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Das Tao der Physik

Das Tao der Physik

Titel: Das Tao der Physik
Autoren: Fritjof Capra
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Leib alle Wesen sind,
der alle Wesen von innen lenkt,
das ist dein Atman (Seele),
5 der heimliche Lenker, der Unsterbliche.
    Die folgenden Kapitel zeigen, daß die Grundelemente der östlichen Weltansicht die gleichen sind, die auch die moderne Physik hervorbringt. Sie wollen geltend machen, daß östliche, allgemeiner gesagt: mystische Gedanken einen folgerichtigen und
relevanten philosophischen Hintergrund zu den Theorien der
modernen Naturwissenschaften liefern; ein Weltverständnis, in
dem die wissenschaftlichen Entdeckungen des Menschen mit
seinen geistigen Zielen und seinem religiösen Glauben völlig
harmonieren. Die beiden Grundthemen dieser Anschauung
sind die Einheit und der wechselwirkende Zusammenhang aller
Phänomene und die durch und durch dynamische Natur des
Universums. Je tiefer wir in die submikroskopische Welt eindringen, desto mehr wird uns klar, wie der moderne Physiker
gleich dem östlichen Mystiker jetzt die Welt als ein System untrennbarer, einander beeinflussender und in ständiger Bewegung befindlicher Komponenten ansieht, wobei der Beobachter ein integraler Bestandteil dieses Systems ist.
    Die organische,
»ökologische« Weltanschauung der östlichen Philosophien ist zweifellos einer der Hauptgründe für deren neuerliche, ungeheure Popularität im Westen, besonders
bei der Jugend. In unserer westlichen, immer noch von der mechanistischen, zersplitterten Weltansicht beherrschten Kultur
sieht eine wachsende Anzahl von Menschen diese Zersplitterung als den Grund für die weitverbreitete Unzufriedenheit in
unserer Gesellschaft an, und viele haben sich dem östlichen
Weg der Befreiung zugewandt. Interessanterweise, und vielleicht nicht sehr überraschend, haben diejenigen, die von der
östlichen Mystik angezogen sind, die das / Ching konsultieren
und Yoga oder Ähnliches praktizieren, im allgemeinen eine
deutliche anti-wissenschaftliche Einstellung. Sie sehen die Wissenschaft, speziell die Physik, als eine phantasielose, engstirnige Disziplin an, die für alle Übel der modernen Technik verantwortlich ist.
    Dieses Buch will das »Image« der Wissenschaft verbessern,
indem es zeigt, daß eine essentielle Harmonie zwischen dem
Geist östlicher Weisheit und westlicher Naturwissenschaft existiert. Es versucht aufzudecken, daß die Physik weit über die
reine Technik hinausgeht, daß der Weg - oder das Tao - der
Physik ein Weg mit Herz sein kann, ein Weg zu geistigen Einsichten und zur Selbstverwirklichung.
Wissen und Sehen 2
    Vom Unwirklichen führe mich zur Wirklichkeit!
Von der Dunkelheit führe mich zum Licht!
Vom Tod führe mich zur Unsterblichkeit!
Brihad-Aranyaka- Upanisch ade
    Bevor wir die Parallelen zwischen moderner Physik und östlicher Mystik studieren, müssen wir auf die Frage eingehen, wie
man eine exakte Wissenschaft einerseits, ausgedrückt in der
hochkomplizierten Sprache der modernen Mathematik, und
geistige Disziplinen andererseits, die hauptsächlich auf Meditation beruhen und behaupten, daß ihre Einsichten durch Worte
nicht übermittelt werden können, überhaupt miteinander vergleichen kann.
    Was wir vergleichen wollen, sind die Erkenntnisse von Wissenschaftlern und östlichen Mystikern bezüglich ihres Wissens
von der Welt. Um diesen Vergleich richtig anzusetzen, müssen
wir uns zuerst fragen, von welcher Art »Wissen« wir reden.
Versteht der buddhistische Mönch von Angkor-Vat oder
Kyoto unter »Wissen« dasselbe wie der Physiker von Oxford
oder Berkeley? Zweitens, welche Art von Erkenntnissen wollen wir vergleichen? Was ziehen wir aus den experimentellen
Daten, Gleichungen und Theorien einerseits und den religiösen
Schriften, alten Mythen und philosophischen Abhandlungen
andererseits heran? Dieses Kapitel soll diese beiden Punkte
klären: die Natur des behandelten Wissens und die Sprache, in
welcher dieses Wissen ausgedrückt wird.
    Durch die ganze Geschichte hindurch hatte man erkannt,
daß der menschliche Geist auf zwei Arten denken oder empfinden kann, die oft die rationale und die intuitive genannt und jeweils mit der Wissenschaft oder mit der Religion in Verbindung
gebracht werden. Im Westen wird die intuitive,
religiöse
Denkweise oft zugunsten der wissenschaftlichen, rationalen
Denkweise abgewertet, während die traditionelle östliche Einstellung gewöhnlich genau umgekehrt liegt. Die folgenden Behauptungen zweier großer Denker des Westens und des Ostens
über das Wissen zeigen das Typische der beiden Standpunkte.
Der Grieche Sokrates sprach den berühmten
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