief in die Kanne hinein, und der Maler holte aus einem Schrank eine große Tasse, die er später beinahe bis zum Rand füllte, wobei er sich noch darüber ärgerte, daß seine Hände so zitterten.
    Er hielt den Becher gut fest, trank den heißen Kaffee in kleinen Schlucken und dachte wieder über die letzte Nacht nach.
    Die Schwäche war aus einen Gliedern verschwunden, die Energie kehrte zurück. Und das Denken
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