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Das Tattoo

Das Tattoo

Titel: Das Tattoo
Autoren: Sharon Sala
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hatte.”
    Dawsons Blick fiel auf Frankies Arme.
    „Ich will verdammt sein”, entfuhr es ihm.
    Ramsey sah seinen Partner kritisch Von der Seite an, dann schob er die Hände in seine Hosentaschen. „Hören Sie, Mr. Le Grand, es tut uns Leid. Wir haben Sie nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst, aber Sie wissen ja, wie es ausgesehen hat.”
    Clay stand auf. „Ja, und ich weiß auch, wie es von meiner Warte ausgesehen hat.”
    Zum ersten Mal, seit Clay ihn kannte, wurde Dawson rot. Er streckte Clay die Hand hin. „Ob Sie es annehmen oder nicht: Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen.”
    Plötzlich hörten sie durch die offene Tür aus dem Behand lungszimmer ein Stöhnen, gleich darauf schrie Frankie laut auf.
    Clay blieb vor Schreck fast das Herz stehen. Bevor ihn je mand aufhalten konnte, stürmte er in den Raum.
    „Sir, ich muss Sie bitten, draußen zu warten”, sagte eine Krankenschwester und versuchte, ihn aus dem Zimmer zu drän gen.
    Frankie stöhnte erneut auf: „Vorsicht, der Bus!” rief sie.
    Eines der Geräte, an die Frankie angeschlossen war, begann laut zu piepsen. Clay schaute entsetzt auf seine Frau und die sie umgebenden Apparaturen. Ehe er begreifen konnte, welches der Geräte ausgeschlagen hatte, wurde ihm die Tür vor der Nase zu geschlagen.
     
    3. KAPITEL
    Im Gegensatz zu dem hektischen Treiben auf dem Flur, war es Krankenzimmer angenehm ruhig. Clay stand mit dem Rücken zum Fenster und schaute auf seine Frau, die immer noch be wusstlos war. Seine Wut über das, was ihm als Verrat erschien, hatte sich längst in Sorge verwandelt. Ganz egal, was sie getan hatte, er würde ihr immer verzeihen. Er liebte sie. Würde sie im mer lieben. Auch wenn es diese Liebe nicht vermocht hatte, sie zu halten.
    Er seufzte und schaute in ihr wohl geformtes Gesicht mit der perfekten geraden Nase und diesem wunderschönen großen, sinnlichen Mund. So kannte er sie, seine Frau. Und doch wurde ihm in diesem Moment zum ersten Mal bewusst, dass er von ihrer Geschichte wenig wusste, und das, was ihm bekannt war, hatte sie ihm selbst erzählt.
    Mit vier Jahren wurde sie zur Vollwaise, und bis sie acht zehn war, lebte sie in Gladys Kitteridge House, einem Waisen haus in Albuquerque, Neumexiko. Anschließend war sie auf dem College in Denver gewesen, wo sie Bibliothekswissenschaften studiert hatte. Finanziert hatte sie sich die Ausbildung mit zwei Teilzeitjobs. Clay erinnerte sich noch genau, wie er das Steakhouse betreten hatte, in dem sie gejobbt hatte. Sie war so schlank, ja, fast dürr gewesen. Sie war damals mit einem voll beladenen Tablett an ihm vorbeigeeilt. Und sie hatte gelacht. Noch heute konnte er sich an das verräterische Ziehen erin nern, das er bei ihrem Anblick in seinen Lenden verspürt hatte. Er hatte sie vom ersten Moment an begehrt - noch bevor er ih ren Namen gekannt hatte. Er seufzte. Aber das war eine Ewig keit her. Es war vor diesem Verrat gewesen. Bevor seine Welt aus den Fugen geraten war.
    In Frankie schien es heftig zu arbeiten, denn die Muskeln in ihrer Wange zuckten und ihre Augenlider flatterten. Er fragte sich, ob sie wusste, wo sie war. Sie atmete langsam und flach. Ihre dunkle Haarfülle, die sich über das Kissen ergoss, betonte noch die Blässe ihrer Haut. Er runzelte die Stirn. Komm schon, bitte, wach auf, flehte Clay innerlich. Ob sie sich wirklich Drogen ge spritzt hatte? Ihre Symptome stimmten so wenig mit den klassischen Entzugserscheinungen überein. Aber was für eine andere Erklärung konnte es für die Einstiche geben? Und dann dieser seltsame Ausbruch, kurz bevor sie ohnmächtig geworden war. Sie hatte irgendetwas von einem Bus geredet. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?
    Er fuhr sich mit den Fingern durch die dunklen Haare und massierte seinen Nacken. Er wusste nicht, was mehr schmerzte, sein Kopf oder sein Herz. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass das passiert war. Andererseits kam Frankies unvermutete Rückkehr der Erfüllung eines Traumes gleich. Aber warum hatte sie ihn überhaupt verlassen? Die meisten Leute tauchten nicht gleich unter, wenn sie mit Drogen in Berührung kamen.
    Unbewusst beugte er sich weiter zu ihr herunter, wobei er sich wünschte, in ihren Kopf schlüpfen zu können. Er brauchte Erklärungen, nicht noch mehr Geheimnisse. Aber es gab keine offensichtlichen Antworten, sondern dauernd nur neue Fragen.
    Wie er sie so daliegen sah, spürte Clay, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete. Sie war tatsächlich wieder zurück, und diese
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