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Das Teehaus im Grünen

Das Teehaus im Grünen

Titel: Das Teehaus im Grünen
Autoren: Mary Scott
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kleinlich. Du hast einen richtigen Wahrheitspieps, Lucy! Und man tut so selten etwas Gutes damit! Wahrscheinlich bist du so, weil ich gerade immer umgekehrt war.«
    »Darüber wollen wir nicht diskutieren. Es tut mir nur leid, daß ich ihm nicht erzählt habe, daß du bei mir wohnst, und daß ich ihm die Adresse nicht gegeben habe. Jetzt wird der arme Kerl wieder in das gräßliche Haus gehen und von der Vermieterin deine Adresse haben wollen; und die hat keine Ahnung!«
    »Ach, das tut mir ebenfalls leid! Ich hätte doch da bleiben und dir heraushelfen sollen. Aber eines ist doch gut: Er wird seine Bemühungen jetzt aufgeben, und das wäre ein Segen.«
    Doch sie hatte Alec Renton unterschätzt. Drei Tage später war er wieder da, an derselben Stelle, an der er sie das vorige Mal getroffen hatte; er musterte jeden Vorübergehenden ganz genau.
    Lucy legte ihre Hand auf den Arm ihrer Freundin. »Da ist er, und du läufst mir jetzt nicht davon. Diesmal wirst du den Dingen nicht ausweichen.«
    Der junge Mann blieb stehen, er errötete und brach los: »Entschuldige, Vicky, aber wo warst du denn? Ich bin in deine alte Wohnung gegangen, aber die Vermieterin wußte nicht, wo du jetzt wohnst. Warum hast du mich nicht wissen lassen, daß du nicht nach Australien fährst? Das einzige, was ich tun konnte, war, hier zu warten, um dich vielleicht zu erwischen.«
    Vicky sah Lucy an, als wollte sie sie um Verzeihung bitten, und sagte nach einer kurzen Pause: »Es tut mir leid, Alec. Aber genau gesagt, es ging alles so schnell. Ich meine, der Tod meiner Tante.«
    Lucy fiel ihr ins Wort. »Vicky wohnt in meiner Wohnung.« Sie gab ihm die Adresse und fügte hinzu: »Und wir arbeiten in demselben Büro.« Als Dreingabe nannte sie ihm die beiden Telefonnummern und sagte dann: »Aber jetzt müssen wir uns beeilen, sonst kommen wir zu spät.«
    Sie hatten den erstaunten Jüngling kaum verabschiedet, da brach Vicky los: »Lucy, wie konntest du nur so boshaft sein! Jetzt hat er die Adresse und die Telefonnummer. Es klang fast wie eine Einladung.«
    »So war es auch gemeint. Jetzt wird er kommen, und du kannst ihm alles erklären.«
    »Ich mag aber nicht. Es wäre zu hart für ihn. Ich verstecke mich in deinem Schlafzimmer; du kannst ihm dann sagen, ich wäre nicht da.«
    »Das tue ich bestimmt nicht. Vielmehr werde ich ihm genau sagen, wo du zu finden bist, und du wirst dem armen Teufel die Wahrheit sagen: daß du ihn nicht heiraten willst.«
    Das Ende war, daß doch Lucy diese Aufgabe zufiel. An dem Abend, an dem sie Alec über die Sachlage aufklärte, erkannte sie, daß er zwar kein Romantiker, aber ein Mann der Tat war. Er machte keine Umstände. Zweifellos waren seine Absichten ehrlich gewesen - nicht wie bei Brent, dachte sie mit einem schmerzlichen Lächeln.
    Als er erschien, sagte sie schnell: »Ich habe etwas zu besorgen; Sie müssen mich entschuldigen.« Sie ignorierte Vickys flehende Blicke und ließ die beiden allein.
    Sie glaubte, eine halbe Stunde würde genügen, um einen Mann abzuweisen; aber als sie nach dieser Zeit zurückkam, bewirtete Vicky den Jüngling gerade mit einer Tasse Kaffee und lächelte ihn freundlich an; man war der großen Frage also aus dem Wege gegangen.
    Kaum hatte ihre Freundin das Zimmer betreten, schien Vicky es furchtbar eilig zu haben: »Ich muß schleunigst fort! Du weißt doch, Lucy, diese Verabredung — es ist ganz wichtig...« Und ehe Lucy auch nur ein Wort zu sagen vermochte, war sie mit einem freundlichen: »Ade!« aus der Wohnung verschwunden.
    Zu Lucys Überraschung und Enttäuschung machte der junge Mann keine Anstalten, ihr zu folgen. Die peinliche Aufgabe blieb also doch ihr überlassen. Nun, sie würde es kurz machen.
    Verdutzt sagte er: »Sie müssen mir verzeihen, Miss Avery, manchmal habe ich den Eindruck, daß ich Vicky überhaupt nicht verstehe.«
    »Das kann ich mir denken«, antwortete sie gelassen. »Ich verstehe sie ganz gut. Ich kenne sie seit ihrem vierzehnten Lebensjahr.«
    »Warum gibt sie mir keine klare Antwort, wenn ich sie frage, ob sie mich heiraten will?«
    »Weil sie nicht daran denkt, Sie zu heiraten. Aber sie wagt es nicht, Ihre Gefühle zu verletzen. Sie hat eben ein weiches Herz, und deshalb erzählt sie, was ihr gerade einfällt, lauter kleine Flunkereien. Sie hatte gar nicht die Absicht, nach Australien zu gehen, und ihre Tante lebt heute noch.«
    Wenn das nicht reicht, kann ich dir auch nicht helfen! dachte sie im stillen.
    Erwurde krebsrot. »Dann, zum Teufel
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