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Das Tor des Suedens

Das Tor des Suedens

Titel: Das Tor des Suedens
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Südens. Davon habe ich schon gehört.«
    Im Licht der untergehenden Sonne stiegen sie den sanft ansteigenden Hügel hoch.
    Ehrfurchtsvoll blieben sie vor dem mächtigen Steinbogen stehen, der sie winzig erscheinen ließ. Der Torbogen war über und über mit Reliefdarstellungen bedeckt, die fremdartig gekleidete Menschen und unheimliche Fabelwesen zeigten.
    Scheu kamen sie näher und blieben im Torbogen stehen.
    Sadagar blickte über das Land, und genau im Süden sah er einen weiteren Torbogen auf einem höheren Hügel.
    »Ich bin sicher, dass wir nur diesen Torbögen folgen müssen«, sagte der Alte, »diesen Monumenten eines längst vergangenen Volkes, und sie werden uns zum Koloss von Tillorn führen!«
    Nottr nickte. Olinga schritt einmal um den Triumphbogen herum, blieb immer wieder stehen und starrte beeindruckt die Reliefdarstellungen an, denn nie zuvor hatte sie etwas Ähnliches gesehen.
    Sadagar und Nottr bereiteten ihr Nachtlager vor. Sie fanden genügend trockenes Holz, um ein großes Feuer zu entfachen, legten sich auf die Pelzdecken und bereiteten eine karge Mahlzeit aus ihrem rasch schwindenden Lebensmittelvorrat.
    Nottr schob sich ein Stück Dörrfleisch in den Mund und begann geräuschvoll zu kauen, als er plötzlich den Kopf zur Seite drehte und nach dem Schwert griff. Er schluckte den Bissen hinunter, zog langsam das Krummschwert und richtete sich auf. Warnend legte er den linken Zeigefinger auf die Lippen, blickte Olinga und Sadagar kurz an, dann verschwand er geräuschlos wie eine Katze in der Dunkelheit. Aus den nahe gelegenen Büschen hatte er verdächtige Geräusche gehört. Er wartete, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dann schlich er geduckt vorwärts. Die Büsche bewegten sich leicht, und er erkannte die Umrisse einer menschlichen Gestalt.
    »Wer immer du bist«, sagte Nottr knurrend, »steh auf und komm hervor, oder ich durchbohre dich mit meinem Schwert!«
    »Halt ein, Fremder«, sagte der Unbekannte. »Ich will keinen Kampf, ich komme in friedlicher Absicht.«
    »Weshalb versteckst du dich dann in den Büschen?«
    »Ich wollte beobachten, wer das Feuer entfacht hat.«
    »Komm mit, Fremder, dann wirst du es sehen.«
    Der Mann war ein Riese, etwa sechs Fuß und eine halbe Handbreit groß.
    »Geh vor!« sagte Nottr. »Und keine falsche Bewegung, Fremder, sonst bekommst du meine Klinge zu schmecken!«
    Der rothaarige Hüne gehorchte. Er mochte etwa fünfzig Sommer zählen, sein Haar war eine wahre Löwenmähne, und der feuerrote Vollbart war zerzaust. Seine Kleider waren zerlumpt, das Kettenhemd über der Brust zerfetzt, und der linke Ärmel fehlte. Bewaffnet war der Krieger mit einem schmalen Schwert, das in einer kostbar verzierten Scheide steckte.
    Sie traten ans Feuer. Olinga und Sadagar waren aufgestanden und blickten dem Fremden neugierig entgegen. Sadagars scharfer Blick erkannte sofort, dass dieser Mann einmal bessere Zeiten erlebt hatte.
    »Wer bist du?« fragte Sadagar.
    Der Rotbart hob die Schultern. »Ich weiß es nicht.« Sein Blick war gehetzt und ein wenig irr.
    »Was willst du damit sagen, Rotbart?« fragte Nottr.
    »Ich habe die Erinnerung verloren«, flüsterte der Hüne. »Ihr müsst mir glauben, ich weiß nicht, wer ich bin.«
    »Setz dich, Rotbart«, sagte Sadagar. »Du scheinst Böses erlebt zu haben. Olinga, gib ihm zu trinken und zu essen.«
    Gierig trank der Mann, dann stopfte er sich heißhungrig Fleisch in den Mund, doch nach ein paar Bissen beherrschte er sich und aß nun langsamer.
    »Woran kannst du dich erinnern, Rotbart?« fragte Nottr, der das Schwert in die Scheide schob.
    »Eine Schlacht«, keuchte Rotbart. »Ein grauenvolle Schlacht. Die Schreie verfolgen mich, lassen mich in der Nacht hochfahren und erschrecken mich. Ich sehe alles wie in Nebel gehüllt, das Heer der Moortoten und der Geisterreiter, und der Klang der Kriegshörner hallt noch immer in meinen Ohren. Aber wenn ich mich an Einzelheiten zu erinnern versuche, dann versagt mein Gedächtnis. Ich weiß nicht, wo ich mich befinde, das Land ist mir fremd, und seit Tagen habe ich keinen Menschen mehr gesehen.«
    Sadagar strich sich nachdenklich über das Kinn. Der Krieger hatte vermutlich an der Entscheidungsschlacht im Hochmoor von Dhuannin teilgenommen. Seine Vermutung, dass der Rotbart ein Adeliger war, schien sich zu bestätigen, denn er sprach nicht wie ein einfacher Krieger.
    »Ich bin müde«, flüsterte er leise, »unendlich müde. Danke für Speis und Trank.«
    »Hier
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