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Das taube Herz

Titel: Das taube Herz
Autoren: Urs Richle
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Automaten, den Schreiber, den Zeichner und die Musikerin, abgekauft hatte. Aber noch niemand hatte bisher eine schlüssige und überzeugende Erklärung geliefert, wann und wie die Grande Dame vom Jura aus nach Spanien und schließlich ohne die anderen Androiden nach Alexandria gelangt war, denn dort erstand sie Albert Géraux senior in seinen jungen Jahren bei einem Möbelhändler für ein paar lächerliche ägyptische Pfund. Dieser Fund hatte Albert Géraux’ Vater damals dazu bewogen, nach weiteren Werken Sovarys zu forschen, diese zu sammeln und sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Und nun war dieses Unternehmen, das mit dem Fund der Grande Dame seinen Anfang genommen hatte, mit ihrem Verschwinden auch wieder beendet.
    »Ersparen Sie sich unnötige Mühen«, sagte Albert Géraux junior noch und blickte den Polizeibeamten entschlossen an. »Es ist zwecklos. Sie werden die Grande Dame nicht finden. Denn dass diese Spieluhr und mit ihr ihre Geschichte nun aus unserem Museum gestohlen worden ist, mag Gründe haben, die bis in diese wirre, vom
Kampf um das Licht der Logik, die Mündigkeit des Verstandes und um die Säkularisierung des Wissens gezeichnete Zeit zurückreichen. Dem Kern der Grande Dame aber wird dieser Diebstahl nichts anhaben können. Denn ihr Herz schlägt weiter und weiter, solange das Rad der Zeit sich dreht.«

Quellenhinweise
    Die Geschichte des Uhrmachers und Automatenbauers Jean-Louis Sovary ist großteils meiner Phantasie entsprungen. Es gibt aber eine Reihe von Begebenheiten, die wirklich passiert sind, und Personen, die wirklich existiert haben. Auf folgende Quellen beziehe ich mich dabei:
    Die Reise, die der Uhrmacher Pierre Jaquet-Droz mit seinen Gehilfen im Jahr 1758 unternahm, um dem spanischen König seine Uhrwerke zu verkaufen, ist in Voyage de Pierre Jaquet-Droz à la cour du Roi d’Espagne 1758-1759 von André Tissot (Neuchâtel, 1982) dokumentiert.
    Pierre Jaquet-Droz ist auch der Erbauer der drei Androiden L’écrivain , Le dessinateur und La musicienne . Alle drei Automaten sind heute im Musée d’art et d’histoire in Neuenburg ausgestellt und werden dort einmal im Monat dem Publikum vorgeführt.
    Zur Geschichte der Uhrmacherei im Allgemeinen und im heute schweizerischen Jura im Speziellen gibt das Buch Le pays de Neuchâtel et son patrimoine Horloger (Editions de Chatière, Chézard-Saint-Martin, 2008) einen sehr guten Überblick. Dieses Buch wurde im Rahmen der Kandidatur von La chaux-de-Fonds und Le Locle als Stadtlandschaft der Uhrenindustrie für die Aufnahme in die Liste des Welterbes herausgebracht. Am 27. Juni 2009 wurde den beiden Städten durch das Komitee der Unesco sein
außergewöhnlicher Wert für die Menschheit im Rahmen der industriellen und landschaftlichen Entwicklung zugesprochen.
    Das Spiel des Kempelen’schen Schachautomaten gegen François-André Danican Philidor im Café de la Régence in Paris im Sommer 1783 und die Diskussionen rund um seine Funktionsweise sind inspiriert durch einen Brief von Friedrich Melchior von Grimm an Diderot, zitiert nach Der Türke von Tom Standage (Campus Verlag, Frankfurt a. M., 2002).
    Die Passage über die künstliche Erzeugung eines Homunculus zitiert nach Paracelsus stammt aus De generatione rerum naturalium von Theophrastus Paracelsus (in: Künstliche Menschen , Klaus Völker, (Hg.), Suhrkamp, Frankfurt a. M., 1994).

1. Auflage
    © 2010 beim Albrecht Knaus Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH Umschlaggestaltung: bürosüd, München
    Gesetzt aus der Goudy von Greiner & Reichel, Köln
     
    eISBN : 978-3-641-04896-9
    www.knaus-verlag.de
    www.randomhouse.de
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