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Das Tor des Suedens

Das Tor des Suedens

Titel: Das Tor des Suedens
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Sand einsanken.
    In die Nebelschwaden, die auf sie zuströmten, mischte sich beißender Rauch, der von einer der Inseln zu ihnen getragen wurde.
    Sie überquerten eine Brandungsplatte, ritten durch ein riesiges Brandungstor hindurch und kamen an einer schroffen Steilwand vorbei. Es dämmerte bereits, und ein dünner Rauchfaden stieg in den dunkel werdenden Himmel.
    »Die Insel scheint bewohnt zu sein«, sagte Nottr. »Wir müssen vorsichtig sein, denn wahrscheinlich werden hier Gesetzlose hausen.«
    Im schwindenden Abendlicht erreichten sie einen flacheren Uferteil, der sanft anstieg und sie auf eine von steilen Felswänden eingeschlossene Ebene führte.
    »Hier gibt es sicherlich unzählige Höhlen«, meinte Nottr und stieg vom Pferd. »Hol ein paar Fackeln hervor, Sadagar.«
    Der Steinmann musste seinen magischen Feuerzauber anwenden, um die Fackeln zu entzünden, denn es regnete wieder stärker. Die Fackeln qualmten und zischten unter den aufklatschenden Regentropfen. Sie hielten sich dicht an die Felswand und suchten sie nach Öffnungen ab.
    »Das scheint eine Höhle zu sein«, sagte Sadagar plötzlich und trat näher an die Wand heran. Ein breites, mannshohes Loch klaffte in der schwarzen Felswand. »Halte mein Pferd, Nottr. Ich werde mich in der Höhle umsehen.«
    Kaum hatte Sadagar den Gang betreten, als faustgroße Steine herunterfielen. Die Pferde wieherten erschrocken auf, und zwei rissen sich los und verschwanden in der Finsternis.
    Olinga schrie auf, als ihr Pferd durchging. Ihr rechter Arm verfing sich im Zügel, sie fiel schwer zu Boden und wurde ein Stück mitgeschleift.
    Ein Stein schlug Nottr die Fackel aus der Hand.
    »In die Höhle!« brüllte der Rotbart. »Das ist ein Angriff der Gesetzlosen!«
    »Ich muss Olinga folgen!« schrie Nottr und drehte sich um, als ein Stein seinen Schädel traf. Wie ein Baum, der vom Blitz gefällt wird, stürzte er bewusstlos zu Boden.
    Der Rotbart hob den Bewusstlosen hoch und taumelte auf die Höhle zu. Noch immer donnerten Steine in die Tiefe, ein paar trafen ihn, doch er achtete nicht darauf. Er ließ Nottr langsam auf den Boden nieder.
    »Was ist geschehen?« schrie Sadagar fragend.
    »Ein Angriff. Kümmere dich um Nottr. Ich sehe nach Olinga.«
    Zwei Pferde waren dem Rotbart gefolgt, die schnaubend stehenblieben und angstvoll die Augen rollten.
    Der Krieger ohne Erinnerung stürzte hinaus, blieb aber sofort stehen, als weitere Steinbrocken herunterprasselten. Fluchend kehrte der Rotbart zu Sadagar zurück. Sie hoben den Bewusstlosen hoch und trugen ihn in die Höhle. Die Pferde folgten ihnen ängstlich.
    Als Nottr stöhnend die Augen öffnete, brannte ein qualmendes Feuer in der Höhle, deren Felswände mit kleinen schimmernden Adern durchzogen waren. Er setzte sich wimmernd auf, alles drehte sich vor seinen Augen. Keuchend ließ er sich zurückfallen.
    »Bleib ruhig liegen, Nottr«, sagte Sadagar.
    »Wo ist Olinga?«
    »Wir wissen es nicht«, sagte Sadagar leise. »Es war ein Überfall der Gesetzlosen. Im Augenblick können wir nichts unternehmen.«
    »Ich werde hinausgehen und sie suchen«, brummte Nottr. Doch als er sich wieder aufrichtete, dröhnte sein Kopf, und ihm wurde übel.
    »Ich kann nicht aufstehen«, sagte er mit klagender Stimme.
    »Du musst liegenbleiben. Ein Stein hat dich getroffen, und es ist ein Wunder, dass dein Schädel das ausgehalten hat.«
    »Wir brauchen Hilfe, rufe Nadomir an, Sadagar.«
    »Das habe ich bereits versucht, mein Freund«, sagte der Steinmann mit trauriger Stimme, »doch er hat meinen Ruf nicht gehört.«
    »Dann sind wir verloren«, flüsterte Nottr.
    »Nur Mut, mein Freund, morgen sieht alles ganz anders aus. Dann werden wir Olinga suchen.«
    »Morgen kann es zu spät sein.«
    Nottr fiel in einen unruhigen Schlummer.
    Sadagar und der Rotbart blieben sitzen, beide Männer stierten schweigend in die Flammen.
    »Ich sehe eine weiße Stadt«, flüsterte der Rotbart. »Torbögen, schlanke Türme und einen wunderbaren Palast. Jubelnde Menschen und ein edles Pferd, das einen kostbaren Sattel trägt, der mit einem Löwenkopf verziert ist. Löwe! Schon wieder der Löwe. Weshalb denke ich immer an Löwen, Sadagar?«
    »Du sagtest, dass der Löwe dein Wappentier sei.«
    »Alles ist so undeutlich, so verschwommen. Ein Nebel liegt vor meinem Gedächtnis.«
    Wieder blickte er gedankenverloren in das hochlodernde Feuer. Er rückte näher, runzelte die Stirn, und sein Blick veränderte sich. Seine Augen funkelten, er hob den Kopf und
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