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Das Ultimatum - Thriller

Das Ultimatum - Thriller

Titel: Das Ultimatum - Thriller
Autoren: Simon Kernick
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verbrachten. Sie waren am Themseufer spazieren gegangen, und während sie sich unterhielten, hatte Cat sich bei ihm eingehängt. Sie erzählte ihm, dass sie in Nizza aufgewachsen war, als einziges Kind eines Vaters, der sich lange vor ihrer Geburt auf Französisch verabschiedet hatte, und einer Mutter, die ihr das nie verziehen hatte, so als trüge sie die Schuld an seiner Charakterlosigkeit. Wie sie auf die schiefe Bahn geraten war, wobei sie die hässlichsten Details aussparte, ehe sie sich zusammenriss und den Mann ihrer Träume geheiratet hatte, der eine Woche vor ihrem vierundzwanzigsten Geburtstag tödlich verunglückte. Die Trauer um ihn hatte sie vor fünf Jahren nach London gebracht.
    Er schien aufrichtig berührt von ihrer Geschichte und hatte ihr dann seine eigene, eher gewöhnliche erzählt. Er war seit der Universität mit derselben Frau zusammen, sie hatten sich einmal geliebt, doch nach dreißig Jahren und drei Kindern war ihre Liebe so stark abgekühlt, dass er verzweifelt nach einem Ausweg aus seiner Ehe suchte.
    »Du bedeutest mir sehr viel«, sagte er zärtlich, als sie sich verabschieden mussten. Er sah ihr in die Augen, damit sie spürte, dass seine Worte von Herzen kamen.
    Sie küssten sich leidenschaftlich. Der Kuss hatte sich angekündigt und schien nicht enden zu wollen.
    Als sich ihre Lippen schließlich voneinander lösten, versprachen sie sich, einander wiederzusehen, sobald die Umstände es zuließen.
    Seitdem hatten sie sich drei Mal an verschiedenen Orten getroffen, und jedes Mal waren sie nach dem Kaffee noch spazieren gegangen, und jedes Mal waren sie dem, was heute passieren sollte, ein Stückchen nähergekommen. Als sie sich offenbarten, dass sie miteinander schlafen wollten, hatte Michael Cats Wohnung vorgeschlagen, doch Cat hatte ihn überzeugt, dass dies kein guter Ort wäre, da sie ihr Apartment mit drei anderen Frauen teilte. Deshalb hatten sie sich für das weitaus romantischere Zimmer im Stanhope entschieden.
    Cat hatte sich verführerisch zurechtgemacht, sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid, das knapp über dem Knie endete, schwarze halterlose Strümpfe und schwarze Pumps mit acht Zentimeter hohen Absätzen. Normalerweise zog sie sich viel zurückhaltender an, deshalb durchfuhr sie ein Schauer der Erregung, als sie sich in dem großen Spiegel betrachtete. Sie sah blendend aus. Daran bestand kein Zweifel. Michael würde nur so dahinschmelzen, wenn er sie sah.
    Wenn er denn endlich auftauchte.
    Sie sah auf die Uhr. Fünf vor vier. Er war fast eine halbe Stunde zu spät. Und hatte sich noch nicht einmal gemeldet. Sie konnte ihn nicht anrufen, denn sie hatte strikte Anweisung, das niemals zu tun. Dadurch würde man ihnen zu leicht auf die Schliche kommen, hatte er gesagt, und das wäre das unvermeidliche Ende ihrer Beziehung.
    Cat versuchte ihre Besorgnis zu verdrängen und goss sich ein Glas Evian aus der Minibar ein. Sie nahm einen tiefen Schluck und überlegte, ob sie das Gesetz brechen und Michael verärgern sollte, indem sie sich eine Zigarette anzündete.
    Wenn sie schon warten musste, konnte sie es sich schließlich so bequem wie möglich machen.

7
    16:00
    »Wenn wir am Leben bleiben wollen, müssen wir wie eine gut geölte Maschine funktionieren. Das bedeutet vor allem, die Befehle zu befolgen. Es werden unschuldige Menschen sterben. Das lässt sich nicht vermeiden. Doch das ist nicht unser Problem. Das sind Kollateralschäden in dem Krieg, den wir führen. Nicht mehr, nicht weniger. Das dürft ihr auf keinen Fall und zu keinem Zeitpunkt vergessen, auch Anwandlungen von Mitgefühl sind absolut unangebracht. Wenn ihr nur eine Sekunde zögert, den Abzug zu drücken, oder euch gar weigert, werdet ihr auf der Stelle tot sein. Ohne Ausnahme. Wir können es uns nicht leisten, dass die Maschine ins Stocken gerät. Wenn das geschieht, werden wir alle sterben oder, schlimmer noch, in die Hände des Feindes fallen, was bedeutet, dass wir den Rest unseres Lebens im Gefängnis verbringen. Und das werde ich nicht zulassen. Haben wir uns verstanden?«
    Fox sah der Reihe nach jeden der vor ihm stehenden Männer an und suchte in ihren Augen nach etwaigen Anzeichen von Zweifel oder Schwäche. Doch keiner der vier ließ sich etwas anmerken. Sie hatten alle schon mit ihm zusammengearbeitet und drei Dinge gemeinsam. Erstens: langjährige militärische Kampferfahrung. Zweitens: keine Frauen, feste Freundinnen oder Kinder. Drittens und am wichtigsten: Sie waren alle kaltschnäuzige
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