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Das Teufelskind

Das Teufelskind

Titel: Das Teufelskind
Autoren: Jason Dark
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ich erst einmal sitzen.
    Durch das Fenster schien eine blasse Märzsonne. Auch in London war der Frühling angebrochen, obwohl es draußen ziemlich kalt war. Wir hatten in den letzten Tagen ein naßkaltes Wetter gehabt, jetzt veränderte sich die Lage allmählich. Ein Hochdruckgebiet zog herbei, die Temperaturen sanken, und es wurde kälter, obwohl die Sonne schien.
    Bill stand auf und holte die Flasche. Er gönnte sich noch einen kleinen Schluck.
    Wie auch ich, war Bill locker angezogen. Cordhose, Hemd, Pullover, etwas zum Wohlfühlen. Neben dem großen Fenster blieb der Reporter stehen und schaute in den Garten.
    »Sieht alles so trostlos aus, nicht«, sagte ich, weil ich seinem Blick gefolgt war.
    »Das stimmt. Wird Zeit, daß wir Frühling bekommen.« Er hob die Schultern. »Ich bin richtig scharf darauf, mal wieder im Garten arbeiten zu können. Dann kann Johnny auch endlich nach draußen.«
    »Wo steckt er eigentlich?« wollte ich wissen. Erst jetzt fiel mir auf, daß ich mein Patenkind noch nicht zu Gesicht bekommen hatte.
    »Der hat eine neue Freundin.«
    »So früh schon?«
    Bill grinste. »Da kommt er auf seinen Vater raus.«
    »Wie heißt die Kleine denn?«
    »Lydia. Stammt aus der Nachbarschaft. Wohnt dort mit ihrer Tante zusammen, denn die Eltern sind für einige Monate verreist. Sie haben das Haus gekauft und verschwanden.«
    »Hast du sie mal gesprochen?«
    »Nein, die sind ja immer unterwegs. Ich bekam sie nicht einmal zu Gesicht. Nur immer diese Tante.«
    »Und? Ist sie jung?«
    Bill verzog die Lippen. »So jung wie ein Findling und dünn wie eine Bohnenstange. Eine richtige Karikatur, aber sie scheint nett zu sein.«
    Der Reporter hob die Schultern. »Wenigstens hat Johnny es immer erzählt. Sie gibt den Kindern alles.«
    »Wenn Johnny sich wohl fühlt, ist es ja die Hauptsache.«
    Bill nahm wieder im Sessel Platz. »Der Kleine kommt auch bald in die Schule. Er ist schon richtig heiß darauf.«
    »Wie sein Vater, was?«
    »Um Himmels willen.« Mein Freund winkte ab. »Wenn ich an meine Schulzeit denke, davon darf ich Johnny überhaupt nichts erzählen. Der lacht mich dann nur aus.«
    Ich wollte etwas erwidern, als die Tür zum Eßraum aufgedrückt wurde. Nicht sehr heftig sondern ziemlich langsam. Sie war auch nicht von einem Menschen geöffnet worden, sondern von der vierten Bewohnerin des Hauses.
    Es war Nadine Berger.
    Nadine, die Wölfin!
    Ein prächtiges Tier mit menschlichen Augen und einem herrlichen rotbraunen Fell. Ich hatte sie bisher noch nicht gesehen, sie aber mußte meine Stimme gehört haben, denn sie sprang sofort auf mich zu, und ich stellte hastig mein Glas weg denn die Begrüßung wurde wie immer sehr stürmisch.
    Ich blieb sitzen. Nadine hatte sich auf die Hinterpfoten gestellt, und ich umklammerte mit beiden Armen den Wolfskörper, während meine Hände durch das dichte Fell fuhren. Sie wühlten es auf, sie streichelten es, und die Wölfin preßte sich so an mich, als wäre sie noch ein Mensch. In meiner Kehle wurde es trocken Ich mußte hart schlukken, denn wieder dachte ich an die Zeit, als Nadine noch ein Mensch gewesen war. Ein hübsche Frau, ein prächtiger Kamerad. Von zahlreichen Menschen bewundert und verehrt, denn Nadine Berger war Filmschauspielerin gewesen. Ich hatte sie bei einem Fall kennengelernt, und unsere Verbindung war immer lose geblieben, bis auf das eine Mal, da hatte es uns beide übermannt. Wir schliefen miteinander, es war für mich eine unvergeßliche Nacht geworden, dann jedoch kam der Schlag. Nadine war während ihrer Dreharbeiten von einem Dämon angegriffen und schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht worden. Dort starb sie. Doch durch den unheilvollen Zauber des Götterwolfes Fenris war ihre Seele in den Körper eines Wolfes gelangt, und dort lebte Nadine Berger nun weiter.
    Sie hatte auch als Wolf den Weg zu uns gefunden und war von den Conollys aufgenommen worden. Hier kümmerte sie sich besonders um Johnny, denn er war ihr großer Liebling, und ihn beschützte sie. Johnny und Nadine galten als unzertrennlich. Die Wölfin wachte sogar über den Schlaf des Kleinen.
    Ob ihr Zustand für alle Zeiten so bleiben würde, das wußte ich nicht. Ich hoffte allerdings, daß es irgendwann einmal wieder so werden würde wie früher, so daß Nadine Berger als Mensch zurückkehren konnte. Allerdings waren dies sehr optimistische Gedanken, die keine reale Grundlage besaßen.
    Meine beiden Hände legten sich rechts und links des Kopfes. Ich schaute ihn an und
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