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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans
Autoren: Barbara Goldstein
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schon!«
    Ein erneutes Aufblitzen, der Funke springt über, der Zunder glimmt knisternd auf, der Docht fängt Feuer.
    Na endlich!
    Gehetzt blicke ich mich um. Aus den Gewölbebögen starren mich menschliche Schädel aus leeren dunklen Augenhöhlen an. Tausende Knochen und Schädel sind zu grausigen Ornamenten aufgeschichtet. Ich bin in einer Gruft.
    Über den gebleichten Knochen steht der Spruch:
    W AS WIR SIND , WIRST DU BALD SEIN .
    Eine Mahnung an die Vergänglichkeit. Eine Drohung.
    Irgendwo hinter mir klappert es.
    Todesangst pulsiert schmerzhaft durch meinen Körper.
    Nur du und ich.
    Ich fahre herum, blinzele die Reihen der bleichen Knochen entlang, die wie in einem Feuerschein aufglühen, kann ihn jedoch nicht sehen. Aber er ist hier. Ich kann seinen Atem hören. Und das leise Knistern, das ihn umgibt, als ob er in Flammen steht …
    Weiter!
    Mit zitternden Fingern umklammere ich die Kerze, die im Luftzug flackert. Der irrlichternde Schein verleiht den Schädeln etwas Lebendiges, Bedrohliches. Sie scheinen sich zu bewegen. Mich anzusehen. Mich zu packen und festzuhalten.
    Das vielstimmige Flüstern ist immer noch da.
    Nichts wie weg!
    Mit vor Anspannung hochgezogenen Schultern stolpere ich den schmalen Gang entlang. Nur nichts berühren! Und nicht zurückblicken! Die archaische Angst vor der Gefahr, die ich nicht sehen kann, droht mich zu überwältigen.
    Dort vorn, am Ende des Gewölbes, schimmert Licht.
    Ich schütze meine Kerze mit der offenen Hand und hetze darauf zu. Ein eisiger Lufthauch weht mir den Geruch von Blut in die Nase. Und von noch etwas anderem …
    Ein Torbogen, neun Stufen nach unten, eine Krypta.
    Oder ist es eine Gruft? Dieser dumpfe Geruch erinnert mich an Tod und Verwesung …
    Trotzdem wage ich mich weiter vor.
    Auf dem Altar der unterirdischen Kapelle flackern neun Kerzen. Daneben steht eine Truhe, der Deckel ist aufgeklappt. Darin liegt ein Buch. Es ist der größte Kodex, den ich je gesehen habe. Der hölzerne Umschlag ist mit schwarzem Leder bezogen und mit Ornamenten aus ziseliertem Metall beschlagen. Es sind satanische Symbole. Das Pergament ist getränkt vom Blut, das zwischen den Seiten herausrinnt und durch das zersplitterte Holz der uralten Lade auf den Altar tropft.
    Ist dieses Buch das Testament des Satans?
    Ein Krachen – hinter mir.
    Wie erstarrt lausche ich auf das leise Schlurfen.
    Nur du und ich, warte auf mich.
    Er kommt.
    Kaltes Entsetzen presst mir die Luft aus den Lungen. Wohin soll ich, wohin? Ich kann ihm nicht entkommen. Soll ich einfach aufgeben und auf das Unabwendbare warten? Nein.
    In der Mitte der Kapelle steht ein großer Steinsarkophag. Darin kann ich mich verstecken – wenn ich die schwere Grabplatte aus Granit anheben kann.
    Ich husche zum Sarkophag und lehne mich mit ausgestreckten Armen gegen den Deckel. Er bewegt sich nicht!
    Die Schritte kommen immer näher.
    Ich kann seinen Atem hören. Und das Knistern der Flammen …
    Mit aller Kraft stemme ich mich gegen die Granitplatte. Auf der Blutlache vor dem Altar gleiten meine Füße unter mir weg. Ich stürze. Doch ich rappele mich wieder auf und versuche es erneut.
    Mit einem lauten Knirschen, als ob ein Steinsplitter zwischen Sarkophag und Deckel eingeklemmt ist, ruckt die schwere Platte eine Handbreit zur Seite. Na also!
    Nach zwei weiteren Stößen ist die Öffnung breit genug für mich. Ich hebe meine Kerze und luge hinein.
    Am Boden kleben die verwesenden Überreste eines Menschen, in Tücher gewickelt, auf denen ein gelblicher Schimmel liegt. Die Augen vertrocknet, die Gesichtshaut in Fetzen, kaum noch schwarzes Fleisch auf den bleichen Knochen. Ein ekelerregender Geruch steigt mir in die Nase, und ich muss würgen.
    Gehetzt blicke ich mich um. Es gibt keine andere Möglichkeit, um ihm zu entkommen.
    Ich lösche die kleine Kerze, werfe sie in den Sarkophag und klettere hinterher. Ich gleite auf den zersplitterten Knochen aus und breche mir fast die Hand, bis ich endlich auf dem Leichnam liege und mit den ausgestreckten Händen versuche, den Deckel wieder über mich zu ziehen.
    Bevor das Licht schwindet, sehe ich es: Kratzspuren im Granit. Mit der Spitze eines Dolches eingeritzt. Daneben eine verzweifelte Inschrift:
    D IE H ÖLLE IST HIER !
    Mein Herz krampft sich schmerzhaft zusammen, meine Nackenhaare stellen sich auf. Ich kenne die Handschrift.
    Ich habe Vittorino gefunden.
    In der bedrückenden Enge ist der Gestank des Todes unerträglich. Ich muss würgen und halte die Luft an. Mühsam ringe
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