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Das Tattoo

Das Tattoo

Titel: Das Tattoo
Autoren: Sharon Sala
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Erkenntnis überwältigte ihn noch immer. Er berührte sie sanft und atmete tief durch. Mit zitternden Fingern streichelte er vor sichtig ihren Arm, darauf bedacht, nicht gegen die Kanüle zu sto ßen. Er hatte es zwei Jahre lang nicht geschafft, die Erinnerung an sie zu begraben, doch nun, da sie wieder da war, wagte er kaum, neue Hoffnung zu schöpfen. Was würde sein, wenn sie wieder
    gesund war - falls sie je wieder gesund wurde? Würde sie bei ihm bleiben?
    Er plagte sich immer noch mit diesen Fragen, als Frankie fast gequält Atem holte. Clay schrak zusammen, dann sah er, wie sie die Augen aufschlug. Einen Moment lang wirkte sie panisch und wie von Entsetzen gepackt, dann aber entspannten sich ihre Ge sichtszüge wieder und ihre Lider senkten sich erneut herab.
    Er beugte sich zu ihr herunter, bis sein Mund nur Zentimeter von ihrem Ohr entfernt war.
    „Was ist passiert, Frankie? Warum bist du weggelaufen?”
    Sie stöhnte.
    Als er eine Träne ihre Wange hinabrinnen sah, brach es ihm fast das Herz. Sacht näherte er sich ihrem Gesicht und küsste seit mehr als zwei Jahren zum ersten Mal die Frau, die seine Ehefrau war.
    Stunden vergingen. Stunden, in denen sich Clay alles Mögliche ausgemalt hatte. Aber ganz gleich, wie er sich ihre Abwesenheit und die rätselhafte Rückkehr auch zu erklären versuchte, es ge lang ihm einfach nicht.
    Die Tür zu Frankies Krankenzimmer ging auf und Carl Willis, der behandelnde Arzt, betrat den Raum.
    „Ah, da sind Sie ja, Mr. LeGrand. Ich habe Sie schon ge sucht.”
    Clays Herz begann schneller zu schlagen. „Haben Sie Unter suchungsergebnisse?”
    „Die meisten.”
    Clay, der unbewusst die Hände zu Fäusten ballte, trat einen Schritt vor. „Um was für eine Droge handelt es sich?”
    Dr. Willis zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht, was sie sich gespritzt hat, aber zu den gängigen Betäubungsmitteln gehörte es
    sicher nicht. Hinzu kommt, dass ihre Symptome so eigentümlich sind. Das Einzige, was wir bestimmen konnten, waren Spuren von Beruhigungsmitteln. Hatte Ihre Frau früher Schlafprobleme?”
    Clay war sichtlich irritiert. Keine Drogen? Was aber versetzte Frankie dann in diesen Zustand? Er drehte sich um und schaute zu seiner Frau, während er versuchte, diese Information zu ver dauen.
    „Mr. LeGrand?”
    Clay schrak zusammen. „Entschuldigung, was haben Sie ge sagt?”
    „Ich fragte, ob sie an irgendeiner Form von Schlaflosigkeit litt.”
    „Nein … nein, nicht, dass ich wüsste.” Er legte wieder eine Hand an ihre Wange. Er wünschte sich so, dass sie aufwachte. Sie sollte ihm erzählen, wo sie gewesen war. „Das heißt, Sie können mir wirklich gar nichts Konkretes sagen?”
    „Nun ja … Im Moment erholt sie sich von einer schweren Gehirnerschütterung. Außerdem hat sie Prellungen an Rücken und Schulter, die sie sich bei einem Verkehrsunfall zugezogen ha ben könnte.”
    Clay fiel ein, was Frankie gesagt hatte, bevor sie ohnmächtig geworden war. Vorsicht, der Bus! „Können Sie einschätzen, wann es passiert ist?”
    Während der Auswertung der Untersuchungsergebnisse, war Dr. Willis von den beiden Detectives über die Geschichte des Paares aufgeklärt worden. Er erinnerte sich, über Clay LeGrand gelesen zu haben und musste zu zugeben, dass auch er den Mann wie so viele andere verdächtigt hatte, möglicherweise einen Mord begangen zu haben, obwohl man die Leiche nie gefunden hatte. Nachdem er es nun jedoch besser wusste, war auch sein Interesse an der Geschichte der Frau geweckt.
     

„Sie hat eine kleine Platzwunde am Kopf, die noch sehr frisch ist, deshalb nehme ich an, innerhalb der letzten drei Stunden.”
    Bei dem Gedanken, wie wütend er offensichtlich zu Unrecht auf sie gewesen war, wich Clay alle Farbe aus dem Gesicht.
    „Wird sie wieder gesund werden?” fragte er mit bebender Stimme.
    Dr. Willis ließ sich Zeit mit einer Antwort.
    Clay verspürte ein flaues Gefühl im Magen. „Was ist?”
    Willis seufzte. „Falls es keine unvorhergesehenen Komplika tionen gibt, rechne ich damit, dass es ihr körperlich bald wieder gut gehen wird.”
    Clays Magen verkrampfte sich noch ein bisschen mehr. „Nur körperlich?”
    „Wenn ich Sie richtig verstanden habe, sagten Sie, dass sie Ih nen verwirrt erschien.”
    „Nun ja … sie wirkte schon sehr durcheinander”, murmelte Clay.
    Willis nickte. „Wir müssen jetzt einfach abwarten. Es kann durchaus sein, dass sie sich momentan tatsächlich an nichts erin nert. Sie hat eine
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