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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans
Autoren: Barbara Goldstein
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Versteck der Lade unterhalb der Abteikirche:
    Il Testamento
    Il Legato
    Le profezie apocalittiche del Diavolo
    Die italienischen Worte für Testament und Vermächtnis hat Vittorino durchgestrichen und durch apokalyptische Prophezeiungen ersetzt. Ein Satz fällt dem Mönch ins Auge:
    Le profezie apocalittiche del angelo Satana hanno come tema principale la fine del mondo - Harmagedon, la battaglia finale tra il bene e il male, tra il Dio e il Diavolo.
    In Gedanken übersetzt er: Die apokalyptischen Prophezeiungen des Engels Satan beschreiben das Ende der Welt. Armageddon, der endzeitliche Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Gott und Satan.
    Ja, Vittorino hat die Reliquie tatsächlich in der Hand gehalten und die Tod und Verderben verkündende Inschrift gelesen.
    Der Pater faltet das Pergament zusammen und steckt es ein.
    Behände springt er auf und versetzt dem Toten einen wütenden Tritt in die Seite. »Möge Gott der Allmächtige dich bis in alle Ewigkeit verfluchen!«, murmelt er auf Bretonisch. »Möge er deine verdammte jüdische Seele richten für das, was du heute Nacht getan hast!«
    Dann schleift er den Toten in den Kreuzgang. Die Leiche muss verschwinden. Aber nicht dahin, wo die anderen vermodern.

Das erste Siegel

    Und ich sah in der Rechten dessen,
der auf dem Thron saß,
ein Buch, mit sieben Siegeln versiegelt.
Und ich sah, als das Lamm eines von
den sieben Siegeln öffnete,
ein weißes Pferd, und der darauf saß,
hatte einen Bogen.
Und ihm wurde ein Siegeskranz gegeben,
und er zog aus,
um zu siegen.
    Apokalypse des Johannes

Alessandra
Kapitel 1
    Im Gästesaal des Mont-Saint-Michel
Tag des Erzengels Michael, 29. September 1449
Gegen Mitternacht
    Leise dringt das Tosen des Sturms zu mir, ein unheilvolles Heulen, ein Stöhnen, wie von Engeln und Dämonen, die mit dem Wind durch die düsteren Gewölbe jagen. Die mich jagen. Und da ist noch ein anderes Geräusch, leise und bedrohlich.
    Mein Herz pocht, mein Atem geht stoßweise, und die Kälte kriecht mir das Rückgrat hoch, als ich stehen bleibe und horche.
    Es sind Schritte.
    Was, zum Teufel, verfolgt mich? Ein Schemen, eine gestaltlose Inkarnation von Blutgier und Gewalt. Das Bild des Engels der Finsternis schiebt sich vor mein geistiges Auge. Ist Satan hinter mir her?
    Von Todesangst erfüllt, flüchte ich weiter. Ein Gang. Ein hallendes Gewölbe. In Dunkelheit gehüllt. Dann wieder ein Gang. Immer wieder wage ich einen Blick zurück, ob er mir noch folgt. In meiner Panik stolpere ich den gewundenen Korridor entlang, von dem ich nicht weiß, wohin er führt.
    Vor mir ein Portal.
    Eine Krypta mit gewölbter Decke. Kerzen auf dem Altar, deren flackernder Lichtschein die Schatten aufgeregt tanzen lässt. An den Wänden aus grob behauenen Steinquadern leuchten Bilder auf. Sie zeigen eine wandelnde Feuersäule …
    O mein Gott!
    … sie zeigen ihn.
    Ich muss verschwinden, sofort!
    Nur du und ich.
    Weiter!
    Die Krypta mündet in einen Gang. Zwei Stufen nach unten. Ein Portal, zersplittertes Holz, schwarz gestrichen. Es ist offen. Ich trete ein.
    In dem Gewölbe ist es dunkel. Ich muss mich an den Wänden entlangtasten. Meine Finger gleiten über … Was ist das? Kein Stein.
    Knochen.
    Totenschädel.
    Erschrocken über das vielstimmige Flüstern, das ich plötzlich um mich herum höre und das von den Toten stammen muss, nestele ich das Feuerzeug aus der Zunderdose an meinem Gürtel, kämpfe gegen den Drang an, so schnell wie möglich zu entkommen, und hocke mich auf den Boden. Immer wieder blicke ich mich um, während ich versuche, einen Funken in den feuchten Zunder zu schlagen. Er verglimmt jedoch jedes Mal mit leisem Knistern, bevor ich den Docht der kleinen Kerze, die ich immer bei mir trage, entzünden kann.
    Mein Blick huscht zum Portal. Ist er schon da?
    Die Vorstellung, ihm ins Gesicht zu sehen! Ich schüttele mich vor Grauen.
    Ich bin so überreizt, dass ich die Kerze fallen lasse. Sie rollt über den Steinboden und bleibt irgendwo zwischen den Knochen liegen.
    Fluchend krieche ich über den Boden, um sie zu suchen.
    Seine Schritte hallen im Gewölbe bedrohlich nahe wider.
    Wo ist bloß die Kerze?
    Da! Endlich ertaste ich sie.
    Ich schlage einen Funken, aber der Zunder fängt nicht Feuer.
    »Bitte, geh an!«
    Funken blitzen auf, flackern über die Totenschädel um mich herum. Dann wird es wieder finster.
    »Geh an, na los!«
    Beinahe hätte ich mir den Feuerstein aus der Hand geschlagen, so sehr zittere ich.
    »Geh an, verdammt! Na komm
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