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Das Urzeit-Monstrum

Das Urzeit-Monstrum

Titel: Das Urzeit-Monstrum
Autoren: Jason Dark
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erschrecken mußte. Als hätte Beckmann all die Facetten seines Unterbewußtseins dort verewigt. Sie waren grausam, sie waren apokalyptisch, und das kam nicht von ungefähr, wie man in gewissen Kreisen vermutete, aber leider nichts beweisen konnte. Es war nur zu einigen unerklärlichen Vorfällen in Beckmanns Nähe gekommen. Da waren plötzlich Menschen verschwunden, einfach so, als wären sie von der Welt verschluckt worden, und dies immer dann, wenn Beckmann in der Nähe war.
    Während seiner Zeit als Agent war dies geschehen, aber auch noch später auf der Insel.
    Man konnte ihm nichts beweisen, aber der Verdacht blieb bestehen, und Harry Stahl sollte dafür sorgen, daß dieser Verdacht zur Gewißheit wurde. Wenn es zutraf, sollte er Beckmann unschädlich machen.
    Gesehen hatte er ihn bisher nur einmal. Aus einer gewissen Distanz. Er hatte ihn nicht angesprochen, aber er hatte schon gespürt, daß diese Person eine besondere Ausstrahlung hatte, die bei Harry eine Gänsehaut verursachte.
    Der Maler war ein besonderer Mensch. Einer wie keiner. Jemand, der möglicherweise mit Mächten in Verbindung stand, die Harry Stahl aufzuspüren hatte.
    Von der Rückseite seines Hauses her konnte Beckmann über das Watt hinwegschauen. Nur war dieses Haus von Harry nicht zu sehen, weil ihm eine hohe Böschung die Sicht nahm, auch auf die berühmte Keitumer Fischerkirche mit dem Friedhof darum.
    Vom Watt aus waren einige Dächer zu sehen, auch die Ausschnitte einiger Fenster, ansonsten nur der blasse Winterhimmel.
    Ruhig lag das Watt.
    Still wie immer. Und an diesem Tag beherrscht von einer Eiseskälte, als sollte es nie mehr aus seinem starren Schlaf erwachen.
    Harry drehte sich wieder um. Er befand sich noch in der Bewegung, als er die Schreie hörte. Es waren schrille Schreie, überspitzt, überdehnt, aber nicht vom Menschen stammend. Sofort fuhr der Mann wieder herum. Er sah die Wolke als flatterndes Etwas vom flachen Watt her in die Höhe stieben. Ein Wirrwarr aus Vögeln, die schrieen, als wären sie in Netzen gefangen, ohne sich daraus befreien zu können.
    Stahl schaute hin. Das dünne Wasser lag nicht mehr still. Es bewegte sich plötzlich. Das Eis war gebrochen. Er sah kleine Wellen, und er glaubte auch, etwas brodeln zu sehen, und zwar im flachen Wasser. Die Vögel waren verschwunden. Sie trieben als flatternde Wolke in Richtung Süden, und andere flogen nicht herbei. Sie mieden eine gewisse Stelle über dem Watt, in dem die Eisschicht aufgerissen war und das Wasser brodelte, jetzt sogar schäumte, als wäre es in der Tiefe erhitzt worden.
    Das war nicht natürlich. Das stellte die Naturgesetze auf den Kopf.
    Irgend etwas stimmte dort nicht. Harry Stahl merkte, daß er sich nicht bewegen konnte. Er stand voll und ganz unter dieser unheimlichen und unerklärlichen Faszination.
    Warten. Nicht hingehen. Obgleich er den Drang verspürte. Das Wasser bewegte sich auch jetzt noch. Es war dunkler geworden, als hätte es etwas aus einer unheimlichen Tiefe hervor an die Oberfläche geholt, das sich aber noch verborgen hielt.
    Durch Harrys Adern floß eine lähmende Kälte. Im Gegensatz dazu spürte er die Wärme im Gesicht. Ein regelrechtes Feuer unter der Haut.
    Er wußte plötzlich, daß er Zeuge von etwas Unerklärlichem oder Unheimlichen wurde, und er wartete weiter.
    Was kam da?
    Seine Augen brannten vom langen Starren, aber er ließ es nicht aus den Augen.
    Das Loch, das Wasser, das Brodeln, die plötzlichen und heftigen Wellen, die sogar auf den Strand zuflössen, als wollten sie auch ihn überspülen.
    Was geschah dort?
    Das Brodeln nahm zu. Harry hörte ein dumpfes, bösartiges Geräusch, und urplötzlich, ohne Vorwarnung, schoß etwas aus dem Loch hervor, das sich wie ein gewaltiger, schwarzer Arm gen Himmel drehte, als wäre eine Ölfontäne hervorgeschossen.
    Das war es nicht. Harry wußte selbst nicht, um was es sich handelte.
    Sein Gesicht zeigte ein angstvolles Staunen, aber er ließ diesen dunklen Arm nicht aus dem Blick.
    Er stand in der Luft, nachdem er eine gewisse Höhe erreicht hatte, als wollte er dem Zuschauer drohen. So erhielt Harry Stahl die Gelegenheit, ihn sich genauer anzuschauen.
    Nein, er war nicht nur schwarz oder ölig. An den zuckenden Außenseiten und sicherlich auch innen zeichneten sich grüne Maserungen ab. Im Zickzack verlaufende Streifen, dick wie Adern, durch die kein normales Blut floß, dafür aber eine widerliche Flüssigkeit, die den Zuschauer an gefärbtes Öl erinnerte.
    Harrys Blick
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