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Das Urteil

Titel: Das Urteil
Autoren: John Grisham
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Saales hatte, richtete er den Blick auf die potentiellen Geschworenen. Das waren seine Leute. Das war sein Fall, einer, den er in seiner Heimatstadt eingebracht hatte, damit er eines Tages in diesem, seinem, Gerichtssaal stehen und seine Leute um Gerechtigkeit bitten konnte. Er nickte einigen zu, bedachte andere mit einem Augenzwinkern. Er kannte diese Leute. Gemeinsam würden sie die Wahrheit finden.
    Sein Erscheinen erschreckte die Jury-Berater der Verteidigung, von denen keiner Wendall Rohr bisher zu Gesicht bekommen hatte, aber alle waren ausgiebig mit seinem Ruf vertraut gemacht worden. Sie sahen das Lächeln auf den Gesichtern von einigen Geschworenen, Leuten, die ihn tatsächlich kannten. Sie lasen die Körpersprache, als die ganze Gruppe sich zu entspannen und auf ein vertrautes Gesicht zu reagieren schien. Rohr war eine lokale Legende. Fitch verfluchte ihn von der hintersten Reihe aus.
    Schließlich, um halb elf, riß ein Deputy die Tür hinter dem Richtertisch auf und rief: »Man erhebe sich!« Dreihundert Menschen sprangen auf, als der ehrenwerte Frederick Harkin erschien, sich auf seinem Stuhl niederließ und alle aufforderte, sich wieder zu setzen.
    Für einen Richter war er recht jung, fünfzig, ein Demokrat, der vom Gouverneur für den Rest einer nicht abgelaufenen Amtszeit berufen und dann vom Volk gewählt worden war. Da er früher Anklageanwalt gewesen war, ging das Gerücht, er sei jetzt ein Anklagerichter, aber das entsprach nicht der Wahrheit. Nur Klatsch, unauffällig von der Verteidigung verbreitet. In Wirklichkeit war er ein anständiger Allround-Anwalt in einer kleinen Kanzlei gewesen, die sich nicht durch Siege im Gerichtssaal hervorgetan hatte. Er hatte schwer gearbeitet, aber seine Leidenschaft hatte immer der Lokalpolitik gegolten, einem Spiel, das er geschickt gespielt hatte. Sein Glück hatte sich mit einer Ernennung zum Richter ausgezahlt, und als solcher verdiente er jetzt achtzigtausend Dollar im Jahr, mehr, als er je als Anwalt verdient hatte.
    Der Anblick eines mit so vielen wichtigen Wählern gefüllten Gerichtssaals war dazu angetan, das Herz jedes Wahlbeamten zu erwärmen, und Seine Ehren konnte ein breites Lächeln nicht unterdrücken, als er die Geschworenen in seinem Bau willkommen hieß, als wären sie freiwillig erschienen. Das Lächeln verging allmählich, während er eine kurze Begrüßungsansprache hielt und sie darauf hinwies, wie wichtig ihre Anwesenheit war. Harkin stand nicht in dem Ruf, liebenswürdig oder humorvoll zu sein, und er wurde schnell ernst.
    Und das mit gutem Grund. Vor ihm saßen mehr Anwälte, als an die Tische paßten. In der Gerichtsakte waren acht als Vertreter der Klägerin aufgeführt und neun für die Verteidigung. Vier Tage zuvor hatte er beiden Seiten unter Ausschluß der Öffentlichkeit ihre Plätze zugewiesen. Sobald die Jury ausgewählt worden war und der eigentliche Prozeß begann, durften für jede Partei nur sechs Anwälte ihre Füße unter den Tisch strecken. Die übrigen wurden auf die Reihe von Stühlen verbannt, auf denen jetzt die Jury-Berater saßen und beobachteten. Er hatte auch den Parteien ihre Plätze zugewiesen - Celeste Wood, der Witwe, und dem Vertreter von Pynex. Die Sitzverteilung war schriftlich niedergelegt worden und jetzt in einer Broschüre mit den sämtlichen Regeln enthalten, die Seine Ehren für diesen Anlaß verfaßt hatte.
    Die Klage war vier Jahre zuvor eingereicht und von Anfang an gründlich verfolgt und von der Gegenseite angefochten worden. Jetzt füllten die Unterlagen elf große Aktenkartons. Um bis zu diesem Punkt zu gelangen, hatte jede Seite bereits Millionen ausgegeben. Der Prozeß würde mindestens einen Monat dauern. In diesem Moment hatten sich in seinem Gerichtssaal einige der intelligentesten Juristenhirne und größten Egos des Landes versammelt. Fred Harkin war entschlossen, ihnen nichts durchgehen zu lassen.
    In sein Mikrofon sprechend, lieferte er eine kurze Zusammenfassung der Sachlage, aber nur aus informatorischen Gründen, Die Leute sollten doch wissen, weshalb sie hier waren. Er sagte, daß der Prozeß mehrere Wochen dauern würde und daß die Geschworenen nicht isoliert und eingeschlossen würden. Es gab mehrere Rechtsgrundlagen, die eine Entlassung aus der Geschworenenpflicht vorsahen, erklärte er, und fragte dann, ob jemand, der älter als fünfundsechzig war, durch den Computer gerutscht war. Sechs Hände schossen hoch. Er machte einen verblüfften Eindruck und scha ute Gloria Lane
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