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Das Urteil

Titel: Das Urteil
Autoren: John Grisham
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und gesund gewesen. Er erinnerte sich, daß sein Kaffee merkwürdig geschmeckt hatte, und dann hatte er auf dem Boden gelegen. Colonel im Ruhestand Frank Herrera hatte bereits eine eidesstattliche Versicherung abgegeben, in der er schwor, daß das unerlaubte Material unter seinem Bett nicht von ihm dorthin gelegt worden war. Er hatte keine Besucher gehabt. Mogul wurde nirgends in der Nähe des Motels verkauft. Die den Prozeß umgebenden Geheimnisse schlugen täglich höhere Wellen.
    Die New Yorker Anwälte hatten keine Ahnung von dem Handel mit Marlee und würden auch nie davon erfahren.
    Cable hatte einen Antrag ausgearbeitet und war fast bereit, ihn bei Gericht einzureichen, in dem er um die Erlaubnis nachsuchte, die Geschworenen zu vernehmen, eine Idee, die Richter Harkin zu gefallen schien. Wie sollten sie sonst herausfinden, was da drinnen vorgegangen war? Vor allem Lonnie Shaver brannte darauf, alles zu erzählen. Er hatte seine Beförderung erhalten und war bereit, die amerikanische Geschäftswelt zu verteidigen.
    Es gab Hoffnung für das weitere Vorgehen. Das Berufungsverfahren würde lang und mühselig sein.
    Was Rohr und die Gruppe von Prozeßanwälten anging, die ihr Geld beigesteuert hatten, so war die Zukunft voll grenzenloser Möglichkeiten. Ein paar Leute wurden abgestellt, um die Flut von Anrufen anderer Anwälte und potentieller Opfer entgegenzunehmen. Eine Hotline wurde eingerichtet. Gruppenklagen wurden erwogen.
    Wall Street schien Rohr mehr Sympathien entgegenzubringen als der Tabakindustrie. In den Wochen, die auf das Urteil folgten, kam Pynex nicht über fünfzig hinaus, und die anderen drei waren um mindestens zwanzig Prozent gefallen. Antiraucher-Gruppen prophezeiten den Konkurs und die schließliche Liquidation der Tabakkonzerne.
    Sechs Wochen nachdem er Biloxi verlassen hatte, saß Fitch allein beim Lunch in einem winzigen indischen Restaurant in der Nähe des Dupont Circle in Washington. Er hatte einen Teller scharf gewürzte Suppe vor sich stehen und war nach wie vor im Mantel, weil es draußen schneite und drinnen auch nicht warm war.
    Sie tauchte aus dem Nirgendwo auf, erschien einfach wie ein Engel, genau wie damals auf der Dachterrasse des St. Regis in New Orleans vor mehr als zwei Monaten. »Hi, Fitch«, sagte sie, und er ließ seinen Löffel fallen.
    Er schaute sich in dem dunklen Restaurant um und sah nichts außer einer kleinen Gruppe von Indern, die vor dampfenden Schüsseln saßen. Im Umkreis von zwölf Metern war kein englisches Wort zu hören.
    »Was tun Sie hier?« fragte er, ohne die Lippen zu bewegen. Ihr Gesicht wurde vom Pelz ihres Mantels eingerahmt. Er erinnerte sich wieder, wie hübsch sie war. Das Haar schien noch kürzer zu sein.
    »Bin nur vorbeigekommen, um Hallo zu sagen.«
    »Sie haben es gesagt.«
    »Und das Geld geht jetzt, während wir miteinander sprechen, an Sie zurück. Ich habe veranlaßt, daß es auf Ihr Konto bei der Hanwa auf den Niederländischen Antillen überwiesen wird. Die ganzen zehn Millionen, Fitch.«
    Darauf fiel ihm keine rasche Antwort ein. Er betrachtete das reizende Gesicht des einzigen Menschen, der ihn je geschlagen hatte. Und sie gab ihm immer noch Rätsel auf. »Wie nett von Ihnen«, sagte er.
    »Ich hatte überlegt, es zu verschenken, an ein paar dieser Antiraucher-Gruppen. Aber wir haben uns dagegen entschieden.«
    »Wir? Wie geht es Nicholas?«
    »Ich bin sicher, daß Sie ihn vermissen.«
    »Maßlos.«
    »Ihm geht's gut.«
    »Sie sind also zusammen?«
    »Natürlich.«
    »Ich dachte, Sie hätten vielleicht das Geld kassiert und wären dann vor allen Leuten davongelaufen. Auch vor ihm.« »Da kennen Sie mich aber schlecht, Fitch.«
    »Ich will das Geld nicht.«
    »Großartig. Dann geben Sie es der American Lung Association.«
    »Das ist nicht mein Typ von Wohlfahrtseinrichtung. Weshalb geben Sie das Geld zurück?«
    »Es gehört mir nicht.«
    »Also haben Sie zu Ethik und Moral gefunden, vielleicht sogar zu Gott.«
    »Sparen Sie sich die Sprüche, Fitch. Sie klingen ziemlich hohl, zumal aus Ihrem Mund. Ich hatte nie vor, das Geld zu behalten. Ich wollte es mir nur ausleihen.«
    »Wenn Sie schon lügen und betrügen, warum dann nicht noch einen Schritt weitergehen und stehlen?«
    »Ich bin keine Diebin. Ich habe gelogen und betrogen, weil es das war, was Ihr Kunde versteht. Sagen Sie mir, Fitch, haben Sie Gabrielle gefunden?«
    »Ja, das haben wir.«
    »Und haben Sie ihre Eltern gefunden?«
    »Wir wissen, was aus ihnen geworden
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