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Das Tattoo

Das Tattoo

Titel: Das Tattoo
Autoren: Sharon Sala
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ließ.
    „Ich weiß nicht”, sagte sie zögernd. „Mir ist irgendwie so ko misch.”
    Noch immer konnte Clay nicht reagieren. Er stand zweifellos unter Schock. In der Erwartung, nur Luft zu spüren, streckte er vorsichtig die Hand nach ihr aus. Doch gleich darauf spürte er ihr Handgelenk unter seinen Fingern und ihre Wärme, die in seinen eigenen Körper strömte.
    „Du lieber Gott”, flüsterte er wieder und packte sie bei den Schultern.
    „Frankie … Frankie … mein Gott, du bist es wirklich.”
    Sie runzelte die Stirn. „Hast du getrunken?”
    Statt zu antworten, setzte er sich neben sie aufs Bett, zog sie eng an sich heran und wiegte sie in den Armen.
    Eine Sekunde später jedoch stieß er sie unvermittelt wieder von sich. „Wo zum Teufel bist du gewesen?” fragte er mit tiefer, bebender Stimme, während er ihr forschend ins Gesicht schaute.
    Sie starrte ihn verständnislos an. „Du hast wirklich getrun ken.”
    Clay sprang abrupt auf. „Ich will Antworten, Francesca.”
    Frankie begriff noch immer nicht. „Was denn für Antwor ten?”
    Er starrte sie an, als ob sie den Verstand verloren hätte. „Für den Anfang würde es mir schon reichen, wenn du mir verraten könntest, wo du die letzten zwei Jahre warst.”
    Irgendwo in ihrem Hinterkopf dämmerten ihr dunkle Erin nerungen … beängstigende. Doch noch bevor ein richtiger Ge danke daraus werden konnte, waren die Bilder auch schon wieder weg. Ehe sie Zeit hatte zu antworten, griff Clay nach ihrem Arm und starrte schockiert auf die Einstichstellen. Er fühlte sich wie betäubt.
    „Drogen? Hast du Drogen genommen?”
    Verwirrt und entsetzt schaute sie ihn an. „Wovon redest du?”
    „Davon!” brüllte er und zeigte auf ihre Armbeugen.
    Sie fixierte die kleinen Blutergüsse, und wieder blitzten für ei nen Sekundenbruchteil diffuse Bilder in ihrer Erinnerung auf. Sie fuhr sich mit den Fingern über die Einstichstellen, ohne zu wis sen, was sie dazu sagen sollte. Als sie ihn wieder anschaute, spürte sie, wie ihr die Tränen kamen.
    „Ich nehme keine Drogen. Das weißt du ganz genau”, mur melte sie und schloss schnell die Augen, weil sich das Zimmer zu drehen begann.
    „Dann würde ich gern wissen, woher diese Einstiche kom men”, knurrte er, während er ihre Arme in den Lichtschein der Nachttischlampe zerrte. Sie stöhnte laut auf. Die Kopfschmerzen wurden so schlimm, dass ihr davon regelrecht übel wurde. Sie machte sich von ihm los und hielt sich mit beiden Händen den Kopf.
    „Mir ist nicht gut, Clay.”
    Er zitterte so stark, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte.
    „Himmel, Francesca, mir auch nicht. Da verschwindest du einfach für zwei gottverdammte Jahre aus meinem Leben, und dann bist du plötzlich mit der größten Selbstverständlichkeit wieder da, faselst irgendwas von nassen Kleidern und Essen ma chen, ganz so, als ob du nie fort gewesen wärst. Was ist passiert? Wo warst du?”
    Sie konnte nichts anderes tun, als ihn anzustarren. Sie be griff nicht, wovon er redete. Zwei Jahre? Was hatte er bloß dauernd mit diesen zwei Jahren? Er war doch nur ein paar Stunden weg gewesen. Doch bevor sie den Gedanken weiter verfolgen konnte, wurde ihr so schwindelig, dass sie die Augen schließen musste.
    Clay bemerkte ihr leichtes Schwanken und legte stützend den Arm um sie, bevor sie zur Seite fallen konnte. Innerhalb von Sekunden lag sie wieder im Bett und er wählte die 911.
    „Um was für einen Notfall handelt es sich?” fragte die weibli che Stimme in der Zentrale.
    Eine Sekunde lang konnte Clay nicht antworten. Eine Frau war nach Hause gekommen. Eine Frau, die spurlos” verschwun den gewesen war, war völlig überraschend wieder aufgetaucht. Er sammelte sich, und dann brach es aus ihm heraus: „Meine Frau ist bewusstlos. Ich weiß nicht, was mit ihr los ist, aber ich befürchte,
    sie könnte eine Überdosis genommen haben. Bitte … ich brauche Hilfe.”
    „Sir … atmet sie noch?” erkundigte sich die Frau in der Vermittlung.
    Clay beugte sich über Frankie und spürte die schwachen Atemzüge auf seiner Haut. Dabei schossen ihm die Tränen in die Augen.
    „Ja, ja, was soll ich tun?”
    Mit zitternden Händen befolgte er ihre Anweisungen.
    Oh, Gott, bitte, lass sie nicht sterben. Nicht hier. Nicht jetzt. Gib sie mir nicht zurück, nur damit ich zusehen muss, wie sie in meinen Armen stirbt.
    Ein paar Minuten später hörte er die Sirenen.
    „Der Krankenwagen”, sagte er, mehr zu sich als zu seiner be wusstlosen Frau.
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