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Das Teufelskind

Das Teufelskind

Titel: Das Teufelskind
Autoren: Jason Dark
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ertönte. Ziemlich lang und anhaltend, so konnten eigentlich nur Kinder klingeln. »Das ist er«, sagte Bill. »Er hat sicherlich deinen Wagen gesehen, John.«
    Ich blieb auch nicht mehr sitzen, ging ins Wohnzimmer und holte das Auto, das ich Johnny gekauft hafte. Aus der Diele her klangen Stimmen zu uns herüber. Ich verstand Sheila und hörte auch Kinderstimmen.
    »Johnny hat seine Freundin mitgebracht«, erklärte Bill. Die Stimmen wurden lauter, dann erschien Johnny und seine Mutter in der offenen Tür.
    Ich mußte lachen, denn der Kleine sah so richtig verroht aus. Er hatte gespielt, das sah man ihm an. Die braunen Schmutzstreifen zogen sich quer über seinen Anorak. Die Hose und das Gesich hatten andere Farben angenommen.
    Jetzt strahlte Johnny, denn er hatte mich entdeckt. »Onkel John!« rief er.
    »Onkel John. Endlich bist du gekommen. Mummy schimpft immer, daß du so wenig da bist…«
    Ich grinste. Sheila und Bill wurden verlegen, dann sprang Johnny in meine Arme. Wo er hergegangen war, hinterließ er dunkle Flecken auf dem Teppich.
    Johnny drückte mich. Er bekam zwei Küsse von mir und drückte mich dafür noch einmal.
    Dann gab ich ihm das Auto. Seine Augen strahlten. »Ein Lastwagen!« rief er, »den habe ich noch nicht.«
    »Dann ist es ja genau richtig wie?«
    »Klasse, Onkel John, klasse.« Er ließ mich los und schaute den Lastwagen an. »Toll…« Dabei drehte er sich um, ging ein Stück zur Seite, um zur Tür zu schauen.
    Und dort erschien ein Mädchen, seine Freundin Lydia!
    ***
    Sie stand auf der Schwelle, sagte kein Wort und schaute nur in das Zimmer hinein Dabei blickte sie weder ihren Freund Johnny noch dessen Eltern an, sondern mich. Mich allein.
    Ich erschrak Ein direktes Erschrecken war es nicht, mehr ein sanftes Erschaudern, denn ich hatte mir unter Lydia alles andere vorgestellt, nur nicht das, was sie tatsächlich war.
    Ein seltsames Kind.
    Eigentlich hätte die Haut im Gesicht vom Spielen gerötet sein müssen, das war bei ihr nicht der Fall. Sie wirkte blaß, richtiggehend bleich, und auch die Wangen kamen mir eingefallen vor. Sie trug eine Steppjacke, Jeans, einen Pullover, und ihr Haar fiel lang bis fast auf den Rücken. Es zeigte eine seltsame Farbe, so fahl, ohne Glanz, als wäre es stumpf gemacht worden.
    Wirklich ein seltsames Mädchen, dessen unnatürlich wäßrige Augen mich an hellblaue Kugeln erinnerten. In ihnen steckte kein Leben, wenig Gefühl, und zu diesen Augen paßten auch die blassen, schmalen Lippen, des schon sehr ausgeprägten Gesichts, so daß mich dieses Kind fast an eine Erwachsene erinnerte.
    Und noch etwas empfand ich als seltsam. Lydia hatte es wohl verlernt zu lächeln. Sie schaute nur, aber ihre Lippen verzogen sich nicht. Normalerweise lächeln Kinder, wenn sie irgendwohin kommen. Ob forsch oder scheu, das spielt keine Rolle, aber sie lächeln. Bei diesem Mädchen war es nicht der Fall.
    Es blieb stumm. Fast wie ein Denkmal.
    Ich wollte nicht voreilig den Stab über sie brechen und schob ihre Reaktion auf meine Anwesenheit zurück Ich war fremd, sie kannte mich nicht und war deshalb vielleicht verlegen.
    Ich beschloß, der Kleinen eine Brücke zu bauen. »Du bist Lydia, nicht wahr?«
    »Ja, Sir.«
    »Ah«, sagte ich, »du kannst sogar sprechen Ich dachte schon, du wärst stumm.«
    »Nein Sir.«
    Ein Knurren schreckte mich auf. Nadine, die Wölfin, hatte es ausgestoßen. Sie lag auch nicht mehr auf dem Boden, sondern war aufgestanden und bewegte sich auf Lydia zu. Dabei hatte sie den Rachen so weit aufgerissen, daß man Angst bekommen konnte. Lydia blieb stehen. Sie starrte das Tier nur an. Ich bekam plötzlich Angst um sie, doch das Mädchen schaffte sein Problem von allein aus der Welt.
    Nadine wandte sich ab. Sie schüttelte dabei den Kopf, drehte sich um und trottete davon.
    Bill Conolly schien die Lage auch nicht gerade zu gefallen, denn er schaute ziemlich skeptisch aus der Wäsche. Sheila jedoch rettete mit ihrem Charme die Situation. Sie ging auf Lydia zu und streckte ihren Arm aus. »Möchtest du vielleicht ein Stück Kuchen?«
    »Nein, ich habe schon gegessen.«
    »Aber ein kleines Stück…«
    »Bitte nicht.«
    »Dann ist es gut.«
    »Aber ich, Mummy!« meldete sich Johnny. »Ich wollte auch nur Onkel John guten Tag sagen, dann gehen wir gleich zu Lydia.«
    Sheila machte ein enttäuschtes Gesicht. »Wie schade. Ich dachte, ihr würdet hier spielen. Onkel John hat sich so auf dich gefreut, mein Schatz.«
    Johnny zog einen Flunsch. Er war
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