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Das Teehaus im Grünen

Das Teehaus im Grünen

Titel: Das Teehaus im Grünen
Autoren: Mary Scott
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— warum sagt sie’s nicht?«
    »Weil sie gern aus Gutmütigkeit schwindelt. Sie will überhaupt nicht heiraten, aber sie dachte, Sie wären vielleicht gekränkt darüber. Deshalb hat sie Ihnen etwas vorgemacht.«
    »Sie ist also eine Lügnerin!«
    So ist’s recht, dachte Lucy, endlich wird ihm alles klar. »Ja, ja, so ist das nun einmal. Sie würde niemals lügen, wenn sie selbst etwas Dummes angestellt hat, auch nicht, um jemandem Kummer zu machen. Aber sie kann an diesen harmlosen Schwindeleien einfach nichts Schlimmes finden. Sie lacht bloß und meint, das sei doch nicht bös gemeint.«
    Jetzt war Alec Renton wirklich wütend. »Sie meinen, sie hat diese alberne Geschichte von Australien nur erfunden, weil sie mir nicht die Wahrheit sagen wollte?«
    »Ja.« Dann kam Lucy plötzlich ein Einfall. »Sie müssen zugeben, daß es schwierig ist, mit ihr verheiratet zu sein. Sie meint es gut, aber es gibt auch viele Aufregungen.«
    »Den Eindruck habe ich auch!« fauchte er wütend. »Lügen kann ich nicht ausstehen. Man weiß nie, wie man dran ist.«
    »Das stimmt«, erwiderte Lucy, wobei sie auch nicht ganz aufrichtig war; denn sie selbst wußte immer genau, wie sie mit Vicky dran war. »Im ganzen sind Sie doch noch ganz gut davongekommen.«
    Das war natürlich Unsinn; denn Lucy war überzeugt, daß der Mann, der Vicky einmal heiraten würde, auch glücklich werden würde. Vorausgesetzt freilich, daß sie ihn liebte und ihm deshalb stets die Wahrheit sagen würde.
    Aber sie war doch erleichtert, als der junge Mann nach einer langen Pause erklärte: »Ich glaube, Sie haben eine gute Tat getan, Miss Avery. Ich danke Ihnen. Ich möchte jetzt gehen, und Sie können Vicky ausrichten, daß sie sich für mich keine weiteren Lügen auszudenken braucht.«
    Mit dem größten Vergnügen überbrachte Lucy diese Botschaft, als Vicky von ihrem, wie sie sagte, sehr anstrengenden Spaziergang zurückkehrte. Zu ihrer Überraschung und Enttäuschung war Vicky nicht im mindesten beleidigt. Sie lachte erleichtert und meinte: »Wie klug du doch bist, Lucy! So ehrlich und gerade! Ich bewundere dich!«
    »Und warum machst du’s nicht ebenso?«
    »Ach, ich könnte das einfach nicht. Sicherlich bist du meinetwegen so auf die Wahrheit versessen. Ich habe wirklich einen sehr guten Einfluß auf dich.«
    »Na gut, Alec hätten wir also geschafft. Er war noch nicht einmal allzu tief gekränkt. Er fühlte sich vielmehr abgestoßen.«
    Das würde Vicky doch wohl treffen? Kein Mädchen möchte, daß sich ein Mann abgestoßen fühlt! Aber Vicky meinte nur: »Ist das nicht fein? Um alles in der Welt hätte ich es nicht über mich gebracht, ihn zu verletzen, weil er doch so sensibel ist. Jetzt wollen wir aber essen. Nach all diesen Aufregungen habe ich einen Wolfshunger.«
     
     
     

3
     
    Lucy war mit sich selbst unzufrieden: trotz Vickys Gesellschaft konnte sie ihre innere Harmonie nicht wiederfinden. Noch schlimmer — sie, die an ihrer Arbeit stets so interessiert gewesen war, fühlte sich jetzt gelangweilt. Fünf Tage in der Woche, von neun bis nachmittags um fünf oder noch länger, die gleiche Beschäftigung; immer dieselben Straßen mit den hohen Häusern, die einen nur hier und da ein kleines Stück Himmel sehen ließen; täglich die gleichen Geschäfte, die gleichen Gesichter! Eines Tages machte sie sich über sich selber lustig: »Ich kann doch wohl nicht gut ins Land meiner Kindheit flüchten, auf unsere Farm! Aber ständig sehne ich mich nach den weiten Flächen, die ich damals nur zu gern verließ.«
    »Seit ich dich kenne, hast du doch immer in der Stadt gelebt«, meinte Vicky. »Du hast mir zwar einmal erzählt, daß du bis zum Tod deines Vaters auf einer Schaffarm gelebt hast; aber ich konnte mir dich nie auf dem Lande vorstellen.«
    »Ein richtiger Stadtfrack. Dafür habe ich mich auch immer gehalten. Und jetzt merke ich erst, wie schön und friedlich es da draußen war. Wahrscheinlich wäre ich kreuzunglücklich, wenn ich wieder dort leben müßte; aber wenn es im Büro so stickig ist und das Telefon pausenlos klingelt, habe ich doch Sehnsucht danach. Aber weißt du, was wir machen? An einem schönen Wochenende fahren wir aufs Land. Übernachten können wir in einem Motel.«
    »Das wäre herrlich. Wo soll’s denn hingehen?«
    »Irgendwohin. Es ist höchste Zeit, daß ich aus meinem Alltagstrott herauskomme. Du hast inzwischen eine Unmenge Abenteuer erlebt; ich nicht. Wir fahren einfach der Nase nach und finden dann schon eine
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