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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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und donnerte ihn gegen die Wand. Mit jedem Schlag spürte er, dass er richtig lag. Sie mussten in diesem Raum sein. Sie würden in diesem Raum sein. Nur, ob sie noch lebten – das war fraglich.
    Schließlich war es Seal, der mit einem Vorschlaghammer die Steine zum Einsturz brachte. Intensiver Verwesungsgeruch schlug aus dem Raum. Er konnte unmöglich von einer Ratte stammen.
    Die Männer sprangen zur Seite und pressten sich neben dem Durchbruch gegen die Wand. Fast zeitgleich zückten sie ihre Waffen.
    »FBI!«, brüllte Seal in den Raum, hielt seine Pistole vor die Brust, daneben eine Stablampe. Er nickte zwei Männern zu, die sich neben das Loch hockten und die Waffen auf die Dunkelheit richteten. Ein anderer richtete einen Scheinwerfer in den Raum.
    Seal zählte leise bis Drei und sprang dann über die Steine. Die beiden Männer folgten ihm. Hiller hörte schnelle Schritte und Geräusche, als würden Duschvorhänge hastig zur Seite geschoben.
    »Scheiße!«, brüllte einer der Männer.
    Wieder hastige Schritte.
    »Sauber!«, brüllte Seal schließlich und die restlichen Männer sprangen durch den Durchbruch.
    Hiller betrat den Raum als Letzter. Der Boden war mit durchsichtiger Folie ausgelegt. An der Raumdecke waren an verrosteten Metallschienen graue Plastikvorhänge an weißen Ringen aufgehängt worden. Auf diese Art wurde der quadratische Raum von etwa fünf Metern Seitenlänge in mehrere Abschnitte unterteilt.
    Hinter dem ersten Vorhang befand sich ein länglicher Kunststofftisch . An die Wände war Folie geklebt worden und neben dem Tisch befand sich auf einem fahrbaren Regal ein Chirurgen-Besteck. Im Gegensatz zum Rest des Raumes reichte die Folie in diesem Abschnitt vom Boden über die Wände bis an die Decke und es entstand der Eindruck, dass hier ein luftdichter Raum eingerichtet worden war. Der Operationsraum.
    Daneben befand sich eine Holzliege, von der vier Seile an die Decke gespannt waren. An den Seilen befanden sich Lederriemen mit Klettverschlüssen. Die Physiotherapie.
    Im hinteren Eck stand ein Stuhl vor einem kleinen Holztisch. Auf dem Tisch lagen Mappen und Zettel. Unzählige Fläschchen – vermutlich Medikamente und Betäubungsmittel – standen und lagen am hinteren Ende der Tischplatte.
    Neben dem Stuhl lag eine Leiche. Verbrannt. Auch wenn man nicht erkennen konnte, um wen es sich handelte, wusste Hiller sofort, dass dies er verbrannte Körper Sandra Berington gehörte.
    Hinter dem letzten Vorhang waren vier Feldbetten aufgestellt worden. Neben drei der Betten standen Schuhe. Grüne, gelbe und orangefarbene Ballerinas. In den Betten lagen die Körper von Mädchen. Sie trugen Kleider, die farblich mit den Schuhen übereinstimmten. Ihre Körper waren abgemagert. Sie schienen zu schlafen, wirkten wie dünne Barbiepuppen in viel zu großen Kleidern.
    Seal hockte sich mit Tränen in den Augen neben eines der Mädchen. Brenda Williams. Seine Finger zitterten zu ihrem Hals. Er presste sie gegen die Schlagader, zuckte hoch und rannte zum nächsten Mädchen.
    »Krankenwagen!«, brüllte er, während er auch Vivian Hamada die Finger an den Hals legte. »Schnell!«
    Er hatte das dritte Mädchen erreicht. Peggy-Sue Andrews. »Sie leben!« Tränen rannen über seine Wange. »Alle drei!«
    Auch Hiller spürte, wie Tränen in seine Augen stiegen. Umso mehr, als sich Brendas Li der bewegten. Sie schien sehen zu wollen, dass ihre Qual nun endlich zu Ende war.
    Aber da war noch etwas. Etwas, das Hiller zuerst für eine Täuschung im Licht des Scheinwerfers hielt. Dann war er aber sicher. Er hockte sich zu Brenda. »He, Brenda. Es wird alles gut. Es ist vorbei.«
    Sie blinzelte schwach und versuchte sich zu ihm zu drehen. Hiller legte die Hand auf ihre Wange und starrte ungläubig auf die dünnen Beine. Er hatte sich nicht getäuscht.
    Soeben hatte Brenda ihr rechtes Bein ein paar Zentimeter hochgehoben und dabei ihre Zehen bewegt.
    Hiller lächelte und strich Brenda über ihre Haare. Dann nickte er und setzte sich neben dem Feldbett auf den Boden. Er versteckte sein Gesicht hinter den Händen und begann zu weinen, wie er noch nie in seinem Leben geweint hatte.

33
     
    Jack Reynolds Haus
    Eine Woche später
     
    Hiller stieg die Stufen in den Keller hinab und betrat den Raum, der mittlerweile leer geräumt war. Die Ermittlungsbeamten hatten alles mitgenommen und genauestens untersucht. Auch die Feldbetten, in denen man die Mädchen gefunden hatte.
    Den Kleinen ging es den Umständen entsprechend gut,
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