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Das Tor des Suedens

Das Tor des Suedens

Titel: Das Tor des Suedens
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ist der Beweis dafür.«
    Er ließ das schneckenhausartige Gebilde fallen, das der Große Alb an Stelle der Ohren gehabt hatte. »Kommt näher!« schrie Nadomir.
    Zögernd folgten die Häuptlinge, die schließlich im Halbkreis um den Königstroll stehenblieben und ihn furchtsam musterten. Es waren kräftige Jäger, die meisten vollbärtig und in dicke Felle gehüllt.
    »Ihr alle habt dem Großen Alb gedient und die Stämme, die mich verehren, bekämpft«, sprach Nadomir weiter. »Ich will, dass nun Friede unter den Karsh-Völkern herrscht. Ich vergebe euch, dass ihr den Alb verehrt habt. Das ist vorbei und vergessen. Ich will, dass die Stämme der Bergvölker zusammenarbeiten und nicht gegeneinander. Es darf keine Kämpfe mehr geben. Ich will euer Ratgeber und nicht euer Führer sein! Huldigt weiterhin den altüberlieferten Sitten und Gesetzen eurer Ahnen, doch hebt nicht die Waffen gegen andersdenkende Stämme. Achtet sie und ihre Gebräuche, so, wie ich auch alle achte!«
    Langsam löste sich die Verkrampftheit der Häuptlinge. Sie alle hatten mit der fürchterlichen Rache des Königstrolls gerechnet und waren nun überrascht, dass ihnen nichts geschehen würde. Endlich fasste einer der Häuptlinge Mut und trat einen Schritt vor.
    »Sprich, Vidorko«, verlangte Nadomir.
    »Um es offen zu sagen, Schöner Troll, sind wir nicht traurig, dass der Alb tot ist, denn er zwang uns zu vielen Dingen, die wir eigentlich nicht wollten.«
    »Und die waren?«
    »Der Bau der Straße.«
    »Damit ist es vorbei.«
    »Gut, das ist sehr gut«, freute sich Vidorko, und seine Freunde brummten zustimmend.
    »Und was ist mit Kortok?« fragte Cipar.
    »Ja, was ist mit dem gefleckten Tod?« rief Tarmo.
    »Wir mussten ihn füttern«, stellte Vidorko fest, »und oft genug holte er sich ein Opfer aus unserer Mitte.«
    »Kortok ist ein Geschöpf des Albs«, sagte Nadomir. »Ihr braucht ihn nicht mehr zu füttern.«
    »Dürfen wir ihn töten?« fragte Vidorko eifrig.
    »Ja, das sollt ihr sogar tun.«
    Wieder war freudiges Gemurmel zu hören.
    »Wer ist Kortok?« fragte Sadagar, der neben Aravo stehengeblieben war.
    »Ein riesiger dreibeiniger Säbelzahntiger, der den Alb-Anhängern als heiliges Tier galt«, antwortete der Hüne.
    »Ein dreibeiniger Tiger kann doch nicht überleben«, sagte Sadagar verwundert.
    Aravo lächelte leicht. Sein Gesicht war glattrasiert, und sein dunkles Haar zu einem Zopf geflochten. »Irgendwann hat Kortok sein linkes Vorderbein verloren. Auf unerklärliche Weise wuchs es ihm aber nach, doch es ist unsichtbar. Da war ein böser Zauber mit im Spiel.«
    »Schwarze Magie«, murmelte Sadagar.
    »Heute feiern wir ein großes Fest«, sprach Nadomir weiter. »Abgesandte aller Stämme, die mir bisher treu ergeben waren, werden kommen. Und dann wird Bruderschaft gefeiert!«
    Zustimmende Schreie wurden laut. Überall brandete der Jubel los. Die Häuptlinge mischten sich unter die Dorfbewohner und bekamen Tonschalen mit dampfendem Tee gereicht.
    Einige der Wilden kannte Sadagar, beispielsweise Tordo und Olinga vom Stamm der Chereber, der bei einem Lawinenunglück fast völlig ausgerottet worden war. Xogra vom Stamm der Reusen unterhielt sich mit Duprel Selamy, dem ehemaligen Schmied aus Ugalien. Und natürlich war auch Nottr da, den er aber im Augenblick nirgends sehen konnte.
    »Wir brechen morgen auf, Adagar«, sagte Aravo. So wie die meisten Wilden hatte er Schwierigkeiten, das »S« auszusprechen. »Dardo und Barko werden uns begleiten, außer du überlegst es dir doch noch anders.«
    Sadagar schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, es bleibt dabei.« Er nickte dem Jäger zu und ging auf Duprel Selamy zu.
    »Ich habe gehört, dass du morgen aufbrichst, Sadagar«, stellte der Schmied fest.
    »Deshalb bin ich zu dir gekommen, Duprel. Bist du endlich zu einer Entscheidung gelangt?«
    Der kleine, ungewöhnlich kräftige Mann nickte. »Ja, ich habe mich entschieden. Ich bleibe hier. Vermutlich ist ganz Ugalien verwüstet, und meine Schmiede steht nicht mehr. Hier, bei diesen einfachen Menschen, fühle ich mich wohl. Ich werde sie die Metallgewinnung und die Bearbeitung von Eisen lehren.«
    »Wahrscheinlich ist deine Entscheidung richtig, Duprel. Ich werde dich als einen tapferen Mann in Erinnerung behalten.«
    »Nicht so rasch, mein Freund. Lass uns fröhlich sein. Ich habe eine wunderbare Entdeckung gemacht, Sadagar. Komm mit.«
    Der Steinmann folgte dem Schmied misstrauisch. Er blieb vor einem hohen, dickbäuchigen Gefäß
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