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Das Tartarus-Orakel

Titel: Das Tartarus-Orakel
Autoren: Matthew Reilly
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Weiterleben belohnt wird. Aber das war ein Irrtum. Es sollte sich auf mich und Alexander beziehen – die Orakel. Es geht nicht darum, dass man willentlich in den Tod geht. Es geht darum, dass man sich freiwillig in den Hohlraum begibt, in die Arme von Anubis.
    Wenn ich mich aus freien Stücken hineinbegebe, würde ich überleben. Wenn ich unfreiwillig hineinginge, würde ich sterben. Aber wenn ich gar nicht reinginge, wäre das Ritual nicht vollzogen worden und ihr wärt alle gestorben. Und, na ja, ich wollte meine Familie nicht verlieren.«
    »Selbst wenn es darauf hinausgelaufen wäre, dass Zaid für alle Ewigkeiten die Macht erhält?«, sagte Pooh Bear ungläubig.
    Lily wandte sich mit funkelnden Augen an ihn.
    »Mister Zaid hätte niemals die Herrschaft erhalten«, erwiderte sie. »Als er mich ergriff, sah ich den Sand in seinem Jadekästchen.« Lily wandte sich an West. »Es war die Art Sand, die ich zuvor schon oft gesehen hatte. Er hat mich schon seit langem fasziniert. Er befand sich jahrelang in einem Glas auf einem Regal in Daddys Arbeitszimmer. Als ich ihn in Mr. Zaids Kästchen sah, wusste ich genau, was es war, und daher war mir klar, dass ich Mr. Zaid überhaupt keine Macht verleihen würde.«
    »Wusste del Piero das ebenfalls?«, fragte Pooh Bear. »Hat er Alexander deshalb wie einen kleinen Herrscher behandelt, ihn aufs Regieren vorbereitet. Wollte er, dass sich Alexander willentlich in den Hohlraum begibt?«
    »Ich glaube, ja«, sagte West. »Aber es ging noch um mehr. Del Piero war Priester, und er dachte wie ein Priester. Er wollte, dass Alexander das Ritual überlebt, aber nicht deshalb, weil er leben und herrschen sollte, sondern weil er einen Erlöser haben wollte, eine Art Galionsfigur, den Heros einer neuen, alles beherrschenden Religion. Eine neue Christusgestalt.«
    Unterdessen saß Wizard schweigend und mit gesenktem Kopf in einer Ecke der Kabine. Zoe war bei ihm und hielt seine Hand. Auch sie war schockiert über den Tod ihres Bruders Big Ears.
    Lily ging zu ihnen und legte ihnen die Hände auf die Schultern.
    »Es tut mir so Leid um Doris, Wizard«, sagte sie mit einem Ernst, der ganz und gar nicht ihrem Alter entsprach. »Und um Big Ears ebenfalls, Zoe.«
    Tränenspuren zogen sich über Wizards Gesicht; seine Augen waren feucht und gerötet. Erst auf der Plattform hatte er erfahren, dass Doris von Judah getötet worden war.
    »Sie ist gestorben, weil sie uns retten wollte«, erklärte Lily. »Weil sie uns sagte, dass wir abhauen sollen. Sie hat ihr Leben hingegeben, damit wir entkommen konnten.«
    »Sie war seit 45 Jahren meine Frau«, sagte Wizard. »Die wunderbarste Frau, die ich jemals kennen gelernt habe. Sie war mein Leben, meine Familie.«
    »Es tut mir so Leid«, sagte Lily.
    Dann schüttelte sie seine Hand und schaute ihm tief in die Augen. »Aber wenn du mich nimmst, bin ich jetzt deine Familie.«
    Wizard blickte mit feuchten Augen zu ihr auf … und er nickte. »Aber gern, Lily. Sehr gern sogar.«

    Ein paar Stunden später traf Wizard West allein in seinem Büro im hinteren Teil der Halicarnassus an.
    »Ich habe eine Frage an dich, Jack«, sagte er. »Was hat das Ganze zu bedeuten? Wir hatten vor, das Ritual des Friedens zu vollziehen, aber nun wurde das Ritual der Macht durchgeführt – zu Gunsten deines Landes. Kann man Australien eine derartige Macht anvertrauen?«
    »Max«, erwiderte West, »du weißt, woher ich komme. Du weißt, wie wir sind. Wir sind bestimmt keine Aggressoren oder Kriegstreiber. Und wenn mein Volk nicht weiß , dass es diese Macht besitzt, dann ist das meiner Meinung nach das bestmögliche Ergebnis – denn wir sind das Volk auf Erden, das sie zuallerletzt einsetzen würde.«
    Wizard nickte bedächtig.
    »Ich verrate es niemandem, wenn du nicht willst«, sagte West.
    »Abgemacht«, sagte Wizard. »Danke, Jack. Vielen Dank.«
    Die beiden Männer lächelten einander an.
    Unterdessen stieg die Halicarnassus weiter auf und nahm Kurs auf Kenia, in Richtung Heimat.

O’Shea Farm
    County Kerry, Irland
    9. April 2006,16.30 Uhr

    Zum zweiten Mal innerhalb von zehn Jahren fand in dem einsamen alten Farmhaus, das auf einem Hügel über dem Atlantischen Ozean stand, eine bedeutende Konferenz der Nationen statt.
    Ein paar neue Gesichter waren dabei, aber die hier Anwesenden vertraten die gleichen sieben Nationen, die schon an der ersten Zusammenkunft teilgenommen hatte. Zudem war ein weiteres Land hinzugestoßen: Israel.
    »Sie verspäten sich«, grummelte
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