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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)
Autoren: Marisa Brand
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Elisabeth Tudor töten wie das Wechselbalg, sonst werde die helle Themse bald vor Blut und Kadavern überfließen, unser herrlicher Palast zur Natterngrube werden und ...«
    »Psst«, zischte Nat. »Das reicht. Verwirr ihn nicht mit dummem Geschwätz.«
    »Dieser Mann ist irre, nicht ich«, zischte der Page erbost.
    »Und du hast den Verstand einer Erbse. Jedes Kind weiß, dass der Tudor-Palast nur Mörder und Höllengezücht hervorbringt.«
    »Das ist Majestätsbeleidigung und Blasphemie!«
    »Nein, das is die Wahrheit, und jetzt sei still und hör zu.«

2.
    G REENWICH P ALACE
    ZUR SELBEN S TUNDE
    Greenwichs Schlossgärten und die nahe Themse schwammen silbern im Mondlicht. Vom Meer kommend, strich eine salzige Brise über den Fluss, durchflüsterte die Apfelbäume und pflückte erste Blüten. Eine Nacht, wie gemacht für die Liebe.
    Und die Lust, dachte Marquis de Selve. Selbst auf die Betschwester, die er in dieser Nacht erwartete. Eine spröde Jungfer Rührmichnichtan des neuen Glaubens.
    Er wandte sich vom Bogenfenster ab und nahm von einem Mohrensklaven, um den ihn der halbe Hof beneidete, einen Becher entgegen. Er trank einen Schluck, verzog das makellose Gesicht und spie aus.
    »Sacre du nom! Dieser Wein ist eine Beleidigung für den Gaumen. Die Engländer verstehen nichts von Genuss. Ist der erträgliche Burgunder aus dem Keller des Königs schon verbraucht?«
    Sein Diener hob bedauernd die Schultern. »Seine Majestät hat seit Tagen keinen neuen geschickt. Und Lord Dudley ...«
    »Würde mir höchstens eine Kanne vergiftetes Ale aus der Spülküche zukommen lassen. Ihn beunruhigt, wie sehr König Edward mir zugeneigt ist.«
    »Es heißt, er liegt krank zu Bett.«
    De Selve hob spöttisch die linke Braue. »Wer? Der Donnerkeil der Reformation, der Wahrer des Reichssiegels, Englands erster Minister, Seine Gnaden der Herzog von Northumberland. Und Graf von Warwick? Kurz: unser geschätzter Speichellecker Lord Dudley?«
    Der Mohr schüttelte verwirrt den Kopf. »Nein, der junge König natürlich.«
    Natürlich. Das war nichts Neues, aber woher rührte die Krankheit? Und wie schwach war der fünfzehnjährige Thronerbe wirklich? Der Hof und halb Europa schwirrte vor Gerüchten. Die Ordnung der halben Welt – vielleicht der ganzen – hing vom dünnen Lebensfaden dieses Knaben ab. Zwei Halbschwestern standen bereit, um sein Erbe anzutreten. Die erzkatholische Halbspanierin Maria Tudor, Tochter von Heinrichs erster Frau Katharina von Aragon, und die undurchschaubare Protestantenfreundin Elisabeth, Tochter der zweiten Königin Anne Boleyn. Beide waren keine Freundinnen Frankreichs, und beide waren Frauen.
    Nach der Geburt seines Sohnes Edward hatte Heinrich der Achte beide Töchter, die verschieden waren wie Tag und Nacht, zu Bastarden erklärt. Auf dem Sterbebett hatte er sie und ihre möglichen Nachkommen jedoch wieder in die Thronfolge eingesetzt. Er hatte jedoch nicht mit dem frühen Ableben Edwards gerechnet. Was, wenn dieser Fall nun einträte? Welche der beiden Töchter würde der Kronrat und allen voran Lord Dudley favorisieren? Wichtiger noch: Galt es nun, Maria oder Elisabeth zu umwerben und rechtzeitig für einen französischen Gatten zu gewinnen?
    Er würde es herausfinden. Er musste es herausfinden. Von dieser Betschwester. Von Dudleys neuem Liebling Cass. Ein Lächeln umspielte de Selves vollendet schönen Mund, während er Patchoulikraut und Benzoeharz über einer Räucherpfanne zerrieb. Knisternd kräuselten sich die Blätter, zischend begann Harz zu vertropfen. Er würde einen Rosenkranz der Lust mit der Schwester beten!
    »Bring noch etwas Styrax«, wies er seinen Leibdiener an und deutete zu einem kostbar gearbeiteten Kasten. »Und versetze den verfluchten Wein mit Honig und einer Messerspitze Schlafmohn.« Was den Heiden in der Schlacht über alle Schmerzen hinweghalf, würde die eiserne Jungfrau in einen Himmel entführen. Zweifellos würde sie ihn nach dieser Nacht als ihren neuen Gott in Erinnerung behalten. Oder als den Teufel.
    Im Krieg wie in der Liebe war alles erlaubt, erst recht wenn beides untrennbar miteinander verbunden war. Nachdem sie ihren Leib hingegeben hatte, berauscht vom Duft der Begierde und vom Opium, würde die kleine Engländerin ihre letzten Geheimnisse preisgeben. Vielleicht gar aus Liebe? Das gefährlichste Rauschmittel für Weiber. De Selves Lächeln verwandelte sich in Verächtlichkeit.
    Lieber hätte er diese Schlacht der Erzfeinde auf dem Feld als im Bett
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