Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans
Autoren: Barbara Goldstein
Vom Netzwerk:
Mönch sich die Kapuze über den Kopf. »Seid Ihr in Todesgefahr?«
    Wieder wirft Vittorino einen Blick über die Schulter, seine vor Entsetzen aufgerissenen Augen blitzen auf. Das nachdrückliche Nicken kann der bretonische Mönch nur erahnen. »Erteilt mir die Absolution, Pater. Jetzt gleich.« Die Stimme senkt sich zu einem atemlosen Flüstern. »Satan verfolgt mich.«
    Monseigneur Saint-Michel, Erzengel Gottes!, fleht der maskierte Mönch erschüttert. Seit er vor drei Tagen auf dem Mont-Saint-Michel angekommen ist, hat Vittorino die Abtei und ihre berühmte Bibliothek erforscht. Codices, Schriftrollen und Manuskripte bis zum letzten Fetzen Pergament. Hat er das Buch der Geheimnisse des Satans gefunden? Und seine verborgenen Rätsel entschlüsselt?
    Erschrocken ringt der Pater nach Atem, als er den Schemen bemerkt, der hinter Vittorino lautlos die Stufen von der Krypta heraufkommt und zwischen den Säulen verschwindet.
    Ma Doue – mon Dieu, er hat es tatsächlich geschafft!, denkt der Pater traurig und verbirgt seine zitternden Hände in den weiten Ärmeln der schwarzen Kukulle, eines wallenden Mantels, den er über seinem Benediktinerhabit trägt. Wird das Morden denn niemals enden?
    Er sinkt auf die Knie. Die Kälte des Steinbodens dringt durch den dicken Wollstoff. Der Felsen, auf dem die Kirche genau an der Stelle errichtet worden ist, wo der Erzengel den Teufel besiegte, fühlt sich fest und unverrückbar an. Ein leichter Weihrauchduft weht von der Krypta herauf in die Kirche. Und noch etwas anderes glaubt er zu riechen. Etwas Metallisches. Wie Kupfer auf der Zunge schmeckt. Es ist Blut.
    Der maskierte Mönch schließt die Augen und bereitet sich auf seine Aufgabe vor – seine Berufung durch Saint-Michel. Er zieht seinen Rosenkranz vom Gürtel und lässt die Perlen durch seine zitternden Finger gleiten.
    Vittorino bekreuzigt sich. »Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.«
    Der bretonische Mönch atmet tief durch und blickt über Vittorinos Schulter auf den Schatten, der sich langsam nähert. »Gott, der unser Herz erleuchtet, schenke Euch wahre Erkenntnis Eurer Sünden und seiner Barmherzigkeit.«
    »Amen.«
    »Bekennt nun Euren Frevel, Monseigneur.«
    Stockend beginnt Vittorino da Verona zu sprechen. Der Papst habe ihn, den Leiter des päpstlichen Geheimarchivs im Vatikan, zum Mont-Saint-Michel entsandt. Um die Morde aufzuklären. Und um das Testament des Satans zu finden.
    Also doch! Der Mönch keucht vor Entsetzen. Seine Bestürzung muss er nicht heucheln. Sein Blick huscht hinüber zu dem Schatten, der jetzt das Hauptschiff durchquert. »Das Testament des Satans?«
    Mit gepresster Stimme berichtet Vittorino, was er getan hat.
    Während der Pater den erschütternden Worten lauscht, glaubt er, sein Herz müsse stehen bleiben. Vittorino hat den Kodex des Teufels gefunden. Und das darin enthaltene Rätsel entschlüsselt. Er hat … Dieu soit avec nous – Gott steh uns bei! … Er hat den Schrein entdeckt.
    Was Vittorino getan hat, ist die unheilvollste und gefährlichste Sünde, die der Pater sich vorstellen kann. Eine Todsünde, bei der selbst Gott zögern würde, ihn davon zu erlösen. Ein Frevel, der mit einem schrecklichen Tod bestraft wird.
    Aufgewühlt wartet Vittorino auf die Absolution.
    Der alte Priester schweigt mit gesenktem Blick, traurig, zornig. Er kann nicht sprechen.
    Ein Keuchen entringt sich Vittorinos Kehle. »Pater?«
    Wie erstarrt kniet der Benediktiner auf den Steinfliesen der Abteikirche. Langsam schüttelt er den Kopf. Dann bekreuzigt er sich. Er kann Vittorino seinen gottlosen Frevel nicht vergeben. Er kann das ›Ego te absolvo‹ nicht sprechen.
    Aus den Augenwinkeln nimmt er wahr, dass die schwarze Gestalt in den Schatten des Seitenschiffs verschwindet.
    Vittorino sieht den Pater an und nickt. »Miserere mei Deus. Gott sei mir gnädig.« Mit einem verzweifelten Blick auf den Mönch springt er auf und flüchtet aus der Kirche.
    Der Schatten nähert sich und bleibt vor dem Mönch stehen. Der kommt ächzend auf die Beine und streicht seine Kukulle glatt.
    »Er hat den Schrein gefunden«, flüstert der Hüter der Lade trotz des nächtlichen Schweigegebotes nach der Komplet. Sein Gesicht ist blutüberströmt, sein Habit mit Staub bedeckt.
    »Du bist verletzt, Bruder.«
    Der Hüter winkt ab und fährt sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Er hat mich niedergeschlagen, als ich ihn überraschte, wie er sich über die geöffnete Lade beugte.«
    »Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher