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Das Unmoralische Angebot des Prinzen

Das Unmoralische Angebot des Prinzen

Titel: Das Unmoralische Angebot des Prinzen
Autoren: OLIVIA GATES
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musste sie dazu bringen, egal, wie lange es dauerte und welchen Aufwand es für ihn bedeuten würde.
    Gabrielle zählte ihre Schritte, ihre Atemzüge, die Sekunden. Es schien ihr die einzige Möglichkeit, irgendwie vorwärtszukommen. Sie dachte, wenn sie aufhöre zu zählen, müsse sie aufhören, zu gehen, zu atmen, zu sein.
    Am liebsten hätte sie sich irgendwo verkrochen und sich ganz ihrem Schmerz hingegeben. Aber das ging nicht. Sie musste dafür sorgen, dass ihre Angestellten vor Durantes Rache sicher waren. Für sich selbst war ihr alles egal.
    Sie öffnete die Tür zu ihrem Büro und ging hinein. Der Teppichboden verschluckte das Geräusch ihrer Schritte und verstärkte das Gefühl, dass sie gar nicht vorhanden war.
    Doch da war noch etwas anderes. Etwas Schreckliches. Es war anwesend, in diesem Raum.
    Durante.
    Er war hier.
    Sie hielt inne und sah ihn fassungslos an.
    „Gabrielle, perdonami .“
    Ihm vergeben?
    Sekunden vergingen, in denen sie nach Atem rang, nach Worten.
    Wie attraktiv dieser Mann war, wie makellos sein markantes Gesicht, wie seine blauen Augen glänzten. Sein Anblick bewirkte, dass sie alles um sich herum vergaß: wer sie war, was sie tat.
    Mit letzter Kraft riss sie sich zusammen. Dieser Mann hatte alles getan, um sie zu vernichten. Was wollte er noch? „Hast du mich mit deinen selbstgerechten Vorwürfen nicht schon genug gequält? Willst du, dass ich vor dir krieche?“
    „Nein, Gabrielle.“
    Mit zwei langen Schritten war er bei ihr, nahm sie in die Arme und küsste sie hart und begierig. Rücksichtslos drängte er sein Bein zwischen ihre Oberschenkel und ließ sie spüren, wie erregt er war. Sie stöhnte auf, begann zu zittern. Willenlos gab sie sich hin und erwiderte den Kuss, als gäbe es kein Morgen mehr.
    Durante. Sie brauchte ihn wie die Luft zum Atmen. Doch er war auch das Gift, das sie zerstören würde, wenn sie es zuließ.
    Deshalb befreite sie sich so ruckartig, dass sie gegen die Wand taumelte. „Das willst du also? Du hast wohl zu viel in die Ausbildung deiner stets willigen Nymphomanin investiert, als dass du jetzt darauf verzichten wolltest.“
    „Bitte nicht, Gabrielle. Sag so etwas nicht.“
    „Wieso? Willst du etwa keinen Sex mit mir? War das nicht der Grund, weshalb du mich eben fast im Stehen genommen hättest?“
    „Ich begehre dich, Gabrielle. Ich begehre dich maßlos. Aber deswegen bin ich nicht hier. Ich kenne jetzt die Wahrheit und …“
    Sie unterbrach ihn. „Ach, warst du gnädig und hast deinen Vater mal zu Wort kommen lassen? Aber nein, du glaubst ja, was er sagt, sei nichts wert, genau wie bei mir. Das heißt, du hast neue Nachforschungen angestellt. Was ist dabei rausgekommen? Dass ich unschuldig bin? Nein, danke. Ich habe keine Lust mehr auf dieses Spiel. Ich bekenne mich schuldig, dir nicht die Wahrheit gesagt zu haben, als wir uns kennenlernten, weil es nicht in meiner Macht stand, das Geheimnis preiszugeben. Du aber hast mich eines Verbrechens bezichtigt und warst so stolz darauf, als du endlich einen Grund hattest, das Schlimmste von mir zu denken. Du hast mir keine Gelegenheit gegeben, mich zu verteidigen.“
    Er kam auf sie zu. „Ich stand unter Schock, nachdem ich erfahren hatte, dass du die Tochter jener Frau bist, die ich jahrelang gehasst habe, wie man ein Phantom nur hassen kann. Ich dachte, du hättest es gewusst und mich absichtlich in die Irre geführt. Aber diesmal habe ich die Wahrheit erkannt, ohne dass du mir eine Ohrfeige verpassen musstest. Allein durch das, was ich für dich empfinde – und ich weiß, dass du dasselbe für mich fühlst –, habe ich begriffen, dass mein Zorn unberechtigt war. Ich habe keine Nachforschungen angestellt, und ich habe auch nicht mit meinem Vater geredet.“ Er zögerte und schaute Gabrielle forschend an. „Was hätte er mir denn erzählt?“
    In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken, und sie fand keinen Ausweg aus dem Wirrwarr. Sollte sie ihm glauben, sich noch einmal einlassen auf seine verführerischen Worte? Nein, entschied sie. Nie wieder.
    Seine letzte Frage allerdings war etwas anderes. Obwohl sie wusste, dass sie ihm keine Antwort schuldig war, sah sie ein, dass ihr persönliches Leid zurückstehen musste vor der Verantwortung, die sie trug, was Castaldinien betraf. Durante hielt die Schicksalsfäden des Königreichs in den Händen, und sein Vater, der König, hing von seiner Großmut ab. Ihre Mutter hätte gewollt, dass sie alles tat, damit der Mann, den sie über alles geliebt
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